Maulbeerblättrige Brennnessel

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Maulbeerblättrige Brennnessel

Maulbeerblättrige Brennnessel (Urtica morifolia)

Systematik
Eurosiden I
Ordnung: Rosenartige (Rosales)
Familie: Brennnesselgewächse (Urticaceae)
Tribus: Urticeae
Gattung: Brennnesseln (Urtica)
Art: Maulbeerblättrige Brennnessel
Wissenschaftlicher Name
Urtica morifolia
Poir.

Die Maulbeerblättrige Brennnessel (Urtica morifolia) ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Brennnesseln (Urtica). Sie ist auf den Kanaren und Madeira heimisch und wird mit dem spanischen Trivialnamen Ortigón bezeichnet.

Beschreibung

Die Maulbeerblättrige Brennnessel wächst als Halbstrauch und erreicht Wuchshöhen von 40 bis 100 cm. Die Sprossachse verholzt im unteren Bereich und ist wie bei vielen anderen Brennnesselarten mit Brenn- sowie Borstenhaaren besetzt. Die gegenständig angeordneten, lang gestielten Laubblätter sind 5 bis 10 cm lang und 3 bis 7 cm breit,[1] eiförmig bis eiförmig-lanzettlich und am Grund herzförmig bis leicht herzförmig.[2] Der Blattrand ist grob gezähnt bis gekerbt mit manchmal unregelmäßig großen[2] Zähnen. Je Knoten sind jeweils zwei an der Spitze zweispaltige, 4 bis 6 mm lange Nebenblätter vorhanden.[3]

Die kleinen unscheinbaren eingeschlechtigen Rispen stehen auf einem relativ langen Blütenstandsstiel. Die weiblichen Blütenstände sind stets kürzer als die Blätter und stehen meist im unteren Bereich[2] des Stängels. Im Gegensatz dazu sind die männlichen Blütenstände so lang wie die Blätter oder länger und stehen im oberen[2] Bereich. Die männlichen Blüten sitzen ausschließlich auf der Oberseite der aufgeblasenen[2] Blütenstandsachse.[4]

Die Blütezeit reicht von April bis Juli.[5]

Ökologie

Die Maulbeerblättrige Brennnessel ist als Raupennahrungspflanze für folgende polyphagen Schmetterlinge bekannt:

Vorkommen

Die Maulbeerblättrige Brennnessel ist auf den westlichen Kanarischen Inseln El Hierro, La Gomera, La Palma, Teneriffa und Gran Canaria[3] und auf Madeira, wo sie nur auf der Hauptinsel vorkommt,[2] heimisch. Die wenigen Vorkommen auf den Azoreninseln Sao Miguel und Terceira werden als eingeschleppt betrachtet.[10]

Diese schattenliebende Brennnessel kommt vor allem auf den Nordseiten der Inseln in der Lorbeerwaldstufe vor.[11] Sie besiedelt schwerpunktmäßig Brombeerhecken[12][13] sowie das Unterholz von Lorbeerwäldern und deren Ersatzgebüschen (Fayal-Brezal) und Schluchten in Höhenlagen zwischen 500 und 1400 Metern.[14] Die Maulbeerblättrige Brennnessel wächst auf feuchten, stickstoffreichen[4] und warmen Böden.

Im pflanzensoziologischen System wird die Urtica morifolia als Charakterart des Verbandes Rubio periclymeni-Rubion ulmifolii betrachtet, der die Kanarischen Brombeerhecken umfasst.[13][12]

Die Maulbeerblättrige Brennnessel gilt auf den Kanarischen Inseln als ungefährdet.[15]

Verwendung als Heilpflanze

In der kanarischen Volksmedizin wurde die Maulbeerblättrige Brennnessel bei Tuberkulose und Lungenentzündung angewandt. Sie wirkt schleimlösend und wird deshalb bei Husten, Bronchitis, Asthma oder anderen Erkrankungen der Atemwege verwendet. Verwendet werden die Blätter und Sprossspitzen. Die Haupt-Wirkstoffe sind Schleime, Tannine, Amine (Histamin und Acetylcholin) sowie Mineralsalze. Des Weiteren wird die Pflanze auch gegen Nierensteine und Arthrose sowie als Tonikum für die Kopfhaut eingesetzt, da sie eine harntreibende und reinigende Wirkung hat. Die Maulbeerblättrige Brennnessel wird als Aufguss oder Presssaft verabreicht.[15]

Literatur

  • David Bramwell, Zoë Bramwell:
    Wild Flowers of the Canary Islands
    . 2. Auflage.
    Editorial Rueda SL
    ,
    Alorcón
    2001, ISBN 84-7207-129-4, S. 108.
  • Hanno Schäfer:
    Flora of the Azores. A Field Guide
    . Markgraf, Weikersheim 2002, ISBN 3-8236-1368-5, S. 50.

