Benutzer:HerrAdams/Musik/Harmonie (Orchesterform)
Eine Harmonie, auch bezeichnet als Harmonieorchester oder Harmoniemusik, ist eine vor allem im Benelux und der Schweiz verbreitete Form des Blasorchesters. Im Gegensatz zur dort ebenfalls verbreiteten Fanfare (Orchesterform) und Brass Band besitzt ein Harmonieorchester neben Blechbläsern, Saxofonen und Schlagwerk auch Flöten und Klarinetten.
Die Bezeichnung hat ihre historischen Wurzeln in der Harmoniemusik des 18./19. Jahrhunderts.
Gleichbedeutend mit Harmonieorchester verwendet man heutzutage auch die Bezeichnung "Sinfonisches Blasorchester". Auch hier übernehmen die Klarinetten den Part der Violinen. Je nach Werk kann zusätzlich ein E-Bass oder ein Klavier integriert werden.
Eine Concert Band, auch bezeichnet als Wind Band, Symphonic Band, Symphonic Winds, Wind Orchestra, Wind Symphony, oder Wind Ensemble, ist eine Form des Blasorchesters, die besonders in Nordamerika verbreitet ist. Die Besetzung besteht aus Holzblasinstrumenten, Blechblasinstrumenten und Instrumenten aus der Schlagzeug-, Stabspiel- und Percussionfamilie. Zum Repertoire gehören – je nach Ausrichtung des Orchesters – Originalkompositionen, Arrangements klassischer Werke und Unterhaltungsmusik. Die Besetzung einer Concert Band hat Ähnlichkeit mit der Marching Band, sie kann aber dadurch abgegrenzt werden, dass sie vorrangig Konzerte spielt. Als Wind Ensemble bezeichnen sich Orchester mit besonders sinfonischer Ausrichtung.
Concert Bands existieren in Nordamerika an Universitäten, als Militärorchester, freie Berufsorchester, Stadtorchester, Schulorchester oder als freie Laienorchester.
Die heute übliche Standardbesetzung eines sinfonischen Blasorchesters in den Benelux-Staaten und Deutschland sowie mit Abwandlungen in Österreich ist unten dargestellt. Die Anzahl der Stimmen variiert je nach Stück (nicht immer verlangte Stimmen sind in Klammern gesetzt), je nach Komposition werden weitere Instrumente verlangt. Im Lauf der Zeit entwickelt und entwickelte sich die Besetzung jedoch immer weiter (siehe dazu auch die Anmerkungen).
Die Besetzung einer Concert Band ist nicht einheitlich festgelegt, verschiedene Komponisten ergänzen einzelne Stimmen oder verzichten darauf. Sie unterscheidet sich in einigen charakteristischen Merkmalen vom traditionellen Blasorchester im deutschsprachigen Raum. Insbesondere werden Trompeten und Kornetts dem Flügelhorn vorgezogen, es werden Waldhörner statt Es-Hörnern eingesetzt und Euphonien anstelle von Tenorhörnern.
Instrumente in Klammern sind weniger stark verbreitet, sie werden gelegentlich durch Stichnoten in anderen Stimmen eingezeichnet:
Zudem gibt es historisch, regional bzw. national mehr oder weniger große Unterschiede in der Besetzung, so gibt es beispielsweise in der bayerischen Blasmusik keine Piccoloflöte, deren Funktion wird durch die Es-Klarinette übernommen. Manchmal werden in einzelnen Kompositionen Instrumente gefordert, die nicht der Standardbesetzung des symphonischen Blasorchesters entsprechen. Beispiele hierfür sind:
e eng mensuriert
w weit mensuriert
1 Sehr lange waren Flöten und Piccolos in Des im Gebrauch, da auf den alten Flöten vor der Böhmflöte die Kreuztonarten leichter spielbar sind und bei Kompositionen für Blasorchester – aus Gründen der reineren Intonation bei Blechblasinstrumenten in B – B-Tonarten bevorzugt wurden. Sogar Böhmflöten in Des wurden noch bis in die 1970er-Jahre angeboten, sukzessive aber von C-Instrumenten verdrängt. Heute trifft man kaum noch auf diese Instrumente, alte Notenbestände enthalten aber immer noch Des-Stimmen, weshalb von Militärmusikern erwartet wird, dass sie diese Stimmen transponieren können.
2 Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts gehörte das Saxophon nicht zur Standardbesetzung der Blasorchester. Die Tenorsaxophone sind zumeist nur bei solchen Werken doppelt besetzt, die stilistisch in Richtung Tanzmusik oder Jazz gehen. International setzt sich in diesem Register nach und nach die Quartettbesetzung Alt, Alt, Tenor, Bariton durch.
