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Die heilige Afra

Die Legende der Heiligen Afra soll sich um 304 abgespielt haben, als diese wegen ihrer Zugehörigkeit zum Christentum den Feuertod gestorben sein soll. Die Verehrung und der Kult um ihre Person setzten vermutlich schon in der Spätantike um die Mitte des 7. Jahrhunderts ein. Wohl um 565 herum gab es die erste literarische Erwähnung des Afrakults. Sie findet sich im Reisebericht des spätrömischen Dichters und Bischofs von Poitiers Venantius Fortunatus. Des Weiteren findet sich im Martyrologium Hieronymianum, einem Heiligenkalender aus dem 8. Jahrhundert, am 7. August ein Eintrag zu Afra. Sie ist die Schutzpatronin der Dirnen und Büßerinnen und wird bei Feuersnot angerufen[1].

Historischer Kontext und Christianisierung

Durch Kaufleute, Beamte und Soldaten gelangten erste Berichte über das Christentum in den süddeutschen Raum. Sichere Zeugnisse der Christianisierung stammen aus dem 4. Jahrhundert, der Zeit der letzten großen Christenverfolgung unter Kaiser Diokletian (284-305)[2].

Feiertag

Als offizieller Gedenktag wird am 7. August dem Martyrium der Heiligen Afra gedacht. Bis ins 19. Jahrhundert wurde auch der Tag ihrer Bekehrung am 26. Oktober gefeiert[3].

Leben

Die Legende spielt zur Zeit der diokletianischen Verfolgung. Bischof Narcissus und sein Diakon sind auf der Flucht und suchen Unterschlupf bei der stadtbekannten Prostituierten Afra in Augsburg. Durch den hohen Besuch ist sie so erschüttert, dass sie ihrem bisherigen Lebenswandel abschwören und zum Christentum übertreten möchte. Afra und ihre Mägde verbringen gemeinsam mit ihren Gästen nun die Nacht mit Beten und Psalmodieren. Am nächsten Tag sucht Afra ihre Mutter Hilaria auf und auch diese bittet beim Bischof um die Vergebung ihrer Sünden. Einige Tage später lassen sich Afra, ihre Mutter und die Mägde taufen. Als die Bekehrung der Afra bekannt wird, muss sie sich dem Richter Gajus stellen, und da sie das heidnische Opfer verweigert, wird sie zum Tode verurteilt. Auf einer Insel im Lech wird Afra verbrannt. Der unversehrt gebliebene Leib wird von Mutter Hilaria und den Mägden in einer Gruft bestattet. Als Richter Gajus davon erfährt, lässt er die Gruft in Brand stecken und so erleiden die Gefährtinnen Afras noch am selben Tag den Märtyrertod[4].

Die Passio S. Afrae stammt vermutlich aus dem Jahr 640, also mehr als 300 Jahre nach dem Geschehen, und hat die Form eines Gerichtsprotokolls, was üblich für lateinische Märtyrerakten ist. Hier wird das Magdalenenmotiv der sündigen Dirne, die sich bekehrt, deutlich, wie es in der christlichen Literatur der Spätantike beliebt war. Das sogenannte Magdalenenmotiv geht zurück auf Maria Magdalena, die als Sünderin und Prostituierte nach ihrer Bekehrung dem alten Leben abschwor und Jesus und seinen Jüngern folgte. Die Afrapassion ist damit ein Beispiel für die Erhöhung des Niedrigen und die Annahme des Verworfenen.

Ungeklärt bleibt unterdessen, was zuerst da war: Die Afrapassion oder der Eintrag ins Martyrolog. Eine weitere Frage bleibt offen: War Afra wirklich eine Dirne oder lässt sich dieser Beruf auf einen Übersetzungsfehler zurückführen? Im Martyrologium Hieronymianum ist am 7. August eine Afra verzeichnet. Es stellt sich die Frage, ob der Zusatz veneria ihr Gewerbe beschreibt oder aber als Name zu übersetzen ist[5].

