Benutzer:Dreisbach

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Stadtkirche Wolfhagen

Die evangelische Stadtkirche ist das Wahrzeichen der Stadt Wolfhagen. Seit dem ausgehenden 12. Jahrhundert verknüpften die Landgrafen den weiteren Ausbau ihrer Herrschaft in Hessen mit einer systematischen Städtepolitik, um so ihre verstreuten Besitzungen und Herrschaftsrechte zu sichern und die wirtschaftliche Entwicklung zu fördern. 1231 wird Wolfhagen in einem vom Erzbistum Mainz und den Grafen von Waldeck umstrittenen Gebiet erstmals als landgräfliches oppidum [kleinere Stadt] erwähnt. Mittelpunkt und Symbol der Stadt ist bis heute die Stadtkirche. Anfänglich war sie Filialkirche der Erzpriesterkirche auf dem nahegelegenen Schützeberg. Aber schon bald übernahm die Wolfhager Stadtkirche Mittelpunktfunktion für die Region. Bald nach der Stadtgründung (vermutlich um das Jahr 1225) war mit dem Bau der spätgotischen Hallenkirche begonnen worden. Architektonische Einflüsse aus dem westfälischen Raum sowie des Zisterzienserklosters Haina und der Pfarrkirche St. Marien in Volkmarsen deuten darauf hin, dass mehrere Baumeister nacheinander und in Zusammenarbeit mit der Bürgerschaft am Bau der Wolfhager Stadtkirche beteiligt waren. Schon am 28. August 1235 wurde von Bischof Bernhard von Paderborn (Bischof Bernhard IV. zu Lippe) mit Genehmigung von Erzbischof Siegfried von Mainz (Siegfried III. von Eppstein) der große Altare der Kirche zu Ehren der Jungfrau Maria, ihrer Mutter Anna, der Bekenner Laurentius, Amandus und Franziskus, der unschuldigen Kindlein, der Jungfrau Eufemia und anderer Heiliger geweiht. Später ist er offenbar einfach als »Altar Sankt Anna« bezeichnet worden. Daraus zu schließen, dass die gesamte Stadtkirche als »Stadtkirche Sankt Anna« bezeichnet worden ist, ist historisch nicht zu belegen, sondern ist eine zeitweilige Mode der Neuzeit – vielleicht um die Stadtkirche von der in 1966 in Wolfhagen erbauten katholischen Pfarrkirche St. Maria zu unterscheiden. In den Jahren 2000 und 2001 sind die drei Portale an der Nord-, West- und Südseite der Kirche saniert worden. Sie mussten in einem Material schonenden Verfahren gereinigt und notwenige Maßnahmen zu ihrem Erhalt vorgenommen werden. Durch eine Spendenaktion, an der sich viele Einzelspender aus der Bevölkerung beteiligt haben, konnte die kostenaufwändige Sanierung durchgeführt werden. Die bei der Sanierung vorgenommene farbliche Gestaltung des Südportals versucht die ursprüngliche Farbgebung wieder aufzugreifen. Bemerkenswert ist, dass sich diese Farben auch im Kircheninneren wiederfinden.

Der Kirchturm

Der 55 Meter hohe mächtige Kirchturm soll um das Jahr 1303 erbaut worden sein, und zwar zunächst bis zum untersten Gewölbe. Die Vollendung des Turmes ist wahrscheinlich in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts erfolgt. Das kräftige Turmmassiv besteht aus drei Geschossen in sauberem Sandsteinquaderwerk, das durch drei Kaffgesimse unterteilt ist. Auf dem zweiten Obergeschoss befindet sich ein Umgang mit Maßwerkbrüstung, gelegentlich Ost für die Turmmusik des Posaunenchores, besonders am Morgen des Neujahrstages. Noch bis Mitte des 20. Jahrhunderts war im zweiten Obergeschoss eine Türmerstube erhalten. Seit wann es in Wolfhagen aber keine Türmer mehr gibt, ist nicht festzustellen. Die ursprüngliche Helmspitze des Turmes war spitz und hoch. Am 13. Juni 1496 und im Jahr 1533 wurde sie aber durch Blitzschlag zerstört. 1561 erhielt der Turm bei seiner Wiederherstellung ein niedrigeres Dach mit der heute noch vorhandenen Renaissancehaube, umgeben von schieferverkleideten Giebelhäuschen. Das mittlere Giebelhäuschen an der Ostseite trägt eine frei hängende Glocke. Die Wetterfahne zeigt die Jahreszahl 1804.

Die Glocken

Schon immer haben Glocken eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Brände und Kriege haben sie oft vernichtet. Im Laufe vieler Jahrhunderte mussten auch die Glocken der Stadtkirche wiederholt ausgewechselt werden. Von dem älteren Geläut war bis in die 1920er Jahre hinein nur die sogenannte Hochzeitsglocke übrig geblieben. Sie hängt heute im Regionalmuseum Wolfhagen (Ritterstraße 1). Diese Glocke wurde im 14. Jh. gegossen, hat einen Durchmesser von 65 cm und ist 50 cm hoch. Die Umschrift in lateinischen Buchstaben, die verkehrt aufgetragen wurde und deshalb in Spiegelschrift erschienen ist, lautet: »ES (AES) SUM CONFECTUM SI DUM TRA(H)OR ADVOCO RECTUM AD SACRA VENTRUM SINE SPE SI RESPUO DURUM« [Ein Erz bin ich, gegossen, recht zu klingen, wenn ioch gezogen werde, zum Gottesdienst rufe ich den, der rechten Sinnes kommen will, doch ohne Hoffnung, wenn ich den Verhärteten zurückweise.] Der Ton der Glocke ist »dis«. Im Jahr 1919 konnten als Ersatz für die im ersten Weltkrieg eingeschmolzenen Glocken bei der Gießerei Gebrüder Ulrich (Apolda) drei neue beschafft werden, die heute neben der Tageszeitenglocke das Geläut der Kirche bilden. Die drei Glocken haben ein Gewicht von 3810, 1893 und 1093 kg, Durchmesser von 2,07, 1,56 und 1,37 m und erklingen in den Tönen »c«, »e« und »g«. Zu Beginn der Gottesdienste, auch zu kirchlichen Trauungen ertönt das volle Geläut. Eine halbe Stunde vorher wird mit der kleinsten Glocke »vorgeläutet«. Diese Glocke erklingt auch vor Trauerfeiern, die in der Friedhofskapelle stattfinden. Zum Tageszeitengeläut erklingen zwei Glocken, werktags um 7 Uhr und um 11 Uhr, von Montag bis Freitag auch um 18 Uhr. Am Sonnabend wird um 16 Uhr der Sonntag eingeläutet.