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Neuroökonomische Verhaltensforschung

Wie wir wissen, lässt sich das Ellsberg Paradox nicht mit herkömmlichen rationalen ökonomischen Annahme erklären, da sich die Teilnehmer meist irrational verhalten.Dass sich Menschen generell irrational verhalten, lässt sich gut an einem Ultimatumspiel erklären. Der erste Spieler, der Vorschlagende, kann 10€ mit dem zweiten Spieler teilen .

Ultimatum Spiel in extensiver Form

Er kann zwischen (0- 10) jegliche Summe vorschlagen. Der zweite Spieler wird über den Betrag informiert und kann entweder annehmen oder ablehnen. Falls dieser akzeptiert, wird die Summe unter den Spielern gleichermaßen aufgeteilt. Akzeptiert er nicht, erhalten beide 0 €. Die Spieltheorie besagt, dass im perfekten Gleichgewicht der zweite Spieler alle Beträge > 0 € annehmen soll, da er sonst Gefahr läuft, leer auszugehen (im Falle einer Ablehnung). Aufgrund dessen wird der Vorschlagende immer die kleinstmögliche Aufteilung anbieten und der zweite Spieler wird dieser annehmen. Im Gegensatz zu der Spieltheorie haben Experimente ergeben, dass niedrige Beträge (typisch unter 2€/3€) stets abgelehnt werden. [1]
Jedoch muss man den Unterschied zwischen Risiko und Ungewissheit erstmal verdeutlichen. Dieser Unterschied wird mit dem Ellsberg Paradox am deutlichsten illustriert. Nehme an, es gibt einen Deck mit 10 rote Karten und 10 blaue Karten und ein weiteres Deck mit 20 karten jeweils rot und blau, dessen Aufteilung jedoch unbekannt ist. Eine Wette auf die Farbe eines Deckes wird mit 10€ ausgezahlt, falls man richtig liegt und 0 wenn nicht. In Experimente wie dieser, wetten die meisten eher auf dem Deck, dessen Aufteilung bekannt ist als auf dem Deck dessen Aufteilung unbekannt ist.[2]

Mögliche Erklärung

Psychologie

Die psychologischen Mechanismen, die für Risikoaversion zuständig sind, haben gezeigt, dass der Mensch viel sensibler auf Geldverlust als auf Geldgewinne reagiert. Zusätzlich dazu haben Psychologen vorgeschlagen, dass der subjektive Nutzen im Zusammenhang mit anderen unerklärlichen und willkürlichen finanziellen Gesichtspunkten berechnet werden, die von weiteren psychologischen Prozessen festgelegt werden. Psychologen benutzen Beobachtung wie diese um zu argumentieren, dass der menschliche Entscheider mit einer besonders großen Angst vor Verlusten ausgestattet ist und dass er seinen Gewinn und Verlust in einen psychologischen Maßstab zueinander abwiegt.[1]

Neurobiologie

Neurobiologen nähern sich der Sache über einen anderen Weg an und versuchen das menschliche Verhalten durch Versuche an Vögeln zu verstehen: Auf ein Tablett legt man 5 Samen und lässt einen hungrigen Vogel immer wieder drauf zufliegen und diese Samen essen. Auf der neurobiologische Ebene nimmt die Studie von diesem Verhalten an, dass die visuelle Stimulierung der 5 Samen irgendwie durch das sensorische System des Tieres verbreitet sein muss, um die Orientierungskreisläufe zu aktivieren, was das Tier dazu bewegt, auf die 5 Samen zu zufliegen. Als nächstes wird dem selben Vogel erlaubt, zu einem zweiten Tablett zu fliegen, das von einem Stück Papier bedeckt wird. Wenn der Vogel das Papier verschiebt, findet er die Hälfte der Zeit 12 Samen und die Hälfte der Zeit gar nichts. Die Visuelle Stimulierung wird den Orientierungssinn aktivieren und in diesem Fall wird die Stärke der Stimulierung sowohl die Menge der Samen, als auch die Wahrscheinlichkeit, dass drunter Samen zu finden sind, widerspiegeln. Als letztes wird dem Vogel die Wahl zwischen den zwei Tabletts angeboten und die Beobachtung hat gezeigt, dass das Tier zu dem verdeckten Tablett fliegt. Eine normale neurobiologische Erklärung vermutet dass unter diesen Umständen die zwei verschiedene Verhaltenskreisläufe miteinander konkurrieren und in diesem Fall die Synapsen, die den Orientierungssignal zu dem bedeckten Tablett hervorrufen, stärker sind und aufgrund dessen das Verhalten bestimmen. Durch aktuelle Erkenntnisse haben wir herausgefunden, dass wir Menschen und Vögel vor 200 Millionen Jahren einen gemeinsamen Reptilien-Vorfahren hatten und diese Basisfunktion der Entscheidung essenziell gleich geblieben ist.[1]

