Spaltsatz

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Ein Spaltsatz (von engl. cleft sentence, franz. phrase clivée) ergibt sich, wenn ein Hauptsatz in eine Konstruktion aus Haupt- (Kopulasatz) und Nebensatz (Relativsatz) transformiert wird, um eine Nominalphrase (NP) mit einem (kontrastiven) Fokus bzw. einer Emphase zu belegen.

Die Satzspaltung ist ein syntaktisches Vorgehen der Fokussierung. Aber nicht in jeder Sprache ist das Vorgehen grammatikalisiert oder eben nur bis zu einem Grade grammatikalisiert. Einige Sprachen, so das Latein verfügen überhaupt nicht über ein solches Vorgehen und das Deutsche nur ansatzweise. In der deutschen Sprache werden eher passivische Konstruktionen verwendet.[1] Im Englischen ist der Spaltsatz sehr verbreitet, ebenso in vielen romanischen Sprachen, dabei ist er im Französischen völlig grammatikalisiert. Letztere romanische Sprache folgt demnach auch konsequent diesen Schritt zur Hervorhebung einzelner Satzelemente, während etwa dem Italienischen, dem Spanischen und auch dem Portugiesischen noch weitere Möglichkeiten zur Verfügung stehen.[2]

Spaltsatz im Deutschen

Der zusammengesetzte Satz besteht also aus einem Hauptsatz und einem Nebensatz. Durch die Satzspaltung lässt sich eine Fokussierung erreichen. Wenn Peter vom Hauptsatz der Fokusausdruck – im unteren Beispiel – werden soll, dann wird aus die Vase zerbrochen der extrafokale Satz.

Spaltsätze lassen sich im Deutschen nach folgenden Mustern aufbauen:

  1. Hauptsatz („es“ + Kopula + NP) + Relativsatz
  2. Hauptsatz (NP + Kopula + „es“) + Relativsatz

Beispiel: „Peter hat die Vase zerbrochen.“

  1. Spaltsatz: „Es war Peter, der die Vase zerbrochen hat.“
  2. Spaltsatz: „Peter war es, der die Vase zerbrochen hat.“

Zu unterscheiden von den Spaltsätzen sind die Pseudospaltsätze (auch: Sperrsätze, engl. pseudo-cleft sentences, franz. phrase pseudo clivée), z. B. „Was Peter zerbrochen hat, (das) war die Vase.“ Hier aber steht die Fokussierung am Ende, auf der rechten Seite, des Satzes.

Spaltsatz im Englischen

Die Englische Sprache ist sehr reichhaltig an Spaltsatzkonstruktionen, cleft constructions.[3] Hier einige typische Beispiele:

  • It-Spaltsatz: It is Jaime for whom we are looking.
  • Wh-Spaltsatz/Sperrsatz, pseudo-cleft sentences:[4] What he wanted to buy was a Fiat.
  • Umgekehrter wh-Spaltsatz, reversed wh-cleft/Invertierter Sperrsatz: A Fiat is what he wanted to buy.
  • All-Spaltsatz: All he wanted to buy was a Fiat.
  • Folgender Spaltsatz, inferential cleft: It is not that he loves her. It's just that he has a way with her that is different.
  • There-Spaltsatz: And then there's a new house he wanted to build.
  • If-because Spaltsatz: If he wants to be an actor it's because he wants to be famous.[5]

Spaltsatz im Spanischen

Spaltsätze werden zusammen mit den Sperrsätzen zu den sogenannten Cleftstrukturen zusammengefasst.[6][7] Spaltsätze, construcciones clivadas oder auch construcciones hendidas, construcciones escindidas bilden sich dann, wenn das Subjekt eines Satzes durch einen Kopulasatz auf die linke, also Satzanfangsseite, rutscht.[8] Der Matrixsatz folgt dann als Relativsatz.[9] Zum Vergleich bei den Pseudospaltsätzen oder Sperrsätzen, construcciones seudo-clivadas oder auch construcciones seudo-hendidas rückt das Subjekt im Satz nach rechts.[10] Das in beiden Formen Gemeinsame ist die Hervorhebung des Subjektes, entweder durch dessen Bewegung nach links, zum Satzanfang oder nach rechts zum Satzende. In der Folge kommt es zu einer Fokussierung entsprechend der nunmehr geänderten Anordnung der Satzglieder. Mit den Spalt- und auch Sperrsätzen gelingt es die Person oder den Gegenstand der beschriebenen Handlungen hervorzuheben.[11] Die typische in der spanischen Sprache vorherrschende Konstruktionsform lautet:

  • ser (Kopula) – das fokussierte Satzglied, mit einem – que oder bei Personen quien − Relativsatz
  • Substantiv mit quien oder el que, la que, z. B. Fue A. que entró en el manicomio. Es war A. der in das Irrenhaus eintrat.
  • Nominalphrase mit quien oder el que, la que, z. B. Fue A. el que entró en el manicomio. Es war der A. der in das Irrenhaus eintrat.
  • Präpositionalphrase, ohne quien, z. B. Fue con gracia que lo miró. Es war mit Anmut, dass er ihn ansah.
  • Adjektiv, z. B. Lo descontentos que están. Sie sind unzufrieden.
  • Adverb, z. B. Fue entonces que le hablé por última vez. Es war damals, dass ich sie zum letzten Male sprach.

Aber auch für die Sperrsätze gibt es im Spanischen typische Konstruktionsformen, so:

Literatur

  • Hadumod Bußmann (Hrsg.) unter Mitarbeit von Hartmut Lauffer: Lexikon der Sprachwissenschaft. 4., durchgesehene und bibliographisch ergänzte Auflage. Kröner, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-520-45204-7.
  • Claus D. Pusch: Morphosyntax, Informationsstruktur und Pragmatik: präverbale Marker im gaskognischen Okzitanisch und in anderen Sprachen. Band 124 von Script Oralia, Gunter Narr Verlag, Tübingen 2001, ISBN 3-8233-5434-5, S. 208 f
  • Ursula Wienen: Zur Übersetzbarkeit markierter Kohäsionsformen. Eine funktionale Studie zum Kontinuum von Spaltadverbialen und Spaltkonnektoren im Spanischen, Französischen und Deutschen. Peter Lang, Europäischer Verlag der Wissenschaften, Frankfurt am Main 2006

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Brigitte Handwerker: Fremde Sprache Deutsch: grammatische Beschreibung, Erwerbsverläufe, Lehrmethodik. Band 409 von Tübinger Beiträge zur Linguistik, Gunter Narr Verlag, Tübingen 1995, ISBN 3-8233-5074-9, S. 212
  2. Beiträge zur Fremdsprachenvermittlung 43 / 2005. Institut für fremdsprachliche Philologien der Universität Koblenz-Landau in Zusammenarbeit mit dem Sprachlehrinstitut der Universität Konstanz. S. 87
  3. Lambrecht, Knud. 2001. A framework for the analysis of cleft constructions. Linguistics, 39(3):463-516.
  4. Kent Spielmann: What is a pseudo-cleft sentence?. In: LinguaLinks Library. SIL International. Abgerufen am 25. Januar 2013.
  5. P. Collins: Cleft and pseudo-cleft constructions in English. Routledge, London 1991
  6. Jorge M. Guitart: Del uso de las oraciones hendidas en el español actual. Revista Internacional d’Humanitats 27 jan-abr 2013 CEMOrOc-Feusp / Univ. Autònoma de Barcelona
  7. Wolfgang Reumuth; Otto Winkelmann: Praktische Grammatik der spanischen Sprache. Gottfried Egert, Wilhelmsfeld 1993, ISBN 3-9269-7221-1.
  8. Holger Siever: Übersetzen Spanisch-Deutsch. Ein Arbeitsbuch. Narr Studienbücher, Gunter Narr, Tübingen 2008, ISBN 978-3-8233-6391-0, S. 129.
  9. Dietrich Homberger: Sachwörterbuch zur Sprachwissenschaft. Reclam, Stuttgart 2003, ISBN 3-1501-8241-7, S. 486.
  10. Carlos Felipe da Conceição Pinto: La adquisición de la escisión en el español peninsular. (Doctorando UNICAMP) Recebido 15, jan. 2011 / Aprovado 7, fev. 2011
  11. Hervorhebung einzelner Satzglieder durch Satzspaltung. Hispanoteca.org