Hans-Ulrich Schnitzler

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Hans-Ulrich Schnitzler (* 6. März 1939) ist ein deutscher Fledermausforscher, Neurobiologe und Hochschullehrer der Universität Tübingen.

Leben

Hans-Ulrich Schnitzler studierte Biologie an der Universität Tübingen, wo er 1968 promovierte. Nach einem Aufenthalt an der Rockefeller-Universität in New York (1968/69) habilitierte er 1973 in Tübingen. Er hatte Professuren in Frankfurt und Marburg inne, bevor er 1980 den Lehrstuhl für Tierphysiologie der Universität Tübingen bekam. Seit 2008 ist er der erste Seniorprofessor der Universität und aktiv u. a. im Exzellenzcluster integrative Neurowissenschaften.

Forschung

Schnitzler ist Tierphysiologe, Verhaltensforscher, Neurobiologe und hat auf all diesen Gebieten publiziert. Sein eindeutiger Forschungsschwerpunkt liegt allerdings auf Fledermäusen, und dort vor allem auf deren Echoortungsverhalten. Schon früh hat er die Dopplereffektkompensation bei Rhinolophiden entdeckt.[1] Er hat weltweit Fledermäuse und ihr Echoortungsverhalten beschrieben, analysiert, funktionelle Erklärungen gefunden und kategorisiert. Wichtige Ergebnisse sind dabei unter anderem, dass Fledermäuse und auch echoortende Delphine ihre Ortungslaute an die Bedingungen der aktuellen Aufgabe anpassen.[2][3] Unter seiner Leitung ist auch die moderne Einteilung der Gildenstruktur von Fledermäusen entstanden.[4][5]

Mitgliedschaften und Funktionen

Schnitzler war Mitglied verschiedener wissenschaftlicher Fachgesellschaften, unter anderem der Deutschen Neurowissenschaftlichen Gesellschaft, deren Sektionssprecher er auch war.[6] Er war Fachgutachter vieler Fachzeitschriften und Gutachter für die DFG und andere nationale und internationale Forschungsfördereinrichtungen. Er hat in Tübingen einen neurobiologischen Sonderforschungsbereich mitgegründet und war Gründer einer der ersten Graduiertenkollegs der DFG, und somit intensiv am Aufbau der Tübinger neurobiologischen Forschungslandschaft beteiligt[7], aus welcher sich letztendlich das Exzellenzcluster integrative Neurowissenschaften gründete.

Auszeichnungen

  • 2000–2001: Daimler/Chrysler Fellow am Wissenschaftskolleg Berlin[8]
  • 2011: Eine neuentdeckte Hufeisennase wird Rhinolophus schnitzleri genannt für Schnitzlers Verdienste um die Echoortung[9]

Einzelnachweise

  1. Hans-Ulrich Schnitzler: Die Ultraschall-Ortungslaute der Hufeisen-Fledermäuse (Chiroptera-Rhinolophidae) in verschiedenen Orientierungssituationen. In: Zeitschrift für vergleichende Physiologie. Band 57, 1968, S. 376–408, doi:10.1007/BF00303062.
  2. Björn M. Siemers, Hans-Ulrich Schnitzler: Echolocation signals reflect niche differentiation in five sympatric congeneric bat species. In: Nature. Band 429, 2004, S. 657–661.
  3. Ursula K. Verfuß, Lee A. Miller, Peter K. D. Pilz, Hans-Ulrich Schnitzler: Echolocation by two foraging harbour porpoises (Phocoena phocoena). In: Journal of Experimental Biology. Band 212, 2009, S. 823–834, doi:10.1242/jeb.022137.
  4. Hans-Ulrich Schnitzler, Elisabeth K. V. Kalko: Echolocation by Insect-Eating Bats: We define four distinct functional groups of bats and find differences in signal structure that correlate with the typical echolocation tasks faced by each group. In: BioScience. Band 51, 2001, S. 557–569.
  5. Annette Denzinger, Hans-Ulrich Schnitzler: Bat guilds, a concept to classify the highly diverse foraging and echolocation behaviors of microchiropteran bats. In: Front. Physiol. 2013, doi:10.3389/fphys.2013.00164.
  6. Norbert Elsner and Hans-Ulrich Schnitzler (Hrsg.): Göttingen Neurobiology Report 1996. Proceedings of the 24th Göttingen Neurobiology Conference 1996. Thieme Verlag.
  7. DFG-Personenseite Hans-Ulrich Schnitzler http://gepris.dfg.de/gepris/person/6344
  8. Carola Eschenbach, Cynthia F. Moss, Hans-Ulrich Schnitzler: Spatial cognition in vertebrates : concepts and critical experiments. In: Wolf Lepenies (Hrsg.): Wissenschaftskolleg: Jahrbuch 2000/2001. Wissenschaftskolleg zu Berlin, Berlin 2002, S. 284–286.
  9. Y. Wu und V. D. Thong: A new species of Rhinolophus (Chiroptera: Rhinolophidae) from China. In: Zoological Science. Band 28, Nr. 3, 2011, S. 235–241.