Albert Bisschop

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Albert Bisschop (* in Lübeck; † 11. Juni 1468 in Brügge) war ein deutscher Fernhandelskaufmann aus Lübeck in Flandern.

Leben

Epitaph des Albert Bisschop im Lübecker Dom
Inschriftentafel des Epitaphs (1468)
Ampel des Albert Bisschop im Lübecker Dom

Über die Ausbildung und den frühen Werdegang von Albert Bisschop liegen keine Erkenntnisse vor. Er war seit 1452 als Kaufmann in Brügge tätig. Das Hansekontor in Brügge befand sich in der Zeit von 1453 bis 1457 erst in Deventer, dann in Utrecht. Am 25. Mai 1457 wird Bisschop in einer Entscheidung des Lübecker Rats erwähnt.[1] Spätestens 1459 stiftet er ein Kalksandsteinrelief aus Utrecht[2] für den 1375 von dem Domherrn Albert von Stralendorff gestifteten (und nicht erhaltenen) Marienaltar[3] im Lübecker Dom. Das Marienbild zeigt neben der thronenden Gottesmutter mit Kind nach älterer kunstgeschichtlicher Auffassung den Namensheiligen des Stifters, den Bischof Albertus Magnus von Regensburg, während die neuere Kunstgeschichte die Figur als den Heiligen Antonius auffasst,[4] und die heilige Dorothea sowie Albert Bisschop selbst als knienden Stifter.[5] Er errichtete am 19. März 1459 in Lübeck ein Testament, welches im Archiv der Hansestadt Lübeck erhalten ist.[6] 1461 stiftete er dem Lübecker Dom eine Ewige Lampe als Bronzeampel aus flämischer Werkstatt mit mittelniederdeutscher Inschrift und Bezug zu der mittelniederdeutschen Inschriftentafel in gotischer Minuskel unter dem Marienbild, die allerdings erst nach seinem Tod gesetzt wurde.[7] Am 12. November 1462 urkundete der Lübecker Bischof Arnold Westphal gemeinsam mit dem Domkapitel wegen der Marientiden eine Empfangsbestätigung/Quittung über 200 Mark, die bei Ritter von Buchwald in Sierhagen als Rente in Hof und Mühle angelegt waren. Diese Stiftung wird in der Inschriftentafel ebenfalls erwähnt. Die Urkunde befindet sich heute ebenfalls im Archiv der Hansestadt Lübeck.[8] 1465 ist Albert Bisschop einer von zwei Kaufleuten des Lübecker Drittels im Rat des deutschen Kaufmanns zu Brügge[9] 1467 ist er als Ältermann des Hansekontors in Brügge belegt.[10] Er starb 1468 in Brügge und wurde vor dem Altar der St. Nikolaus-Kapelle der Karmeliterkirche bestattet,[11] der Kirche und dem Versammlungsraum der hansischen Kaufleute in Brügge.[12] Die Karmeliter und die Angehörigen des deutschen Kaufmanns zu Brügge pflegten sein Andenken jährlich vor Pfingsten.[13]

Zeichnung (1889) der Bronzeampel mit dem Wappen Bisschops

Nach seinem Tod 1468 kam als Stiftung die Inschriftentafel mit inhaltlichem Bezug zur Bronzeampel unter dem von ihm gestifteten Marienbild hinzu.[14] Die Tafel zeigt unten rechts das Wappen des Albert Bisschop. Es zeigt einen mit drei Sternen belegten Sparren, der einen dürren Ast einschließt. Es findet sich auch auf der Bronzeampel, ebenfalls einer flandrischen Arbeit, dort allerdings ergänzt um eine Bischofsmütze im oberen Feld.[15] Das Marienbild und die hinzugesetzte Inschriftentafel geben in der Zusammensetzung den Eindruck eines Epitaphs; es zählt zu den frühen und in Norddeutschland seltenen Vertretern eines Typus, dessen unmittelbare Vergleichsstücke in den südlichen Niederlanden, besonders in Brügge zu suchen sind.[16] Zusammen mit dem Baldachin erfüllte das Epitaph als Dorsale gleichzeitig die Funktion eines Retabels. Der ursprüngliche Standort war in dem von Westen her ersten Joch des nördlichen Chorumgangs gegenüber der Alten Sakristei;[17] 1965 an der Nordseite des zweiten Langhauspfeilers zum nördlichen Seitenschiff.

