Diskussion:Johannes Stabius
Geburtsort
Also eine Ortschaft Hueb bei Steyr gibt es meines Wissens nicht, ich habe auch einige altgediente Steyrer befragt, das ist hier (in Steyr, OÖ) völlig unbekannt! --212.183.13.231 10:12, 30. Apr. 2008 (CEST)
- Nach ooegeschichte.at [PDF] hat er sich mit diesem Geburtsort in Ingolstadt immatrikuliert und "Hueb" soll im damaligen Sprachgebrauch ein einzelnes einschichtiges Anwesen bezeichnet haben... --Maxbe 13:54, 20. Dez. 2009 (CET)
http://archiv.onb.ac.at:1801/j2k/jpegNav.jsp?pid=36091&mimetype=image/jpeg&identifier=70&locale=de_DE&compression=100&img_size=best_fit&DELIVERY_RULE_ID=70 Main: http://aleph.onb.ac.at/F?func=file&file_name=login&local_base=flu = http://www.bildindex.de/bilder/MI08030g09a.jpg
- Soweit ich das sehe, gibt es in Oberösterreich einige Huebs, siehe Hueb. Ob eines davon als "in der Nähe von Steyr" anzusehen ist, weiss ich allerdings nicht. Jedoch scheint mir seine frühe Lebensgeschichte eher suspekt. Gustav Bauch, der 1901 (anscheinend erstmals) den bürgerlichen Namen "Stöberer" aufgestöbert hatte, verweist darauf, dass Stabius 1484 im Ingolstädter Matrikel als "Johannes Stöberer ex Hueb" auftaucht. Danach behauptet Bauch dann "und dieser Ort liegt in Oberösterreich" (siehe hier). Das wurde dann anscheinend weiter so übernommen, auch von Grössing in [1], der ja explizit auf Bauch verweist.
- Mir ist dabei aber ganz und gar nicht klar, wieso Stabius dann in Schlettstadt (im Elsass, damals Vorderösterreich!) zur Schule gegangen sein sollte. ADB behauptet sogar, er habe bei Ludwig (Louis) Dringenberg (starb 1477) gelernt. Wo hat die ADB das her?
- Und woher weiss Bauch, dass Hueb in Oberösterreich gemeint war? Es gibt auch ein "Hueb" in Marckolsheim im Elsass, nur wenige Kilometer von Schlettstadt (heute Sélestat) entfernt. Siehe Karte. Wenn er wirklich in Schlettstadt bei Dringenberg war, woher wissen die gelehrten Historiker dann, dass er nicht aus diesem Hueb im Elsass kam?
- Aschbach behauptet noch, Steyr sei der Geburtsort, und Stabius sei auch als "Stabius Styrius" oder "Stabius ex Styria" bekannt gewesen. (Siehe hier). Für diese zwei Bezeichnungen kann ich allerdings keine weiteren unabhängigen Vorkommen finden, und Aschbach gibt auch nicht an, wo er den Geburtsort "Steyer in Oberösterreich" herhat.
- Gibt es also noch weitere Hinweise auf Oberösterreich?