Verehrung

Die Verehrung und der Kult um ihre Person setzten vermutlich schon in der Spätantike um die Mitte des 7. Jahrhunderts ein[6]. Wohl um 565 herum gab es die erste literarische Erwähnung des Afrakults. Sie findet sich im Reisebericht des spätrömischen Dichters und Bischofs von Poitiers Venantius Fortunatus[7].

Des Weiteren entwickelte sich die zwischen Friedberg und Augsburg-Hochzoll gelegene Kirche St. Afra im Felde, erstmals 1509 bezeugt, zur Wallfahrtskirche. Hier soll der Tradition nach der Ort des Feuertods der Märtyrerin gewesen sein. Dies lässt sich aber nicht historisch belegen, da in der Passio S. Afrae aus dem 7. Jahrhundert lediglich von einer Lechinsel die Rede ist.

Ikonografie

Der Baumstamm, an den Afra laut der Legende gefesselt war, ist das Attribut, das ihr am häufigsten beigestellt wird. Allerdings kommt dieses erst im 13. Jahrhundert auf. Diese Darstellung bezieht sich auf die Passio . Die bislang älteste bekannte Darstellung der Heiligen befindet sich aber in einer Handschrift der Pariser Nationalbibliothek aus den ersten Jahrzehnten des 11. Jahrhunderts. Diese Buchillustrationen beziehen sich auf die Conversio der Afra[8].

Als Hauptkennzeichen in der Afra-Ikonokrafie lassen sich der Baumstamm und das Feuer festmachen. Darstellungen aus dem Mittelalter und der Renaissance zeigen Afra meist im zeitgenössischen Gewand. Erst im 18. Jahrhundert spielt der Bezug zur aktuellen Mode keine Rolle mehr. Dabei ist eigentlich in der Passio ausdrücklich erwähnt, dass Afra das Martyrium nackt erlitten hat. Dies wird allerding nie umgesetzt. Es gibt einige wenige Darstellungen, die sie mit entblößter Brust zeigen, was allerdings nicht vor dem 17. Jahrhundert geschieht[9].

Historische Kritik

Neben den Schwierigkeiten, die die Lokalisierung des Martyriums der Heiligen Afra mit sich bringt, wird von einigen Historikern wie beispielsweise Bernhard Schimmelpfennig, auch die Existenz der Märtyrerin selbst angezweifelt. Die früheste Erwähnung des Afrakults geht auf den Dichter Fortunatus zurück, doch es ist zu bezweifeln, ob dieser je selbst in Rätien war. Aus seinen Lebensstationen ist gesichert, dass er von Norditalien in das östliche Frankenreich und von dort nach Poitiers gezogen ist. Schimmelpfennig zweifelt aber daran, dass er den Umweg in diese zur damaligen Zeit gefährlichen Gegend unternahm. Des Weiteren sind im Martyrologium Hieronymianum zum 5. bis 7. August in den drei ältesten Versionen verschiedene Afren genannt[10].

Thomas Groll hingegen sieht eine ganze Reihe von Umständen, die ihn an der Historizität der Heiligen festhalten lassen[11].

Sarkophag

Im Jahre 1064 wurde beim Neubau der Klosterkirche St. Ulrich und Afra ein Sarkophag mit einem durch Brandspuren gezeichnetem Leichnam gefunden[12].

