Maria Saidler

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist die aktuelle Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 29. April 2019 um 18:17 Uhr durch imported>InternetArchiveBot(2458679) (InternetArchiveBot hat 1 Archivlink(s) ergänzt und 0 Link(s) als defekt/tot markiert. #IABot (v2.0beta14)).
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)

Maria „Mitzi“ Saidler (geboren 1900; gestorben 1994) war eine österreichische Wirtschafterin und Köchin sowie Gerechte unter den Völkern.

Leben

Die junge Witwe Mitzi arbeitete seit 1923[1] als Wirtschafterin und Köchin bei den jüdischen Eheleuten Camilla Paula Fleischner (1882–1944) und Hermann Fleischner (1881–1944) und ihrem Sohn Otto Fleischner (1914–2007)[2] in der Wattmanngasse 7/11 in Wien. Hermann Fleischner führte das En-Gros-Knopfgeschäft seines Schwiegervaters weiter, das in der Kaiserstraße 5 unter dem Namen E. Goldmann firmierte.[1]

Nach dem deutschen Einmarsch konnten sich die Fleischners eine Wirtschafterin aus finanziellen Gründen bald nicht mehr leisten. Mitzi durfte überdies nach den Nürnberger Gesetzen nicht bei Juden wohnen und musste sich eine eigene Wohnung suchen. Dennoch versorgte sie die Fleischners mit Lebensmitteln, beteiligte sich ohne Entlohnung an der Hausarbeit und pflegte die erkrankte Frau Fleischner. Der Sohn Otto konnte 1938 nach Palästina emigrieren, für ihn zog eine Freundin der Familie ein, die jüdische Witwe Anna Sommer (geb. Schaffer).[3] Als ein Nazi die Wohnung beanspruchte, wurden die Fleischners mit anderen jüdischen Familien schließlich in der Servitengasse untergebracht. Auch dort half Mitzi der Familie.[1]

Als 1942 der Befehl zur „Umsiedlung“ nach Theresienstadt kam, wurde die Familie von Mitzi gewarnt. Mitzi hatte mittlerweile geheiratet und hieß jetzt Saidler. Sie bot den Fleischners an, sie in ihrer Wohnung zu verbergen. Die Fleischners lehnten ab und wurden am 9. Oktober 1942 nach Theresienstadt deportiert. Saidler versorgte die Fleischners weiterhin mit Lebensmittelpaketen. Am 23. Oktober 1944 wurden sie nach Auschwitz transportiert und dort ermordet.

Statt der Fleischners hielt Saidler bis zum Ende der Nazi-Diktatur Anna Sommer nachts in ihrer Wohnung in Wien verborgen und teilte ihre rationierten Lebensmittel mit ihr.[4] Tagsüber arbeitete Sommer mit einer halbjüdischen Freundin als Näherin und sicherte so auch deren Überleben.

Am 31. Mai 1978 verlieh Yad Vashem Maria Saidler die Auszeichnung „Gerechte unter den Völkern“. Zu dieser Zeremonie reiste auch Otto Fleischner, der mittlerweile den Namen Fleming angenommen hatte, mit seiner Tochter an.[1]

Literatur

  • Die Gerechten Österreichs – Eine Dokumentation der Menschlichkeit. Von Mosche Meisels, herausgegeben von der Österreichischen Botschaft in Tel Aviv, 1996 Online
  • Lexikon der Gerechten unter den Völkern: Deutsche und Österreicher, Band 1, herausgegeben von Dāniyyêl Frenqel, Jacob Borut. Wallstein Verlag, 2005, S. 355, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d Dr. Otto Fleming (Memento des Originals vom 29. Januar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.vhs.at, Volkshochschule Hietzing, Autobiographischer Abriss von Otto Fleischner, der in England den Namen Fleming annahm.
  2. Notes N53–55, Peter Lowe Family History Research, ancestry.com
  3. Lexikon der Gerechten unter den Völkern, Bd. 1, 2005, S. 355.
  4. Österreichische Gerechte, gerechte.at (Austrian Friends of Yad Vashem)