Diskussion:Reichshund
Hund am Denkmal
Liebe Felistoria, ich glaube nicht an den Couleur- oder Reichshund als Rasse. Entsprechend der Überlieferung handelt es sich bei dem Hundedenkmal auf der Rudelsburg zu Bismarcks Füßen um seinen Hund Ariel. Wir können da gern gelegentlich gemeinsam in die Göttinger Archive einsteigen, wenn Dir danach sein sollte... Herzlichst!--Kresspahl 02:52, 1. Mai 2009 (CEST)
- Nö, das war auch keine Rasse, wenn ich das richtig verstanden habe, sondern es handelte sich wohl um irgendwelche Rüden, mit denen man Eindruck machen konnte. Der gute Bismarck hat das Denkmal abgesegnet, einer seiner Hunde ist Modell gewesen (oder auch nicht) - 1896 lag die Studentenzeit Bismarcks ja schon einige Zeit zurück, das Tier ist Arrangement. --Felistoria 03:01, 1. Mai 2009 (CEST)
- P.S.: Najut;-), aber das gute Tier dürfte fürs Denkmal nicht mehr zur Verfügung gestanden haben, Doggen werden nicht alt. Ich geh' mal formulieren ... --Felistoria 03:06, 1. Mai 2009 (CEST)
- So wenig wie auch Herrchen, jedenfalls als jugendlicher Held, noch als Modell zur Verfügung stand, da sind wir einig. Aber bitte nicht eine neue Legende in Form von "war nur Arrangement oder Staffage..." Bismarcks Mutter hat großen Wert drauf gelegt, auf welche Hochschule Sohnemann ging. Göttingen war damals nach dem Konzept des Gründers Münchhausen eine absolute "Reichenuniversität", da hatte man als Student im Regelfall nicht nur ein oder zwei Pferde...--Kresspahl 03:28, 1. Mai 2009 (CEST)
Reichshund in der Literatur
Offenbar wurde der Reichshund auch in Gedichten verarbeitet. Ich habe zwei Hinweise darauf gefunden:
„Die Raben kreisen, der Reichshund bellt,
es stürzen der Türme Weiser,
die Zinnen zeugen, zerborsten, zerschellt“
Wandern und Weilen: Gedichte Von Hermann Kiehne, Oldenburg, 1903 S. 108
„Der Kaiser ist heiser, Der Reichshund bellt, Bald geht aus den Fugen die ganze welt. Wir sitzen auf freier […?]“
[1] Karl Friedrich Henckell: Gedichte. 1898, S. 146 Das Gedicht findet sich offenbar auch hier (s. [2])
Anka ☺☻Wau! 11:01, 1. Mai 2009 (CEST)
- Danke für den Hinweis, hab' ihn recherchiert und mit Quelle (Digitalisat der ULB Düsseldorf) eingebaut. --Felistoria 22:27, 5. Mai 2009 (CEST)
Weitere "Reichshunde"?
Hier findet sich ein Hinweis auf einen schwarzen Pudel
und hier auf einen Spaniel
und da ist offenbar ein Reichshund mit Frauchen
und auch dieser Reichshund Nero scheint keine von Bismarcks Doggen zu sein.