Einzelnachweise

  1. H. A. Weddell: Monographie des Urticées. Gide et J. Badry, Paris 1856, S. 92, (Vorschau in der Google-Buchsuche) (lat.)
  2. a b c d e f J. Robert Press, M. J. Short (Hrsg.): Flora of Madeira. The Natural History Museum and HMSO, London 1994, ISBN 0-11-310017-5, S. 60.
  3. a b Adalbert Hohenester, Walter Welss: Exkursionsflora für die Kanarischen Inseln. Mit Ausblicken auf ganz Makaronesien. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1993, ISBN 3-8001-3466-7, S. 55 (rjb.csic.es [PDF; 23,2 MB]).
  4. a b Ingrid Schönfelder, Peter Schönfelder: Kosmos-Atlas Mittelmeer- und Kanarenflora. Über 1600 Arten. Aktualisierte Sonderausgabe der 2. Auflage. Kosmos, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-440-12571-7, S. 22.
  5. Peter Schönfelder, Ingrid Schönfelder: Die Kosmos-Kanarenflora. Über 1000 Arten der Kanarenflora und 60 tropische Ziergehölze. 3. Auflage. Kosmos, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-440-12607-3, S. 68.
  6. Wolfgang Wagner: Schmetterlinge und ihre Ökologie: Euplexia euplexina., abgerufen am 22. Dezember 2012.
  7. Wolfgang Wagner: Schmetterlinge und ihre Ökologie: Vanessa vulcanica (Kanaren-Admiral)., abgerufen am 22. Dezember 2012.
  8. Lepiforum (Hrsg.): Bestimmungshilfe für die in Europa nachgewiesenen Schmetterlingsarten. Vanessa vulcania (Godart, 1819) - Kanaren-Admiral. abgerufen am 22. Dezember 2012.
  9. Wolfgang Wagner: Schmetterlinge und ihre Ökologie: Mniotype schumacheri., abgerufen am 12. Januar 2013.
  10. Hanno Schäfer:
    Flora of the Azores. A Field Guide
    . Markgraf, Weikersheim 2002, ISBN 3-8236-1368-5, S. 50.
  11. Eduardo Barquín Díez, Volker Voggenreiter: Prodromus del atlas fitocorológico de las Canarias occidentales. Parte I: Flora autóctona y especies de interés especial. VII. ICONA, 1988, S. 1224 PDF-Datei (mit Verbreitungskarten).
  12. a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Studien auf Teneriffa und Gomera (Kanarische Inseln). In: Beiträge zur naturkundlichen Forschung in Südwestdeutschland. Band 24, 1965, ISSN 0005-8122, S. 47–104.
  13. a b Salvador Rivas-Martínez, Wolfredo Wildpret de la Torre, Marcelino del Arco Aguilar, Octavio Rodríguez, Pedro Luis Pérez de Paz, Antonio García Gallo, Juan Ramón Acebes Ginóves, Tomás E. Diaz, Federico Fernández González: Las comunidades vegetales de la Isla de Tenerife (Islas Canarias). In: Itinera Geobotanica. Band 7, ISSN 0213-8530, S. 169–374 (hier: S. 223–225).
  14. Luis Ceballos y Fernández de Córdoba, Francisco Ortuño Medina: Estudio sobre la vegetación y la flora forestal de las Canarias occidentales. Ministerio de Agricultura. Dirección General de Montes, Caza y Pesca Fluvial. Instituto Forestal de Investigacionse y Experiencias, Madrid 1951, S. 336, PDF-Datei
  15. a b Jorge Cruz: Plantas Medicinales. Ortigón. In: Bienmesabe. Band 338, 2010, ISSN 1885-6039, online.

Weblinks