Reinhard Siegmund-Schultze

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Reinhard Siegmund-Schultze

Reinhard Siegmund-Schultze (* 2. April 1953 in Halle (Saale)) ist ein deutscher Mathematikhistoriker.

Siegmund-Schultze studierte Mathematik an der Martin-Luther-Universität Halle, wo er 1979 über Geschichte der Funktionalanalysis promoviert wurde. Die Doktorarbeit hatte er 1975–1978 während eines Forschungsstudiums am Karl-Sudhoff-Institut für Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften an der Universität Leipzig angefertigt. Danach war er bis 1990 Assistent an der Humboldt-Universität in Berlin, wo er sich 1987 habilitierte (Beiträge zur Analyse der Entwicklungsbedingungen der Mathematik im faschistischen Deutschland unter besonderer Berücksichtigung des Referatewesens). 1991 bis 1994 war er als Feodor Lynen-Forschungsstipendiat der Alexander von Humboldt-Stiftung in den USA. Seit 2000 ist er Professor für Wissenschaftsgeschichte an der Universität Agder in Kristiansand in Norwegen.

Siegmund-Schultze ist bekannt für historische Arbeiten über die Emigration der Mathematiker aus dem nationalsozialistischen Deutschland. Unter anderem befasste er sich ausführlich auch mit Richard von Mises.

Seit 2000 ist er Mitglied der Internationalen Akademie für Wissenschaftsgeschichte in Paris. 2014 war er Eingeladener Sprecher auf dem ICM in Seoul (One hundred years after the Great War – A century of breakdowns, resumptions and fundamental changes in international mathematical communication). Seit 2016 ist er Mitherausgeber von Historia Mathematica.

Schriften (Auswahl)

  • Mathematiker auf der Flucht vor Hitler. Quellen und Studien zur Emigration einer Wissenschaft, Vieweg: Braunschweig 1998; in erweiterter Fassung in englischer Übersetzung: Mathematicians fleeing from Nazi Germany: individual fates and global impact, Princeton University Press 2009
  • Mathematische Berichterstattung in Hitlerdeutschland: der Niedergang des "Jahrbuchs über die Fortschritte der Mathematik, Göttingen, Vandenhoeck und Ruprecht 1993 (aus der Habilitation entstanden)
  • Rockefeller and the internationalization of mathematics between the two world wars: documents and studies for the social history of mathematics in the 20th century, Birkhäuser 2001
  • mit Jochen Brüning, Dirk Ferus: Terror und Exil – persecution and expulsion of mathematicians from Berlin between 1933 and 1945, Deutsche Mathematiker-Vereinigung 1998 (Ausstellung anlässlich des Internationalen Mathematikerkongresses in Berlin)
  • Landau und Schur. Dokumente einer Freundschaft bis in den Tod in unmenschlicher Zeit, Mitteilungen DMV, Band 19, 2011, S. 164–173
  • Göttinger Feldgraue, Einstein und die verzögerte Wahrnehmung von Emmy Noethers Sätzen über invariante Variationsprobleme (1918), Mitteilungen DMV, Band 19, 2011, S. 100–104, DOI:10.1515/dmvm-2011-0046 (free access).
  • mit Christopher D. Hoolings: Meeting under the integral sign? The Oslo Congress of Mathematicians on the Eve of the Second World War (= History of Mathematics, Vol. 44), Providence, Rhode Island 2020.

Weblinks