Anka ☺☻Wau! 11:14, 1. Mai 2009 (CEST)
Nach dem 2. WK
In Anlehnung an die Hundegeschichten aus dem Oval Office geht das Reichshundegeschäft ja auch in Deutschland weiter. Ähnlich hoheitlich spricht man heute nur medial glatter vom Kanzlerhund, siehe [3].--Kresspahl 11:46, 1. Mai 2009 (CEST)
- In den USA sind Begriffe wie en:First Dog und en:First Cat ja mittlerweile üblich. Obama pflegt das ja auch intensiv, indem er sich gezielt bei Familien- und Alltags-Szenen als "normaler" Familienvater darstellen lässt. Auch beim Hundeausführen. Das ist eine interessante Metapher vom "Familienvater" für "Vater des Volkes". Erinnert ein bisschen an Echnaton, der hat auch zusätzlich zur Darstellung der Interaktion von König und Gott die Familienszenen in den offiziellen Darstellungskanon eingeführt. Auch bei Friedrich II. (HRR) war es wichtig für einen Herrscher, beim Umgang mit Tieren Herrscherqualitäten zu üben (De arte venandi cum avibus). Siehe dazu Beizjagd.--Rabe! 12:27, 1. Mai 2009 (CEST)
Sultan
Sultan war auch ein Geschenk des bayr. Ministers Max Karl Theodor Graf von Holnstein, der offensichtlich als bevollmächtigter Minister des Kini mit Bismarck gut zu Recht kam. Das erklärt auch den irgendwie bayr klingenden Kosenamen für Sultan "Sultl". Die Behauptung, das er auch mit dem Kini gut war, führt wohl auch heute noch zu Streit. [4]
Das zweite Geschenk Graf Holnsteins war dann nach Sultans Tod Tyras I. Der wurde nach Varzin geschickt. Dann müßten wir die Geschenke aus Bayern haben... Merkwürdig, das dieser flexible Politikakteur in der WP noch keine Bio hat...--Kresspahl 22:12, 1. Mai 2009 (CEST)
- Es gibt doch einen Ansatz von Biografie, als Unterunterabschnitt im Artikel Kaiserbrief, da muß man erstmal drauf kommen!--Kresspahl 22:57, 1. Mai 2009 (CEST)
Sultan wurde offenbar 1876 in Der Hund. Organ für Züchter und Liebhaber reiner Racen. Nr. 4 oder 5 (1876) porträtiert. Das ist dem Schweinfurter Tageblatt vom 22. Juli 1876 (S. 1174) zu entnehmen. [5]. Der Hund sollte in Bibliotheken noch zu kriegen sein. Anka ☺☻Wau! 00:57, 23. Dez. 2018 (CET)
Tyras
Da findet sich die Reklame vom nebenstehenden Bild auch auf spanisch (?)
Und hier ist offenbar eine Quelle, die klären hilft, um welchen Tyras es sich da handelt. Klar mal nicht um Nummer 1. Anka ☺☻Wau! 13:46, 1. Mai 2009 (CEST)
- Nach Breitenborn (1990) soll der Züchter Bismarck gebeten haben, sich „Fürstlich Bismarckscher Hoflieferant“ nennen zu dürfen. Bismarck soll dazu eine Antwort gegeben haben, die "sie sicher trotz ihrer Profitwuth niemals an einen Autographensammler" verkauft haben dürften, (dort S.110/111). Und der Kaiser nach Betrachtung seines Geschenks: "Und dieses Vieh kostet mich 600 Mark!" (wie vor)--Kresspahl 15:00, 1. Mai 2009 (CEST)
Ist eigentlich klar, worauf die Namensgebung beruht? Ich hätte bei Tyras jetzt ein mythologisches Monstrum erwartet, ähnlich dem Kerberos. Nach dem WP-Artikel ist das die antike, griechische Bezeichnung für den Fluss Dnjestr in der Ukraine. Wer benennt denn Hunde nach Flüssen? --Rabe! 16:53, 1. Mai 2009 (CEST)
- Wer verbirgt sich denn wohl hinter dem Schnorrer im schwarzen Rock, den Sultan/Tyras laut Kladderadatsch-Gedicht bei der Kur in Bad Kissingen nicht gebissen hat?--Kresspahl 00:24, 6. Mai 2009 (CEST)
- Who knows? See here:-) --Felistoria 00:29, 6. Mai 2009 (CEST)
- Wer verbirgt sich denn wohl hinter dem Schnorrer im schwarzen Rock, den Sultan/Tyras laut Kladderadatsch-Gedicht bei der Kur in Bad Kissingen nicht gebissen hat?--Kresspahl 00:24, 6. Mai 2009 (CEST)
