Low-Level-Funktionen
Der Begriff der Low-Level-Funktionen wurde in Deutschland erstmals durch einen Beitrag von Professor Martin Ptok („Auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen und Legasthenie“ Hessisches Ärzteblatt 2/2000, pp. 52–54) eingeführt. Ptok zeigt darin den hierarchischen Aufbau der Sprache von der Low-Level-Stufe über die phonetische, die phonologische, die lexikalisch-semantische und die morphologisch-syntaktische Stufe bis zur Rechtschreibebene auf. Er gibt zu erkennen, dass diese hierarchische Gliederung zugleich eine Abhängigkeit der Kompetenz in jeder Stufe von allen darunter angesiedelten Stufen bedeutet.
Hinweise auf eine derartige Abhängigkeit innerhalb der unteren drei Stufen finden sich in einer Studie von N. Buller „Basale auditive Verarbeitungsfähigkeiten und phonologische Bewusstheit im Vorschulalter“ – Vortrag zur 1. Jahrestagung der Gesellschaft für Aphasieforschung und -behandlung in Bielefeld 1. – 3. November 2001: Hier wurde der Zusammenhang vorerst zwischen Low-Level-Störungen und der phonologischen Ebene verdeutlicht. „Die hier vorgestellten Ergebnisse deuten darauf hin, dass bereits im Vorschulalter eine für den Schriftspracherwerb relevante schlechte phonologische Bewusstheit mit einer gestörten basalen auditiven Verarbeitung korreliert.“ Bei ihrem Bezug auf die „für den Schriftspracherwerb relevante phonologische Bewusstheit“ bezieht sich Buller auf Professor W. Schneider, der in Längsschnittstudien die Bedeutung der phonologischen Bewusstheit für das Lesenlernen und ihre Trainierbarkeit nachgewiesen und somit den zugehörigen Zusammenhang zwischen den Stufen 3 und 5 des obigen Ptok-Modells belegt hat.
Ein Therapiemodell bei Legasthenie, Dyslexie bzw. LRS, das auf diesem hierarchischen Erwerb sprachlicher Kompetenz aufbaut und den Begriff der Low-Level-Funktionen in das Sehen und in die Motorik ausweitet, ist inzwischen als Warnke-Verfahren bekannt geworden.