L-Wert (Programmierung)
In der Programmierung wird innerhalb von Anweisungen zwischen L-Wert- und R-Wert-Ausdrücken unterschieden. Ein Ausdruck innerhalb einer Anweisung besitzt einen L-Wert, wenn der Ausdruck auf einen Speicherort verweist. Ausdrücke, die keinen L-Wert besitzen, sind R-Wert-Ausdrücke.
Ein L-Wert zeigt somit auf adressierbaren Speicher. Das L bedeutet, dass ein L-Wert-Ausdruck auf der linken Seite einer Zuweisung stehen kann. R-Wert-Ausdrücke dürfen nur auf der rechten Seite von Zuweisungen vorkommen. L-Wert-Ausdrücke sind häufig Bezeichner von Datentypen (Objekten), können jedoch auch als Funktionsaufrufe oder als Dereferenzierung von Feldern oder Zeigern vorkommen. Alle L-Wert-Ausdrücke haben zugleich R-Werte, aber nicht jeder R-Wert besitzt einen L-Wert.
Auch temporär auftretende Objekte, sogenannte Temporaries zählen zu den R-Werten. Betrachten wir als Beispiel folgende Anweisung: x = a + (b * c);
Hier entsteht als Zwischenwert das Ergebnis von b * c
. Wenn x, a, b, und c Objekte einer Klasse sind, kann es sein, dass mit b * c
ein temporäres Objekt (en: a temporary) entsteht, das bei der Zuweisung an x wieder zerstört wird. Um unnötiges Kopieren von Objektmembern zu vermeiden, bietet C++ den Move Constructor und den Move Assignment Operator an.
Beispiele
// C++ Quellcode
#include <iostream>
typedef unsigned long long ull;
int x; // benannter Speicherort, der als L-Wert-Ausdruck verwendet werden kann
int& f(int& variable) { return variable; } // benötigt L-Wert-Argument, gibt L-Wert zurück
int g(int wert) { return wert; } // gibt einen R-Wert zurück
int main()
{
x = 3; // x ist ein L-Wert-Ausdruck, 3 ein R-Wert-Ausdruck
f(x) = 5; // f(x) ist (hier) ein L-Wert-Ausdruck, 5 ein R-Wert-Ausdruck
// g(x) = 0; // funktioniert nicht, da g(x) kein L-Wert-Ausdruck ist
// x = f(100); // funktioniert nicht, da 100 kein L-Wert-Ausdruck ist
std::cout << "Der L-Wert von x ist " << reinterpret_cast<ull>(&x) << std::endl;
std::cout << "Der L-Wert von f(x) ist " << reinterpret_cast<ull>(&f(x)) << std::endl;
std::cout << "Der R-Wert von f(x) ist " << f(x) << std::endl;
// std::cout << "Der L-Wert von g(x) ist " << reinterpret_cast<ull>(&g(x)) << std::endl; // funktioniert nicht
std::cout << "Der R-Wert von g(x) ist " << g(x) << std::endl;
// -----------------------------------------------------------------
int feld[3] = { 11, 22, 33 };
int * zeiger = feld;
feld[2] = 1; // Arrayindexierung als L-Wert-Ausdruck
*(zeiger+2) = 0; // Zeigerdereferenzierung als L-Wert-Ausdruck
std::cout << "Der L-Wert von *(zeiger+2) ist " << reinterpret_cast<ull>(zeiger+2) << std::endl;
std::cout << "Der L-Wert von feld[2] ist " << reinterpret_cast<ull>(&feld[2]) << std::endl;
//------------------------------------------------
// Hier wird ein temporaeres std::string -Objekt benutzt. 'Temporaries' besitzen R-Werte
std::cout << "Das Wort \"Container\" besteht aus " << std::string("Container").length() << " Zeichen.\n";
}
Mögliche Ausgabe:
Der L-Wert von x ist 0x602194
Der L-Wert von f(x) ist 0x602194
Der R-Wert von f(x) ist 5
Der R-Wert von g(x) ist 5
Der L-Wert von *(zeiger+2) ist 0x7ffdf9ec0808
Der L-Wert von feld[2] ist 0x7ffdf9ec0808
Das Wort "Container" besteht aus 9 Zeichen.
Anhand der Ausgabe ist ersichtlich, dass die L-Werte die Speicheradressen der L-Wert-Ausdrücke sind.