"Wahrnehmungen"
... finde ich eine ziemlich irreführende Zwischenüberschrift. Gemeint scheint ja eher etwas wie Rezeption oder Nachahmung, beides kann man bei Hunden aber auch nicht sagen. Findet jemand das erlösende Wort? --Xocolatl 21:26, 1. Mai 2009 (CEST)
Gleiches Kapitel (daher unter der Überschrift, wenn auch nicht gleiches Thema): In diesem Aufsatz wird die Karrikatur beschrieben mit einem Blut aufleckenden Hund. Außerdem ist (S. 23) die Karrikatur dort zu sehen. Wenn mich nicht alles täuscht, ist das doch die angegebene Quelle, oder? Auch hier ist von Blut die Rede. Anka ☺☻Wau! 21:49, 1. Mai 2009 (CEST)
- Liebe Anka, Dein zweiter Link führt zum selben Text. Die Karikatur ist schwarzweiß, und was immer das ist da unter dieser Diederich-Heßling-Gestalt, bleibt der Phantasie überlassen ...;-). @Xocolatl: "Wirkungen"? "Nachleben"? --Felistoria 21:56, 1. Mai 2009 (CEST)
- Mein POV: Auch ich würde in dem Kontext eher nicht auf Blut kommen. Anka ☺☻Wau! 22:06, 1. Mai 2009 (CEST)
- Anka: Deine Verlinkungen zu den Korporationsgepflogenheiten sind m E. nicht so glücklich; tatsächlich befindet sich die komische Figur auf der Karikatur in Fechtstellung (siehe Mensur (Fechten)), und der "Paukboden" hat wohl nicht ganz zu Unrecht diese Weiterleitung. Da fragt man vielleicht besser mal Benutzer:Rabe!? -Felistoria 22:15, 1. Mai 2009 (CEST)
- Ich bin bestimmt keine Spezialistin für derartige Fragen, aber bei der Mensur hier geht es nicht um ein Abstandsmaß im Sportfechten sondern um einen Fechtkampf der Corporierten, also um den Begriff im Zusammenhang mit Studentenverbindungen. Und die Weiterleitung vom Paukboden auf die Mensur ist erst auf den zweiten Blick einsichtig. Aber vielleicht liest Rabe! hier ja mit und kann das klarstellen. Anka ☺☻Wau! 22:22, 1. Mai 2009 (CEST)
- Anka: Deine Verlinkungen zu den Korporationsgepflogenheiten sind m E. nicht so glücklich; tatsächlich befindet sich die komische Figur auf der Karikatur in Fechtstellung (siehe Mensur (Fechten)), und der "Paukboden" hat wohl nicht ganz zu Unrecht diese Weiterleitung. Da fragt man vielleicht besser mal Benutzer:Rabe!? -Felistoria 22:15, 1. Mai 2009 (CEST)
- Mein POV: Auch ich würde in dem Kontext eher nicht auf Blut kommen. Anka ☺☻Wau! 22:06, 1. Mai 2009 (CEST)
@ Felistoria: Hm, auch nicht wirklich... "Nachleben" klingt ja so, als wär's auch zeitlich später gewesen, was wohl nicht ganz passt. Den Untertan könnte man da übrigens noch ausgiebiger verwenden, Diederich gestattet ja auch seinem Dackel allerlei, weil er gelesen hat, dass die kaiserlichen Dackel auch Mist bauen dürfen. --Xocolatl 11:20, 2. Mai 2009 (CEST)
- @Xocolatl: Hm, stimmt irgendwie;-). Die Dackel habe ich erstmal nicht hier untergebracht, da, wenn überhaupt, ein Begriff wie "Reichshund" für die Kurzbeiner nur (Heinrich Mann entsprechend) Satire wäre. Man müsste gelegentlich mal mit dem Kasseler "Erdmann"-Grabstein[6] und Heinrich Mann einen eigenen Artikel hinbekommen können und die Sachen dann entsprechend miteinander und an anderen Orten verlinken. Muss aber nicht gleich sein?:-) --Felistoria 11:36, 2. Mai 2009 (CEST)
- Wie wärs denn mit Rezeption? Sehe gerade, das steht oben schon; finde das aber passend. Anka ☺☻Wau! 14:27, 2. Mai 2009 (CEST)
