Gastmahl der Liebe

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Film
Deutscher Titel Gastmahl der Liebe
Originaltitel Comizi d’amore
Produktionsland Italien
Originalsprache Italienisch
Erscheinungsjahr 1964
Länge 92 Minuten
Stab
Regie Pier Paolo Pasolini
Produktion Alfredo Bini
Kamera Mario Bernardo,
Tonino Delli Colli
Schnitt Nino Baragli
Besetzung

Gastmahl der Liebe (auch Das Gastmahl der Liebe oder Umfrage über Liebe; Originaltitel: Comizi d’amore) ist ein Dokumentarfilm des italienischen Regisseurs Pier Paolo Pasolini aus dem Jahr 1964.

Ablauf

Von März bis November 1963 reiste Pasolini quer durch Italien, vom industrialisierten Norden bis zum archaischen Süden, um die Menschen an ihrem Arbeitsplatz oder in der Freizeit über die Liebe und ihre sexuellen Vorlieben zu befragen. Er stellte die Fragen absichtlich naiv: Die Kinder fragte er, wie Kinder auf die Welt kommen, die Jugendlichen, ob es in Italien sexuelle Freiheit gäbe, und die reifen Männer, was sie über Homosexualität denken. Aber gerade der Naivität der Fragen entspringt oft eine ernsthafte Auseinandersetzung, das Wunder des Kommunizierens. Abschnittweise taucht das Italien auf, für das Pasolini eine innige Liebe verspürt, aber auch die Abgründe des Vorurteils und der Unwissenheit, die tausend Widersprüche, die das Land ersticken und es manchmal menschenunwürdig machen. Die Reise führt zu den Stränden am Meer, zu Mailänder Fabriken, zu Tanzlokalen, zum verschwiegenen Sizilien der Mafia wie auch in die wohlhabende und konformistische Emilia-Romagna. Ergänzt wird das Thema durch Gespräche mit Vertretern des kulturellen Lebens, die Pasolini manchmal mit denselben Fragen bedrängte, die er den Interviewten gestellt hat: Die Normalität der Homosexualität oder die sexuelle Freiheit und der Skandal (Moravia: „Der Skandal ist im Grunde die Angst, die eigene Persönlichkeit zu verlieren. Ein Mensch, der sich empört, ist ein zutiefst unsicherer Mensch.“).

Der Film schließt mit einem fiktiven Moment: Der Hochzeit zweier Jugendlicher aus der Vorstadt, Tonino und Graziella. Die Filmkamera folgt den beiden einzeln in ihre Wohnungen, während sie sich ankleiden, auf die Straße hinuntergehen, gemeinsam in der Kirche vor dem Altar stehen und sich für das Erinnerungsfoto aufstellen. Dann entschwinden sie ins Unbekannte, und Pasolini liest einen Text: „…euch sei Glück gewünscht, dass sich eurer Liebe das Bewusstsein eurer Liebe hinzufüge“.

Botschaft

Als Fazit aus den Befragungen vor der Kamera ergibt sich das Bild einer rückschrittlichen und in sich selbst zurückgezogenen Gesellschaft. Auch Italien stand die sexuelle Revolution damals noch bevor. Die Ehescheidung wurde in dem katholischen Land beispielsweise erst 1970 gesetzlich ermöglicht. An einigen Stellen wurde der Ton ausgelassen, was als Selbstzensur vermerkt wurde.

Kritiken

„Bei aller Komplexität ein humorvoller und unterhaltsamer Film.“

„Einmal mehr übt sich Pasolini als entspannter Dokumentarist, der seinen Landsleuten aufs, perdono, Maul und ins Herz schaut. Molto divertente.“

Christina Krisch in der Kronen Zeitung vom 15. Jänner 2009

Weblinks

Einzelnachweise