Evangelische Kirche (Flözlingen)

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Evangelische Kirche Flözlingen

Evangelische Kirche in Zimmern-Flözlingen.jpg

Konfession: evangelisch-lutherisch
Weihejahr: 1717
Pfarrer: Kristina Reichle
Pfarrgemeinde: Flözlingen-Zimmern
Anschrift: Kirchweg 3
78658 Zimmern ob Rottweil

Koordinaten: 48° 9′ 57,8″ N, 8° 31′ 51,9″ O Die evangelische Kirche in Flözlingen im Landkreis Rottweil im südwestlichen Baden-Württemberg ist eine evangelische Pfarrkirche, die im Jahre 1717 im Stil der Spätgotik erbaut wurde.

Beschreibung

Die Evangelische Kirche in Flözlingen ist ein einschiffiger Kirchenbau im Stil der späten Gotik. Der gedrungene Glockenturm mit aufgesetzter, schlanker Pyramide ist mit einem kunstvollen Turmkreuz mit Turmhahn geschmückt. Der Turm liegt im Süden, an ihn schließt sich eine Chornische an. Der Windfang am Nordportal wurde bei der Renovierung im Jahr 1969 angebaut.

Der Triumphbogen aus Buntsandstein, der vom Schiff in den Chor führt, stammt noch aus der alten Talkirche und ist somit das älteste Bauteil des Gebäudes. Bemerkenswert ist die Renaissance-Kanzel, über die der Schriftsteller Egon Rieble schrieb: „Es gibt keine Kanzel im Kreis, in der klassische Strenge – Renaissance-Klarheit – in solch überzeugender Weise versichtbart wird wie in Flözlingen.“ Auf ihr sind die Evangelisten und Christus mit dem Titel Salvator mundi dargestellt. Auf dem Schalldeckel steht der auferstandene Christus mit einer Fahne.

Das prächtige Chorfenster des Malers Gustav van Treeck aus dem Jahr 1891 zeigt neben einer großen Christusfigur auch die Lutherrose, das württembergische Wappen und das deutsche Reichswappen und ein Porträt Kaiser Wilhems I. und trägt die Inschrift „Zur Erinnerung an die Einigung Deutschlands gestiftet 1891“. Es wurde 2017 an die Westseite des Chorraums versetzt und durch das Auferstehungs-Fenster des Künstlers Tobias Kammerer ersetzt.

Das barocke Öder-Epitaph, das der damalige Pfarrer zum frühen Tod seiner Gattin im Jahr 1699 stiftete, zeigt den Propheten Hesekiel mit einem Engel.[1]

Das frühere geschnitzte Gestühl wurde bei der Renovierung im Jahr 1964 durch schlichte Eschen-Bänke ersetzt. Der Altar und der Taufstein aus Marmor wurden ebenfalls 1964 eingebaut.

Geschichte

Ausschnitt aus einer Flurkarte von 1585 mit Darstellung der alten Dorfkirche

Bereits vor der Reformation hatte Flözlingen eine eigene Dorfkirche, die dem Heiligen Jakob geweiht war. Diese wurde im Jahr 1716 abgerissen.

Unter dem Baumeister Heinerich Arnoldt aus Rosenfeld wurde an exponierter Stelle die neue Kirche errichtet. Um den Standort gab es nach den Aufzeichnungen des Pfarrers Krafft im Ort „großen Zwist“. Die Grundsteinlegung erfolgte am 24. April 1717. Der Bau ging zügig und unfallfrei vonstatten, so dass am 16. Sonntag nach Trinitatis bereits der erste Gottesdienst gefeiert werden konnte. Der Bau wurde größtenteils in Eigenleistung (einige Bürger leisteten „gegen 200 Fuhren“) und mit Unterstützung benachbarter Gemeinden durchgeführt.

Im Jahr 1858 wurde der Turm zu seiner heutigen Höhe ausgebaut. Das Chorfenster wurde im Jahr 1891 „zur Erinnerung an die Einigung Deutschlands“ gestiftet. Nach dem Zweiten Weltkrieg bekam die Kirche ein neues Geläut.

Im Jahr 1964 wurde die Kirche renoviert und modernisiert. Bei der Sanierung wurde unter anderem das Gestühl, der Altar und der Taufstein ersetzt.

Die Orgel des Orgelbauers Peter Vier aus Oberweiher bei Lahr wurde im Jahr 1969 in den Chor eingebaut und ersetzte die alte Orgel aus dem Jahr 1818, wobei einige Holzpfeifen übernommen wurden.

Im Jahr 2016 und 2017 erfolgte zum 300-jährigen Kirchenjubiläum eine weitere Renovierung. Die Gestaltung des Innenraums der Kirche wurde vom Rottweiler Künstler Tobias Kammerer vorgenommen. Die Vier-Orgel wurde ausgebaut und durch eine moderne elektronische Orgel ersetzt. Dadurch war das Kaiser-Christus-Fenster erstmals wieder vollständig zu sehen. Entgegen denkmalschutzrechtlicher Auflagen wurde es von der Südseite an die Westseite des Chorraums versetzt. An der Stelle des Christus-Kaiser-Fensters wurde das neue Auferstehungs-Fenster installiert. Begründet wurde die Maßnahme mit dem Konzept der Wegekirche, nach dem nur die Auferstehung im Zentrum der Kirche stehe und dort nicht dem Kaiser gehuldigt werden solle. Am 17. Dezember 2019 wurde vor dem Verwaltungsgericht Freiburg ein Vergleich geschlossen, nach dem das Fenster an der Westseite verbleiben darf, aber mit einer Erläuterungstafel die Historie und der Grund für die Versetzung des Fensterbildes erklärt werden muss.[2]

Literatur

  • Anton Kampitsch (= Klein): Flozoluestale. Heimat-Erinnerungen für Jung und Alt. Hrsg.: Gemeinde Flözlingen. 1924.
  • Otto Benzing: Flözlinger Heimatbuch. Zum 1200jährigen Namensfest des Dorfes Flözlingen. Verlag der Gemeinde Zimmern ob Rottweil, Zimmern ob Rottweil 1979, ISBN 3-87450-005-5.
  • Bernhard Rüth: Das Öder-Epitaph in der evangelischen Kirche in Flözlingen. In: Rottweiler Geschichts- und Altertumsverein (Hrsg.): Rottweiler Heimatblätter. 57. Jg. (1996), Nr. 3.
  • Ders.: Ein Streifzug durch Flözlingens Kirchengeschichte. In: Rottweiler Geschichts- und Altertumsverein (Hrsg.): Rottweiler Heimatblätter. 79. Jg., Nr. 4, 2018.

Einzelnachweise

  1. Bernhard Rüth: Das Öder-Epitaph in der evangelischen Kirche in Flözlingen. 1991.
  2. Stefanie Siegmeier: Verwaltungsgericht beendet Fensterstreit. In: Schwarwälder Bote. Abgerufen am 23. Dezember 2019.