Subjektives Verlangen

Die zentralen Konzepte in der modernen Ökonomie ist die Vorstellung von subjektivem Nutzen. Präferenzen müssen als subjektive Eigenschaften von dem Entscheider beschrieben werden. Überraschenderweise ist die Vorstellung, dass subjektive Präferenzen im Nervensystem unsere Handlungen bestimmen, erst seit Kurzem Teil des neurobiologischen Mainstreams. Glimcher und Rustichini halten dies für ein kritischer Fehler in neurobiologischen Studien, denn es ist essenziell, dass die Volkswirtschaftslehre, Psychology sowie die Neurowissenschaft eine gemeinsame phänomenologische Basis anerkennen, um eine reduktive Vereinheitlichung der Entscheidungswissenschaft zu erreichen.

In Platt und Glimchers´s Experimenten waren es den Rhesus Affen erlaubt, in einer einfachen wiederholenden Lotterie teilzunehmen, während die Aktivität der hinteren Parietallappen

hintere Parietallappen ist gelb unterlegt

beobachtet wird. Am Anfang jeder Runde werden zwei Punkte auf dem Bildschirm dargestellt, eins links und eins rechts, auf die der Affe schauen kann. Damit beginnt die Lotterie, eine Runde, bei der der Affe nicht genau weiß, ob sich hinter dem linken oder rechten Punkt eine Belohnung versteckt. Am Ende der Runde wird ein drittes Licht die Farbe entweder zu rot oder grün ändern, welche anzeigt welches der zwei Lichter eine Belohnung für diese Runde bereithält.

Der Affe erhält eine Belohnung, wenn er sich am Ende des Zuges zu dem ausgewählten Licht orientiert. Während die Affen diese Lotterie mehrere hundert Male durchspielen, haben Platt und Glimchers die relativen Wahrscheinlichkeit, dass der linke oder rechte Punkt gewählt wird und die Menge der Belohnung systematisch variiert. Diese zwei Variablen wurden ausgewählt, da ökonomische Theorien die Begehrtheit bewerten, indem sie den Wert und Wahrscheinlichkeit des Zuwachses in einigen subjektiven Methoden kombinieren.

Die Wissenschaftler haben herausgefunden, dass manche Parietalneuronen tatsächlich den Wert und Wahrscheinlichkeit der Verstärkung während jeder Lotteriephase kodieren. Unter dieser Bedingungen hat das Gehirn der Affen explizit etwas der ökonomischen Definition von Erwartungsnutzen oder Erwartungswert sehr ähnliches für jedes Licht in dieser Lotterieaufgabe kodiert. Nachfolgende Studien über menschliche Entscheidungsfindung mit Hilfe der Funktionelle Magnetresonanztomographie haben zu ähnlichen Schlussfolgerungen geführt.[2] Knutson und seine Kollegen haben außerdem gezeigt, dass Aktivitäten in dem menschlichen Striatium mit dem Ausmaß der monetären Belohnung jedes einzelnen durch eine Lotterie korreliert.