Literatur

  • Uwe Albrecht, Ulrike Nürnberger, Jan Friedrich Richter, Jörg Rosenfeld, Christiane Saumweber: Corpus der Mittelalterlichen Holzskulptur und Tafelmalerei in Schleswig-Holstein Band II: Hansestadt Lübeck, Die Werke im Stadtgebiet. Ludwig, Kiel 2012, ISBN 978-3-933598-76-9. S. 122–124, Nr. 21
  • Johannes Baltzer, Friedrich Bruns: Die Bau- und Kunstdenkmäler der Freien und Hansestadt Lübeck. Herausgegeben von der Baubehörde. Band III: Kirche zu Alt-Lübeck. Dom. Jakobikirche. Ägidienkirche. Verlag von Bernhard Nöhring, Lübeck 1920, S. 9–304. (Unveränderter Nachdruck 2001: ISBN 3-89557-167-9), S. 199–201, 275–277
  • Heinrich Dormeier: Das laikale Stiftungswesen in spätmittelalterlichen Pfarrkirchen: Kaufleute, Korporationen und Marienverehrung in Lübeck, in: Die Pfarrei im späten Mittelalter (Enno Bünz, Gerhard Fouquet (Hrsg.)), Thorbecke, Ostfildern 2013, S. 279–340
  • Antje Grewolls: Die Kapellen der norddeutschen Kirchen im Mittelalter: Architektur und Funktion. Ludwig, Kiel 1999, ISBN 3-9805480-3-1
  • Hildegard Vogeler: Madonnen in Lübeck. Ein ikonographisches Verzeichnis der mittelalterlichen Mariendarstellungen in den Kirchen und ehemaligen Klöstern der Altstadt und des St. Annen-Museums. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Hansestadt Lübeck, Lübeck 1993, S. 136 Nr. 73
  • Reinhard Karrenbrock: Epitaph des Kaufmanns Albert Bisschop in: Jan Friedrich Richter (Hrsg.): Lübeck 1500 – Kunstmetropole im Ostseeraum, Katalog, Imhoff, Petersberg 2015, S. 256–258 (Nr. 31)

Weblinks

Commons: Albert Bisschop – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Niederstadtbuch 1457 Ascensionis domini, zitiert nach Wilhelm Ebel: Lübecker Ratsurteile, Band 1: 1421–1500
  2. Albrecht, Corpus II, S. 123; nicht Stuck wie die Die Bau- und Kunstdenkmäler der Freien und Hansestadt Lübeck, Band III, S. 200 schreiben; hinsichtlich der Figur des Albertus Magnus ist Hildegard Vogeler etwas zurückhaltender, da die Attribute zu undifferenziert seien.
  3. Die Bau- und Kunstdenkmäler der Freien und Hansestadt Lübeck, Band III, S. 94; 129
  4. So zuletzt Karrenbrock, Lit.
  5. Die Bau- und Kunstdenkmäler der Freien und Hansestadt Lübeck, Band III, S. 201
  6. Archiv der Hansestadt Lübeck, Signatur 1459.03.19, Bisschop (Bisschupp)
  7. Die Bau- und Kunstdenkmäler der Freien und Hansestadt Lübeck, Band III, S. 276
  8. Nach Die Bau- und Kunstdenkmäler der Freien und Hansestadt Lübeck, Band III, S. 276/277
  9. Die Bau- und Kunstdenkmäler der Freien und Hansestadt Lübeck, Band III, S. 201 unter Verweis auf Hansisches Urkundenbuch
  10. Die Bau- und Kunstdenkmäler der Freien und Hansestadt Lübeck, Band III, S. 201 unter Verweis auf Hansisches Urkundenbuch, Band 9 Nrn. 229, 388
  11. Das Karmeliterkloster bestand von 1258 bis zur kompletten Zerstörung durch die Calvinisten 1579. Es gibt keinen Stich mit der Ansicht dieses Gebäudes. Allein der etwas konfuse Stadtplan des Malers und Bildhauers Marcus Gerards der Ältere 1562 gibt eine gewisse Vorstellung von der Beschaffenheit des Baukörpers. Nach John Weale: Quarterly Papers on Architecture, Band 1, 1844, S. 65 (Digitalisat)
  12. Die Bau- und Kunstdenkmäler der Freien und Hansestadt Lübeck, Band III, S. 201 unter Verweis auf Hansisches Urkundenbuch, Band 9 Nr. 534
  13. Otto Fellinger: Der Karmeliterorden und der deutsche Kaufmann im Mittelalter. Köln 1914, S. 43 ff (S. 53) (Digitalisat)
  14. Rosemarie Wesnigk: Formensprache Lübeckischer Inschriften in Der Wagen 1953, S. 74–83 (S. 78 ff.)
  15. siehe oben und Die Bau- und Kunstdenkmäler der Freien und Hansestadt Lübeck, Band III, S. 200 ff.; 276 ff.
  16. Albrecht, Corpus II, S. 124
  17. Foto des Zustands vor dem Luftangriff auf Lübeck 1942 bei Foto Marburg