Njonoksa
Dorf
Njonoksa
Нёнокса
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Njonoksa (russisch Нёнокса, auch als Nenoksa transliteriert) ist ein Dorf (selo) in Nordwestrussland mit 468 Einwohnern (Stand 14. Oktober 2010).[1] Es befindet sich in der Oblast Archangelsk und gehört zum Stadtkreis Sewerodwinsk.[2] Nördlich des Dorfes befindet sich ein Raketenstartplatz der russischen Marine.
Geographie
Njonoksa liegt etwa 64 km westlich der Oblasthauptstadt Archangelsk, rund drei Kilometer südlich der Küste des Weißen Meeres. Das Dorf befindet sich etwa 31 km westlich der Stadt Sewerodwinsk, welcher es administrativ unterstellt ist. Durch Njonoksa und den im Norden des Dorfes liegenden See Nischneje (
) verläuft der Fluss Werchowka (
), welcher nördlich von Njonoksa ins Weiße Meer mündet. Von Westen her durchquert der namensgebende, rund sechs Kilometer lange Fluss Njonoksa das Dorf und mündet innerhalb Njonoksas in die Werchowka.[3] Njonoska ist administratives Zentrum des Administrativen Kreises Njonoksa (
), in dem sich außerdem die Siedlungen Sopka (
), Seljony Bor (
) und die Dörfer Solsa (
) und Sjusma (
) befinden.[4]
Geschichte
Das pomorische Dorf Njonoksa wurde 1397 erstmals in einer Urkunde des Moskauer Großfürsten Wassili Dmitrijewitsch erwähnt.[5]
Im Jahr 1553 landete der englische Seefahrer Richard Chancellor beim Versuch der Erschließung einer Nordostpassage für die englische Handelsflotte westlich des Nikolo-Korelski-Klosters nahe Njonoksa. Im Folgenden entwickelten sich rege Handelsbeziehungen zwischen dem Königreich England und dem Zarentum Russland, in deren Zuge 1584 die Stadt Archangelsk errichtet wurde.[6][7]
Njonoksa war bis ins 19. Jahrhundert eines der größten Zentren des Salzsiedens und besaß um 1890 mehr als 1200 Einwohner.[6][8] Durch die Förderung von Salz aus großen Salzvorkommen im Ural wurde die Produktion unrentabel, sodass die Salzproduktion im 20. Jahrhundert eingestellt wurde.[6]
Am 8. August 2019 kam es nahe dem Ort zum Nuklearunfall von Njonoksa, bei dem mehrere Personen starben oder schwer verletzt wurden.
Raketenstartplatz
Etwa zwei Kilometer nördlich von Njonoksa, östlich der Siedlung Sopka, befindet sich ein Truppenübungsplatz zum Test von U-Boot-gestützten ballistischen Raketen für Atom-U-Boote. Seit den 1960er Jahren wurden hier unter anderem Prototypen der Raketen R-29 und R-39 getestet.[9][10] Aus Gründen der Geheimhaltung wurde als Lage des Truppenübungsplatzes offiziell lange Zeit die ukrainische Stadt Feodossija in der Oblast Krim angegeben.[11]
Wie auch Sewerodwinsk liegt Njonoksa, auf Grund seiner militärischen Bedeutung, in einem Gebiet mit Zugangsbeschränkung, das von ausländischen Personen ohne Sondergenehmigung nicht betreten werden darf.[12] Weiterhin ist es auch russischen Staatsbürgern nur mit einem Sonderausweis möglich, nach Njonoksa zu reisen.[6][13]
Wirtschaft und Infrastruktur
In Njonoksa befindet sich mit der 1724 erbauten Troizki-Kirche (
) die einzige hölzerne Kirche Russlands mit fünf Zeltdächern. Daneben gibt es zwei Sakralbauten, die 1763 erbaute Nikolski-Kirche (
) sowie ein 1834 errichteten Glockenturm.[6]
Nach Njonoksa führt keine ganzjährig befahrbare Straßenverbindung.[5][6] Die wichtigste Transport- und Verkehrsanbindung besteht über die 65 km lange Eisenbahnlinie Issakogorga – Sewerodwinsk – Njonoksa, die im Besitz der russischen Nordeisenbahn ist.[13] Wichtigster Arbeitgeber ist der Truppenübungsplatz.[5]
Literatur
- Ju.M. Šul'man: Istorija posada Nënoksy. Istoriko-kraevedčeskij očerk. AIB, Moskau 1997, ISBN 5-89227-002-8.
Einzelnachweise
- ↑ a b Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda. Tom 1. Čislennostʹ i razmeščenie naselenija (Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010. Band 1. Anzahl und Verteilung der Bevölkerung). Tabellen 5, S. 12–209; 11, S. 312–979 (Download von der Website des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Russischen Föderation); Čislennost' naselenija po municipal'nym obrazovanijam i naselennym punktam Archangel'skoj oblasti, vključaja Neneckij avtonomnyj okru Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda (Bevölkerungsanzahl der munizipalen Gebilde und Ortschaften der Oblast Archangelsk einschließlich des Autonomen Kreisen der Nenzen Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010.) Tabelle (Download von der Website des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Oblast Archangelsk)
- ↑ Gesetz "Über den Status der Grenzen der munizipalen Gebilde der Oblast Archangelsk" Abgerufen am 21. Mai 2011
- ↑ Sowjetische Generalstabskarte; Abrufbar auf poehali.org (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , Überprüft am 21. Mai 2011
- ↑ "Statut über das munizipale Gebilde von Sewerodwinsk" Abgerufen am 16. Januar 2016
- ↑ a b c Галина Чарупа: С юбилеем, Ненокса!, Северный рабочий, 11. Juni 2007 Abgerufen am 21. Mai 2011
- ↑ a b c d e f Artikel über Njonoksa auf towns.ru Abgerufen am 21. Mai 2011
- ↑ Artikel über das Nikolo-Korelski Kloster auf towns.ru Abgerufen am 21. Mai 2011
- ↑ Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12, Vierte Auflage, Leipzig und Wien 1885-1892, S. 49 Leipzig und Wien Abgerufen am 21. Mai 2011
- ↑ Artikel zur R-29 / SS-N-8 SAWFLY auf globalsecurity.net Abgerufen am 21. Mai 2011
- ↑ Artikel zur R-39 / SS-N-20 STURGEON auf globalsecurity.net Abgerufen am 21. Mai 2011
- ↑ Андрей Михайлов: Полигон, связавший Неноксу и Кубу, Prawda, 3. Dezember 2004
- ↑ Liste der Gebiete der Russischen Föderation mit reglementiertem Besuch für Ausländer Abgerufen am 21. Mai 2011
- ↑ a b Artikel über die Eisenbahnlinie Issakogorga - Sewerodwinsk - Njonoksa auf der Webseite von Sergei Bolaschenko Abgerufen am 21. Mai 2011