Studien besagen, dass der Grund, warum die Erwartungsnutzentheorie unter bestimmten Umständen versagen, wahrscheinlich daran liegt, dass der Wähler mehr als nur eine Bewertungsmethode auf der neurobiologischen Ebene benutzt. Diese Studien behaupten, dass ein auf Ungewissheit empfindliches Instrument mit dem Ausdruck von Emotionen assoziert. Möglicherweise, zumindest teilweise, ist der ventrolaterale präfrontale Cortex

ventrolaterale präfrontaler Cortex

für die Entscheidung unter bestimmten Bedingungen zuständig. Diese und andere Wissenschaftler haben gezeigt, dass Patienten mit einer Beschädigung in diesen Gehirnarealen Probleme haben, Entscheidungen in bestimmten Fällen zu treffen, unter anderem auch Schwierigkeiten bei der Planung ihrer Arbeit und dem Aussuchen von Freunden. Zusätzlich treffen diese Menschen oft Entscheidungen, die einerseits zu finanziellen, als auch zu persönlichen Verlusten führen können. Trotzt diese Beeinträchtigung zeigen Patienten mit beschädigtem ventrolateralem präfrontalem Cortex bei Intelligenz prüfenden Multiple-Choice-Tests normale Ergebnisse erzielen.

Aufgrund dieser Ergebnisse nehmen Forscher an, dass das Gehirn, um Entscheidungen zu treffen, auf andere Instrumente zugreifen muss, die womöglich zu unterschiedlichen und oft widersprüchlichen Möglichkeiten führen und sowohl gegenwärtige, als auch zukünftige Konsequenzen mit sich ziehen.

Wenn dieser andere Mechanismus alleine arbeitet, wird vermutet, dass er Entscheidungen hervorbringt, die langsamer und weniger effizient sind als diejenigen, welche von einem normal funktionierenden System hervorgebracht werden. Die Wichtigkeit vom emotionsabhängigen ventrolateralen präfrontalen Cortex für regelmäßige Entscheidungsfindung wurde von Experimenten bestätigt, bei dem ein Individuum gebeten wurde, eine Entscheidung zwischen einer Auswahl von Alternativen zu treffen, die zu einer monetären Belohnung führen, aber für welche die Wahrscheinlichkeit der Belohnung nicht spezifiziert wurde. Das ist genau die unklare Situation, die zu einem Ellsberg Paradoxon führt. Eine Abneigung gegenüber Ungewissheit oder Verlust, die ein gesundes Individuum besitzt und welche möglicherweise in vielen Situationen vorteilhaft ist. O´Doherty et al haben gezeigt, dass der ventrolaterale präfrontale Cortex verhältnismäßig mehr aktiv ist, wenn das Individuum aktiv über das Vorhandensein von Belohnung und Bestrafung während dieser unklaren Entscheidungsaufgaben informiert wird .[1]

Ultimatumspiel

Durch viele Experimente und Scans haben Wissenschaftler herausgefunden, dass Angebote, die beim Ultimatum Spiel abgelehnt werden, stets bestimmte Gehirnkreisläufe aktivieren, die mit emotionaler Erregung in Verbindung stehen(Inselrinde,dorsolaterale Präfrontaler Cortex,vorderen zingulärer Kortex).

die Inselrinde wird assoziert mit Abneigung, sowohl emotionaler, als auch physischer Natur
dorsolaterale Präfrontaler Cortex wird mit der Zielaufrechthaltung als auch mit der Ausführungüberwachung assoziert
assoziert mit Feststellung von kognitive Konflikte

Höchst interessant ist auch zu sehen, wann bestimmte Gehirnkreisläufe aktiviert werden. Zum Beispiel korreliert eine Aktivierung der Inselrinde positiv mit einer Ablehnung, d.h ein Vorschlag, der eine emotionale Erregung durch ein geringes Angebot hervorruft, korreliert mit einer Ablehnung. Zusammengefasst können wir sagen, dass ein Angebot, das wir möglicherweise als unfair betrachten, unseren emotionalen Gehirnkreislauf aktivieren, der mit einer Ablehnung korreliert. Wenn wir verstehen, wie diese Gehirnkreisläufe zu ihrer jeweiligen Schlussfolgerung kommen, können wir eines Tages Verhalten, das für die klassische Spieltheorie schwer vorauszusagen war, womöglich erklären.[1]




Einzelnachweise

  1. a b c d e P. Glimcher und A. Rustichini: 'Neuroeconomics: The Consilience of Brain and Decision. In: Science. Vol.306, 2004, S. 447–452.
  2. a b M. Hsu, M. Bhatt, R. Adolphs, D. Tranel und C. Camerer: Neural Systems Responding to Degrees of Uncertainty in Human Decision-Making. In: Science. vol 310, 2005, S.1680-16833.