Holger Schünemann

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Holger Jens Schünemann (* 8. März 1967 in Braunschweig) ist ein deutscher Mediziner und klinischer Epidemiologe. Von 2009 bis 2019 leitete er die Universitätsabteilung für „Forschungsmethoden, Evidenz und Wirkung“ (vormals „Klinische Epidemiologie und Biostatistik“) an der McMaster University in Hamilton, Kanada, wo er jetzt als Professor für Klinische Epidemiologie und Innere Medizin arbeitet.

Leben

Bis 1993 studierte Schünemann Medizin an der Medizinischen Hochschule Hannover und State University of New York (SUNY) in Buffalo (USA). Sein Zweitstudium der Epidemiologie machte er ebenfalls in Buffalo. 1994 promovierte er in Hanover. Er machte in Buffalo 1997 seinen Master-Abschluss (M.Sc.) im Fachbereich Epidemiologie 2000 den Dr. phil. (USA) und habilitierte sich dort 2004. Er hat Facharztausbildungen in Innerer Medizin und Präventivmedizin.

1994 bis 1996 erhielt er den Postdoctoral Fellowship Award der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und der Medizinischen Hochschule Hannover. 2000–2001 folgte ein Buswell Fellowship, Hochstetter Medical Research Fund, Buffalo, USA, 2003 der New Investigator Award, International Society for Quality of Life Research und 2004 ein Exceptional Scholar Award sowie der International Distinguished Alumni Award, University of Buffalo.

Von 2005 bis 2008 arbeitete Schünemann als Internist und klinischer Epidemiologe am Nationalen Tumorforschungsinstitut Italiens „Regina Elena“ in Rom, u. a. als Leiter der Abteilung für Epidemiologie.

Seit 2009 ist er Professor für Klinische Epidemiologie und Medizin an der McMaster University, weithin bekannt als Geburtsort der evidenzbasierten Medizin und des problemorientierten Lernens, wo er auch klinisch als „board-certified“-Internist arbeitet.

Schünemann ist verheiratet mit Paola Muti, Krebsepidemiologin in Kanada, und hat zwei Kinder.

Forschungsschwerpunkte

Schünemann ist co-chair der GRADE-Arbeitsgruppe und Director von Cochrane Canada in der Cochrane Collaboration.[1] Schwerpunkte seiner Forschungsarbeit liegen auf der Verbesserung der Methodik und Kooperationen zur Synthese von Evidenz und zur Erstellung von Handlungsempfehlungen. Als Leiter des „Department of Health Research Methods, Evidence, and Impact“ an der McMaster-Universität arbeitet er an der Weiterentwicklung der unter David Sackett und Gordon Guyatt dort entstandenen „Evidenzbasierten Medizin“. Er hat eine Vielzahl Gesundheitsleitlinien u. a. auf internationaler Ebene entwickelt, bspw. mit der Weltgesundheitsorganisation WHO und medizinischen Fachgesellschaften, und die Methodik für Leitlinienentwicklung wesentlich beeinflusst und überholt.

Mit weiteren Forschungsaktivitäten untersucht er Methoden für systematische Übersichtsarbeiten, Studiendesign, Lungenfunktionsepidemiologie, Präsentation von Information in der Gesundheitsversorgung und Methoden in der Erfassung von „Quality of Life“ mit dem Schwerpunkt Pneumologie (Lungenheilkunde).

Forschung zu Alltagsmasken gegen COVID-19

Als Anfang die COVID-19-Pandemie begann, äußerten einige Institutionen die These, es sei nutzlos, Masken zu tragen. Ein Motiv dafür war wohl, dass im Frühjahr 2020 vielerorts ein großer Maskenmangel auch für medizinisches Personal herrschte. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zögerte bis Anfang Juni 2020, von dieser These abzurücken. Schünemann und sein Forscherteam fanden in 29 Untersuchungen zum COVID-19-Virus Indizien dafür, wie wirksam einfacher Mund-Nasen-Schutz ist; The Lancet publizierte die Metastudie am 1. Juni 2020.[2] Schünemann und sein Team trugen maßgeblich dazu bei, den Nutzen des Tragens einer Alltagsmaske bekannter zu machen.[3]

Publikationen

Schünemann hat als Autor oder Ko-Autor über 600 wissenschaftliche Schriften veröffentlicht.

  • (zusammen mit Mark A. Crowther, Jeffrey Ginsberg, Ralph M. Meyer und Richard Lottenberg): Evidence-based Hematoloy. BMJ Books, 1. Auflage 2008, ISBN 978-1405157476.

Weblinks

Einzelnachweise