Diskussion:Franz Xaver Stahl

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Stahl im Dritten Reich

Weitgehend unklar ist mir bei der Recherche zu diesem Artikel leider bislang die genaue Rolle Stahls im dritten Reich geblieben, da die Quellen hier nur sehr wenig konkretes und belastbares Material liefern.

Stahl war regelmäßig in der Großen Deutschen Kunstausstellung vertreten und bekam laut Personallisten der Akademie der bildenden Künste in München in ebendieser schon 1941 eine – offenbar reguläre Professur – zugesprochen. Dies deutet auf eine gewisse politische Nähe zu den damaligen Machthabern und deren Ideologie hin, denn sicher wurde man zu dieser Zeit nicht leicht Lehrer und Professor an der Kunstakademie, ohne die entsprechenden Empfehlungen vorweisen zu können. Doch ob Stahl jemals aktives Parteimitglied gewesen ist, geht aus keiner der mir bislang vorliegenden Quellen hervor.

Der Feststellung, dass diese Professur üblich und regulär zugewiesen worden sei, widerspricht allerdings Ernst Klee in seinem Kulturlexikon zum dritten Reich und behauptet, Stahl hätte die Professur erst im Jahr 1943 auf Betreiben Goebbels erhalten und sei bis dahin – in welcher Funktion auch immer – lediglich „Leiter der Tiermalklasse“ gewesen. Aus den Listen der Kunstakademie geht allerdings eine solche Einschränkung nicht hervor und Klee nennt den ausgebildeten akademischen Kunstmaler Stahl im gleichen Absatz auch abschätzig einen „Bauernmaler“. So ist leider nur schwer einzuschätzen, was hier Fakt und was möglicherweise ideologisch gefärbte Fiktion ist.

Sicher ist allerdings gemäß der Chronik der Kunstakademie München, dass Stahl nach dem Ende des zweiten Weltkrieges im Oktober 1945 auf Betreiben der amerikanischen Militärregierung zusammen mit einer Reihe anderer Professoren aus seiner Position als Professor der Akademie „entlassen“ worden ist. Betroffen waren hiervon „ehemalige NSDAP-Mitglieder und Nazi-Künstler“. War er nun Parteimitglied oder nicht? Zu vermuten ist es wohl. Gebraucht wird hier übrigens der Terminus „Entlassung“. Es scheint sich also nicht um eine ordentliche Emeritierung gehandelt zu haben. Ein Indiz dafür geht aus dem folgenden Vorgang hervor: Als am 03.07.1978 – ein Jahr nach seinem Tod – vom Rat der Stadt Erding eine Straße nach ihm in „Professor Stahl Straße“ umbenannt wurde, erbat seine Witwe kurz darauf, diese Namensnennung in „Franz Xaver Stahl Straße“ zu ändern, was vom Erdinger Stadtrat dann auch bereits am 24.01.1979 vollzogen wurde.

Stahl selbst lebte in den Jahren nach seiner Entlassung aus der Akademie, die er wohl schon als sehr verletzend empfunden hat, in seiner Heimatstadt Erding recht zurückgezogen und strebte nie wieder ein öffentliches Amt an. Seinen überlieferten Bildwerken selbst ist in keiner Phase seines Schaffensweges eine ideologische Mission anzusehen. Sein Werk passte nach Art und Inhalt sicherlich gut zur Blut und Boden-Ideologie der Nazis, doch scheint diese Ideologie seine Themenwahl niemals geführt zu haben. Stahl malte eben Tiere und ländliche Szenen. Er tat dies gleichermaßen vor der Nazizeit, als auch danach.

So besteht durchaus die Möglichkeit, dass da einer, der einfach zu gut passte, vor den ideologischen Karren seiner Zeit gespannt wurde, ohne dass er eigentlich die entsprechenden Ambitionen verfolgte. Natürlich: Stahl entstammte einfachen Verhältnissen und kam vom Land. Da war er vermutlich schon auch empfänglich für das Lob und die Gunst der gerade herrschenden Elite. Aber ich bezweifle nach dem mir vorliegenden Material, dass er jemals mehr war als nur ein Mitläufer und in gewisser Weise eben auch Profiteur der damaligen Zeitläufe. Merlinor disk 22:01, 27. Jun. 2011 (CEST)