Literatur

  • Ansbacher, Walter (Hg.): Hl. Afra. Eine frühchristliche Märtyrerin in Geschichte, Kunst und Kult, Augsburg 2004.
  • Dorn, Erhard: Der sündige Heilige in der Legende des Mittelalters, München 1967, S. 67-71.
  • Groll, Thomas: Die Wallfahrt nach St. Afra im Felde. In: Brugger, René (Hg.): Kirche, Kunst, Kultur. Geschichts- und kulturwissenschaftliche Studien im süddeutschen Raum und angrenzenden Regionen. Festschrift für Walter Pötzl zum 75. Geburtstag. Regensburg 2014.
  • Klotz, Sabine: Basilika St. Ulrich und Afra, Augsburg 2015.
  • Prinz, Friedrich: Mönchtum, Kultur und Gesellschaft, Beiträge zum Mittelalter zum sechzigsten Geburtstag des Autors, München 1989.
  • Scheidler, Walter: Augsburger Porträts, Augsburg 1983.
  • Schimmelpfennig, Bernhard: Afra und Ulrich. Oder: Wie wird man heilig? In: Kreuzer, Georg; Weiß, Stefan (Hg.): Papsttum und Heilige. Kirchenrecht und Zeremoniell. Ausgewählte Aufsätze, herausgegeben von Georg Kreuzer und Stefan Weiß. Neuried 2005, S. 409- 432.
  • Schimmelpfennig, Bernhard: War die heilige Afra eine Römerin? In: Kreuzer, Georg; Weiß, Stefan (Hg.): Papsttum und Heilige. Kirchenrecht und Zeremoniell. Ausgewählte Aufsätze, herausgegeben von Georg Kreuzer und Stefan Weiß. Neuried 2005, S. 433- 458.

Einzelnachweise

  1. Klotz, Sabine: Basilika St. Ulrich und Afra. Augsburg 2015, S. 35.
  2. Groll, Thomas: Die Wallfahrt nach St. Afra im Felde. In: Brugger, René (Hrsg.): Kirche, Kunst, Kultur. Geschichts- und Kulturwissenschaftliche Studien im Süddeutschen Raum und angrenzenden Regionen. Festschrift für Walter Pötzl zum 75. Geburtstag. Regensburg 2014, S. 239.
  3. Groll, Thomas: Die Wallfahrt nach St. Afra im Felde. In: Brugger, René (Hrsg.): Kirche, Kunst, Kultur. Geschichts- und kulturwissenschaftliche Studien im Süddeutschen Raum und angrenzenden Regionen. Festschrift für Walter Pötzl zum 75. Geburtstag. Regensburg 2014, S. 246.
  4. Dorn, Erhard: Der sündige Heilige in der Legende des Mittelalters. München 1967, S. 67–68.
  5. Ansbach, Walter (Hrsg.): Hl. Afra. Eine frühchristliche Märtyrerin in Geschichte, Kunst und Kult. Augsburg 2004, S. 36–37.
  6. Klotz, Sabine: Basilika St. Ulrich und Afra. Augsburg 2015, S. 34.
  7. Klotz, Sabine: Basilika St. Ulrich und Afra. Augsburg 2015, S. 46.
  8. Ansbacher, Walter (Hrsg.): Hl. Afra. Eine frühchristliche Märtyrerin in Geschichte, Kunst und Kult. Augsburg 2004, S. 81.
  9. Ansbacher, Walter (Hrsg.): Hl. Afra. eine frühchristliche Märtyrerin in Geschichte, Kunst und Kult. Augsburg 2004, S. 90.
  10. Schimmelpfennig, Bernhard: Afra und Ulrich. Oder Wie wird man heilig ? In: Kreuzer, Georg, Weiß, Stefan (Hrsg.): Papsttum und Heilige. Kirchenrecht und Zeremoniell. Ausgewählte Aufsätze. Neuried 2005, S. 423–424.
  11. Groll, Thomas: Die Wallfahrt nach St. Afra im Felde. In: Brugger, René (Hrsg.): Kirche, Kunst, Kultur. Geschichte- und kulturwissenschaftliche Studien im Süddeutschen Raum und angrenzenden Regionen. Festschrift für Walter Pötzl zum 75. Geburtstag. Regensburg 2014, S. 239.
  12. Schimmelpfennig, Bernhard: Afra und Ulrich. Oder: Wie wird man heilig ? In: Kreuzer, Georg, Weiß, Stefan (Hrsg.): Papsttum und Heilige. Kirchenrecht und Zeremoniell. Ausgewählte Aufsätze. Neuried 2005, S. 426–427.