3 Die tiefen Es-Trompeten, die noch sehr lange in Österreich – und vielen Staaten der ehemaligen Donaumonarchie – anzutreffen waren, sind fast völlig verschwunden. Auch die preußisch-deutsche und auch die österreichische Militärmusik verwendeten ursprünglich vier Es-Trompeten, jedoch wurden die ersten zwei Stimmen schon sehr bald auf B-Trompeten transponiert geblasen. Das hatte – wie Heinrich Saro feststellte – erhebliche Intonationsprobleme bei den Terzen zur Folge, denn das gegriffene a (klingende g) der B-Instrumente ist deutlich höher als das g der Es-Instrumente, weil es dort ein Naturton, eine reine, harmonische Terz ist. Für Amateurkapellen mussten die Verleger dann B-Stimmen anbieten, da diese das Transponieren von Stimmen in der Regel nicht beherrschten. Als Begleitinstrument waren die Es-Trompeten von hohem Wert, denn ihr Klang ist voll und rund, aber nicht so aufdringlich wie der der B-Trompeten in tiefer Lage. Aber bereits John Philip Sousa besetzte in seiner Military Band schon um 1895 keine Es-Trompeten mehr. Diese Tendenz war auch in den Sinfonieorchestern zu bemerken, denn dort verschwanden die klassischen (tiefen) F-Trompeten bald nach 1900. Auch die vergleichbaren Basstrompeten in B sind fast schon zur Gänze verschwunden. In Österreich-Ungarn wurde eine Basstrompete in B besetzt, in Bayern waren es zwei. Gerade kleine, ländliche Kapellen gaben die Begleitung (den Nachschlag) gerne zwei Es-Trompeten und einer Basstrompete; oder in Bayern zwei Basstrompeten und einer Es-Trompete. Notiert wurden die Es-Trompeten in klassischer Art, d. h., sie transponieren nach oben. Bei den tiefsten Stimmen ergaben sich so oft viele unnötige Hilfslinien. Nach etwa 1955 versuchte man in Österreich und in der damaligen Tschechoslowakei die hohe Notation dieser Instrumente zu etablieren, was auch gelang, trotzdem verschwanden diese Instrumente spätestens in den 1980er Jahren. Selbst die tschechischen Orchester verwenden sie heute nur noch selten.
5 Die vor dreißig Jahren noch üblichen, rund gebauten Althörner in Es, die vor allem als Begleitinstrumente verwendet wurden, sind heute fast verschwunden. Dagegen werden heute praktisch in allen Blasorchestern Waldhörner eingesetzt, die hier vor 30 Jahren kaum verbreitet waren. In Märschen ersetzen sie den Nachschlag der Althörner, denen sie zwar optisch ähneln, sich klanglich jedoch stark unterscheiden. Darüber hinaus haben sie in der Instrumentierung jedoch eine mehr und mehr herausragende Bedeutung auf Kosten der Tenorhörner erhalten. In der Schweiz wird bzw. wurde das Althorn oft in ovaler Bauweise als „Althorn-Melodie in Es“ verwendet. Diese Stimme glich nahezu dem 1. Tenorhorn.
6 meist im Violinschlüssel transponierend notiert; das Tenorhorn gehört nach wie vor zu den melodieführenden Instrumenten in der traditionellen Blasmusik. Seit einigen Jahren ist jedoch zu beobachten, wie das Tenorhorn vom Euphonium abgelöst wird. Dies ist aber nur bei konzertanter Blasmusik sinnvoll. Bei diesen Kompositionen im klassischen Stil wird oftmals nur noch mit einer Stimme instrumentiert (die mehrfach unisono besetzt wird).
7 meist im Bassschlüssel klingend notiert, jedoch oftmals auch im Violinschlüssel verfügbar
8 meist im Bassschlüssel notiert; in Preußen und teilweise im Vereinigten Königreich nahm man gerne den Tenorschlüssel für die hohen Posaunen.
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Die Instrumentierung kann je nach Art des Orchesters stark abweichen, beispielsweise haben Schulorchester häufig keine vollständige Besetzung. In einer typischen Concert Band wird jede Stimme von mehreren Spielern gedoppelt, grundsätzlich ist es vorstellbar 35 Stimmen mit 200 Spielern zu besetzen. Im Wind Ensemble wird von Stimmenverdoppelung meist abgesehen. Eine Ausnahme sind Flöten und Klarinetten, deren Stimmen teilweise Stimmteilungen im Notenbild enthalten. Auch die Tuba wird oft doppelt besetzt. Zeitgenössische Komponisten schließen in ihre Werke häufig ungewöhnliche Instrumente oder akustische Effekte ein, beispielsweise Sirenen, elektronische Effekte, Kanonen oder Gesang. |