- Lupo (Diskussion) 21:33, 4. Nov. 2012 (CET)
- Ein Hinweis auf Österreich ist die Erwähnung "Joannes Stabius Austriacus" in den Viri Mathematici von Tannstetter. Schliesst das "Vorderösterreich" aus? Lupo (Diskussion) 15:58, 5. Nov. 2012 (CET)
- Ich bin ziemlich sicher, dass der Begriff "Österreich" damals nur für Ober-und Niederösterreich gebraucht wurde. -- Graf-Stuhlhofer (Diskussion) 19:45, 5. Nov. 2012 (CET)
Schlettstadt
Irgendwie habe ich Mühe damit, dass ein in Oberösterreich geborener Knabe in Schlettstadt im Elsass die Lateinschule des Ludwig Dringenberg absolviert haben sollte. Im 15. Jahrhundert, wohlgemerkt. Irgendwie passen "Schlettstadt" und "Steyr in Oberösterreich" nicht zusammen. Wie alt waren denn Dringenbergs Schüler? So etwa 8 bis 12 Jahre alt? Ich kann mir kaum vorstellen, dass ein Forstknecht aus Oberösterreich seinen Sohn in so jungen Jahren so weit weg schickt (das war ja damals noch eine halbe Weltreise) um Latein zu lernen (selbst wenn man davon ausgeht, dass Kinder damals durchaus viel früher als heute den elterlichen Haushalt verliessen). Da gab's doch sicher näher gelegene Schulen. Ist dann ja auch eine Frage der Finanzierung. Wie wurde Dringenberg bezahlt? Wenn der Vater in Hueb bei Steyr lebte, wie sorgte er dafür, dass Dringenberg in Schlettstadt das Schulgeld bekam? (Wenn es sowas denn schon gab. Aber ich nehme nicht an, dass Dringenberg umsonst unterrichtet hat.) Einmalige Bezahlung im Voraus, für alle Jahre, die das Kind dort bleiben sollte? Hört sich für mich eher unwahrscheinlich an...
Soweit ich mittlerweile herausgefunden habe, geht diese ganze Geschichte mit Dringenberg in Schlettstadt auf eine einzige Erwähnung zurück, und diese ist komplett en passant, versteckt in einem Nebensatz. Und zwar schreibt David Chyträus in seinem Chronicon Saxoniae, Lipsia 1593, S. 91: "...in superiori Germania, Luoicus Dringebergius, VVestphalus fluidorum schola Selestadiensis rector, Jacobium VVimphelingum, Ioannem Reuchlinum, Georgium Simlerum, Stabium, et alios insignes virtute et doctrina viros informauit..." Dies ist, soweit ich sehe, die einzige Erwähnung von Stabius in dem ganzen Werk; ich konnte ihn nicht einmal im Index finden.
Engelbert Klüpfel, Johann Caspar Ruef, De vita et scriptis Conradi Celtis Protucii, Band 1, Freiburg im Breisgau, 1827, S. 184, beziehen sich jedenfalls auf Chyträus, betrachten dessen Aussage jedoch ebenfalls skeptisch: "...Disciplum fuisse Dringenbergii apud Selestadianos, arbitrarie pronuntiat Chytraeus in Chron. Sax. Verius affirmant Sleidanus, impetrasse Stabium litteras...". Bin zwar kein Lateiner, aber "arbitrarie pronuntiat Chytraeus" sieht mir nach "behauptet Chytraeus willkürlich" aus.
Auch Kaltenbaecks Österreichische Zeitschrift für Geschichts- und Staatskunde schreibt am 18. März 1837: "Nach Chyträus soll er zu Schletstadt unter dem Westphalen Ludwig Dringenberger die ersten Studien gemacht haben; gewiß ist, daß er in Ingolstadt...". Auch hier: keine Spur von affirmativer Aussage, es wird auf Chyträus verwiesen, und dann durch die Fortsetzung "; gewiß ist, daß" verdeutlicht, dass Chyträus' Behauptung unbelegt ist.
Für mich gehört damit Schlettstadt ins Land der unbewiesenen Behauptungen. Ich lasse mich aber gerne eines Besseren belehren. Lupo (Diskussion) 13:02, 7. Nov. 2012 (CET)
- Enorm, was du alles herausfindest! Deine Schlussfolgerungen scheinen mir plausibel.
- Gab es den Namen STABIUS damals vielleicht häufiger, so dass bei Schlettstadt eigentlich wer anderer gemeint ist? -- Graf-Stuhlhofer (Diskussion) 13:45, 7. Nov. 2012 (CET)
- Das weiss ich nicht. Bei all meinen Online-Recherchen nach Stabius, Dringenberg, Schlettstadt, usw. (in verschiedensten Varianten) bis ich aber nie über einen anderen Stabius gestolpert. Lupo (Diskussion) 15:45, 7. Nov. 2012 (CET)