Referenzproblem
Das Referenzproblem ist ein Problem der philosophischen Logik. Inhalt des Referenzproblems sind Sätze der Art „Die Hauptstadt der Antarktis hat 100.000 Einwohner“, deren Subjekt auf einen nicht existierenden Sachverhalt referiert. Die Frage ist, wie mit diesen Sätzen umzugehen ist, insbesondere ob sie falsch sind oder gar keinen Wahrheitswert haben.
Entailment- vs. Präsuppositions-Auffassung
Einigkeit besteht darin, dass derartige Sätze nicht wahr sein können, wenn das Subjekt nicht existiert. Fraglich ist allerdings die Begründung für diese Auffassung und die Frage, ob der Satz dann als falsch gelten oder gar keinen Wahrheitswert haben soll. Bertrand Russell argumentierte, dass aus der Verwendung des Subjektes auf die Existenz desselben gefolgert werden kann (die sogenannte Entailment-Auffassung). Für Peter F. Strawson hingegen war die Existenz des Subjektes Voraussetzung für eine sinnvolle Äußerung des Satzes (die sogenannte Präsuppositions-Auffassung). Russell interpretiert den Satz also implizit als „Es existiert eine Hauptstadt der Antarktis, und diese hat 100.000 Einwohner“, und da in diesem Fall der erste Teil der Konjunktion falsch ist, nimmt der Satz den Wahrheitswert „falsch“ an. Nach Strawson kommt dem Satz hingegen überhaupt kein Wahrheitswert zu. Bei beiden Meinungen handelt es sich aber auch nur um Betrachtungsweisen, die nicht zu unterschiedlichen logischen Schlussfolgerungen führen würden.
Selbstreferenz
Ein anderes Problem, das aufgrund einer besonderen Form der Referenz auftritt, kann zu Paradoxien der Art „Dieser Satz ist falsch“ führen. Hier ist es eine Selbstreferenz des Satzes, die dem Problem zugrunde liegt:
- Dieser Satz ist falsch.
oder
- Dieser Satz ist nicht entscheidbar.
Das gleiche Referenzproblem kann auch komplexer dargestellt werden:
- Der nächste Satz ist falsch. Der vorhergehende Satz ist wahr.
Andere, jedoch unproblematische Selbstreferenzen sind z. B.
- Dieser Satz ist entscheidbar.
- Dieser Satz ist wahr.