Diskussion:Psychophysischer Parallelismus

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist die aktuelle Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 22. September 2020 um 13:52 Uhr durch imported>Wolny1(2936578) (→‎Defekter Weblink: Erledigt).
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)

Leibniz ein Parallelist?

Man kann Leibniz doch unmöglich als Parallelist bezeichnen, sein Denken war auf Einheit bedacht und versucht das Descartessche Problem zu lösen, aber durch Einheit (->Monaden), nicht durch Parallelität! (nicht signierter Beitrag von Peter Ostertag (Diskussion | Beiträge) 20:54, 31. Jul 2014 (CEST))

Es gibt durchaus gute Gründe, Leibniz einen "Parallelisten" zu nennen. Immerhin spricht er selbst vom "parallélisme des deux règnes" (Theodizee I, § 74), nämlich dem Reich der Natur und dem Reich der Gnade. Allerdings ist der Einwand durchaus richtig, dass der Zusammenhang, in den Leibniz hier gesetzt wird, mindestens sehr irreführend, wenn nicht ganz falsch ist. Denn erstens wurde die leibnizsche Hypothese der Übereinstimmung ("hypothèse des accords") keineswegs von Malebranche und Geulincx weiterentwickelt, sondern ist eine Replik auf sie. Malebranche etwa veröffentlichte seinen Traité de la nature et de la grâce schon 1680, in dem er seine Hypothese der "causa occasionalis" näher erläutert. Leibniz hingegen äußert sich zur Frage des Influxus-Problems erstmals 1695 mit Bezug auf Malebranche in seinem Système nouveau. Mithin ist Leibniz' Hypothese zeitlich eindeutig später und nicht früher anzuordnen. (Zu der Frage, ob Leibniz sich mit seinem berühmten Uhrengleichnis nicht sogar eines Plagiats an Geulincx schuldig gemacht hat, gab es einen inzwischen entschiedenen Gelehrtenstreit gegen Ende des 19. Jh.; vgl. E. Zeller 1884: "Über die erste Ausgabe von Geulincx' Ehtic und Leibniz' Verhältnis zu Geulincx' Occasionalismus", Sitzungsbericht der Kg. Preuss. Akad. d. Wissen., S. 673–695.) Zweitens wendet sich Leibniz mit seiner Hypothese explizit gegen das "Système des causes occasionelles". Die im Artikel genannten zentralen Annahmen der parallelistischen Position sind nun aber tatsächlich die beiden zentralen Annahmen des späten Okkasionalismus. Deswegen ist die Position von Leibniz hier unzutreffend wiedergegeben; insbesondere wenn ihm unter (1) ein Substanzdualismus unterstellt wird. Aktueller Stand der Forschung ist, dass Leibniz wie Spinoza einen Substanzmonismus vertreten und den cartesischen Substanzdualismus zu widerlegen versucht hat (vgl. R. Borchers 2016: "Zum substanzdualistischen Missverständnis der leibnizschen hypothèse des accords", Philosophisches Jahrbuch 123, S. 38–57). Drittens kann von einer Parallelität bei Leibniz nicht im Sinne einer Parallelität von zwei Reichen mit je eigener Regularität die Rede sein, was der Position des Okkasionalismus zumindest geulincxscher Provenienz deutlich näher kommen würde. Denn Leibniz' Position zeichnet sich gegenüber dem Okkasionalismus nicht nur durch Zurückweisung einer substantiellen Unterscheidung der beiden Phänomenenbereiche aus. Sein System unterscheidet sich vom Okkasionalismus dann auch dadurch, dass die Regularität des einen Reichs immanenter Teil des anderen Reichs ist. Leibniz bemüht dafür die bekannte Metapher vom "imperium in imperio" (Animadversiones II, § 64; GP IV, 391). Das innere Reich verhält sich allein im Sinne dieser Subordination "parallel" zum äußeren Reich. Weit häufiger spricht Leibniz hier jedoch statt von einer Parallelität von einer "Harmonie parfait entre deux Regnes" (Monadologie § 87). Treffender als Leibniz einen Parallelisten zu nennen, wäre es daher genau genommen, ihn einen "Harmonisten" zu nennen. Allerdings würde das wiederum eine Ungenauigkeit vor dem Hintergrund einer sich etablierten Begriffstradition darstellen. Umso wichtiger wäre es aber, dass sich die Reflexion dieser Problematik wie auch der aktuelle Stand der Forschung hier entsprechend wiederfindet. --Ilja F. Repin (Diskussion) 14:47, 27. Apr. 2019 (CEST)

Abschnitt 17. u. 18. Jh.

Auf der Grundlage der geäußerten Kritik habe ich einen Entwurf für eine Neufassung des Abschnitts "Im 17. u. 18. Jh." verfasst, den ich gerne diskutieren und einarbeiten würde. Ich freue mich über Beteiligung! --Ilja F. Repin (Diskussion) 16:49, 29. Apr. 2019 (CEST)