- Die Karikatur mit dem blutleckenden Tyras wollte ich auch schon zum Thema hochladen, hatte aber in den letzten Tagen wenig Zeit. Das, was der Hund da aufleckt, ist mit Sicherheit Blut. Man konnte im Jahre 1906 bei praktisch allen akademisch gebildeten Menschen vorausetzen, dass sie wissen, welche Flüssigkeit da auf dem Boden unter einem Mensurfechter herumliegt bzw. -fließt. Ich habe auch (ein paar Jahrzehnte später) mehrfach so da gestanden, nur dass da kein Hund anwesend war. Diese Karikatur steht im Zusammenhang mit einer gewissen Schwarzhumorigkeit, die damals in akademischen Kreisen bezüglich des Mensurfechtens üblich war. Hunde, die Blut auflecken oder "Sterzel" (abgehauene Hautstücke) verschlucken, kommen auch in Anekdoten vor. Ich kenne auch Karikaturen, die zeigen, wie bei zwei Paukanten, die sich gegenseitig die Nasen abgehauen haben, diese Nasen vertauscht wieder angenäht wurden. Eine Karikatur mit Titel "Stylvolle Schmisse" zeigt Mensurnarben, die sich kunstvoll verschnörkelt durch die Gesichter von Verbindungsstudenten ziehen. Das Verbindungsstudententum inklusive Mensur gehörte damals ganz selbstverständlich zum akademischen Alltag, dass jeder wusste, was damit gemeint war. Und die Leute fanden das lustig. --Rabe! 09:37, 4. Mai 2009 (CEST)
- Was Benutzer:Rabe! dem wie auch immer interessierten Laien mit auf den Weg geben will ist folgendes: Rund um das Akademische Fechten gibt es wie bei jedem Sport, bei Hobbys und Freizeitgestaltungen so eine Art Jägerlatein oder Seemannsgarn. Dazu gehörten im 19. Jahrhundert auch Karikaturen der genannten Art, an denen sich die Korporierten im Zweifel sogar in besonderem Maße erfreuten. Das Problem mit dem Schweiß wurde definitiv nicht durch (Schweiß-)Hunde gelöst, sondern bis heute durch das Einstreuen von Sägespänen. Das gäbe aber zeichnerisch als Sketch nichts richtiges her.--Kresspahl 16:34, 4. Mai 2009 (CEST)
Klärungen
Hallo Felistoria, zu Deinen Edits einige Erläuterungen: In der Karikatur ist es wirklich so, dass der Hund das Blut aufleckt (und nicht nur "den Boden leckt"). Sonst würde der ganze Witz ja gar nicht funktionieren. Und, wie schon oben gesagt, steht diese Karikatur damit in einer Reihe mit in der Zeit üblichen Späßen und Anekdoten über Hunde und Mensurverletzungen, war damals also ziemlich eindeutig (Über das Geschmacksniveau lässt sich natürlich streiten.). Die Unklarheit entsteht nur heute bei den Menschen, die sich mit der damaligen studentischen Subkultur nicht so auskennen. Außerdem: Die Wörter "Corps" und "korporiert" haben eine ähniche Etymologie, aber unterschiedliche Bedeutung. "Korporation" ist (annähernd) synonym mit Studentenverbindung. Wer "korporiert" ist oder "ein Korporierter" ist Mitglied einer Studentenverbindung gleich welcher Art. Corps sind eine bestimmte Art von Studentenverbindung. Wer Mitglied in einem Corps ist, ist Corpsstudent. Burschenschafter zum Beispiel sind auch "korporiert", aber keine "Corpsstudenten".--Rabe! 09:15, 5. Mai 2009 (CEST)
- Hallo Rabe!, über derlei weiß ich wirklich nicht viel, Du hast ja dankenswerterweise auch die Verlinkung schon präzisiert. Bei der Karikatur interessiert mich die "Figur" sehr viel mehr, denn diese taucht als bestimmetr Studenten-"Typ" wiederholt auf, Heinrich Manns "Untertan" Heßling ist sozusagen von dieser Figur "abgezeichnet" und sie wird später lange für einen bestimmten Bürger"typ" in Karikaturen verwendet. --Felistoria 21:10, 5. Mai 2009 (CEST)
Du kannst ja mal schauen, ob es hier [7] noch ein paar mehr von der Sorte gibt. Zum Beispiel die beiden Herren hier rechts. --Rabe! 22:06, 5. Mai 2009 (CEST)