Geopetalgefüge

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Fossile Wasserwaage

Geopetalgefüge sind Gefügemerkmale, die zur Bestimmung der zeitlichen Ablagerungsfolge von Sedimentgesteinen dienen. Unter Berücksichtigung des Stratigraphischen Prinzips sind sie wichtige Kriterien zur Unterscheidung von normal gelagerten und überkippten Strukturen.

Unterschieden werden folgende Haupttypen:

  • Interngefüge - Schichtmerkmale, die innerhalb einer Schicht zu finden sind
  • Externgefüge - Gefügemerkmale auf den Schichtflächen
  • Tektonische Gefüge - Beziehungen zwischen Schichtung und Schieferung

Interngefüge

Innerhalb einer Gesteinsschicht können als Merkmale der Lagerungsabfolge dienen:

  • gradierte Schichtung - vertikale Korngrössendifferenzierung
  • sessile Tiere im Sediment in Lebensstellung - z. B. Korallen
  • Wurmgrabgänge
  • teilgefüllte Hohlräume, vor allem in Fossilien, deren Füllung nach unten in Richtung der Schwerkraft weist. Damit können manchmal sogar nachträgliche Verkippungswinkel bestimmt werden ("fossile Wasserwaagen")
  • Schrägschichtung innerhalb der Schicht

Externgefüge

An Schichtgrenzen und auf den Schichtflächen dienen als Geopetalgefüge:

  • asymmetrische Strömungsrippeln (Rippelmarken)
  • Oszillationsrippeln
  • eingeregelte Muschelschalen, deren konvexe Seite "oben" anzeigt, da sie so von der Strömung verkippt werden
  • Trockenrisse - spitz zulaufende Keile weisen nach unten
  • Steinsalzpseudomorphosen - Abdrücke zeigen nach oben
  • Regentropfeneindrücke im Sediment
  • tierische Lebensspuren allgemein, soweit identifizierbar
  • Wurzelböden (Kohle)
  • Auswaschungsmarken
  • Belastungsmarken
  • Schleifmarken
  • Erosions- und Transgressionsdiskordanzen

Tektonische Gefüge

Für die Beziehung zwischen Schichtung und Schieferung gilt:

  • bei gleichsinnigem Einfallen von Schichtung und Schieferung
    • Lagerung normal, wenn die Schichtung flacher als die Schieferung einfällt
    • Lagerung überkippt, wenn die Schichtung steiler als die Schieferung einfällt
  • bei gegensinnigem Einfallen von Schichtung und Schieferung ist die Lagerung immer normal

Auch die Lagebeziehung von "drag-folds" zu einer Großfalte kann als Geopetalgefüge dienen.

Literatur

  • Bruno Sander: Beiträge zur Kenntnis der Anlagerungsgefüge (Rhythmische Kalke und Dolomite aus der Trias). Mineralogisch-Petrologische Mitteilungen, Band 48, 1936, S. 28–209
  • Robert R. Shrock: Sequence in layered rocks - a study of features and structures useful for determining top and bottom or order of succession in bedded and tabular rock bodies. New York 1948, 507 S.
  • B. Hückel & Volker Jacobshagen: Geopetale Sedimentgefüge im Hauptdolomit und ihre Bedeutung für die tektonische Analyse der Nördlichen Kalkalpen. Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft, Band 113, 1961, S. 305–310
  • Adolf Seilacher: Preservational history of Ceratite shells. Palaeontology, Band 14, 1971, S. 16–21