Ferrotypie
Die Ferrotypie (Tintype, Melanotypie oder Blechfotografie) ist ein fotografisches Direktpositiv-Verfahren, das zwischen 1855 und den 1930er Jahren verwendet wurde. Die Ferrotypie wurde 1856 von Hamilton L. Smith (1819–1903) erfunden.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts kam zum manuellen Verfahren die Verarbeitung durch Automaten auf. Einen ersten solchen mechanisch betriebenen Automaten konstruierte Conrad Bernitt in Hamburg im Jahr 1890. Der Bosco-Automat wurde über Jahrzehnte weltweit genutzt und gilt als Vorläufer der heutigen Fotoautomaten. Die preiswerten Ferrotypien wurden in ein Album eingeklebt oder mit der Post verschickt; sie wurden rasch populär und traten vor allem als Schnellfotografie und als Jahrmarktattraktion in Erscheinung.
Funktionsweise
Die Ferrotypie basiert auf einer knapp belichteten und entwickelten iod- und bromsilberhaltigen Kollodiumschicht. Als Schichtträger für die Kollodiumemulsion wurde i. d. R. ein schwarz lackiertes Eisenblech verwendet, das dem Negativ-Unikat als Hintergrund diente. Das (fotochemische) Negativ erscheint aufgrund des Dunkelfeldprinzips vor dem dunklen Hintergrund als lichtwertrichtig.
Ferrotypie-Platten waren stets Unikate. Durch die Direktbelichtung können sie nicht kopiert werden. Die wenigen erhalten gebliebenen Originale berühmter Persönlichkeiten wie z. B. Billy the Kid erzielen bei Auktionen Millionenbeträge.[1] Eine Fotoplatte zeigt Billy the Kid mit einem zerknitterten Hut, wie er ein Winchester-Gewehr an seiner rechten Seite hält und auf der linken Seite noch einen Revolver trägt. Dies führte zu der Annahme, dass er Linkshänder gewesen sei und als solchen spielte ihn auch Paul Newman in dem Western The Left Handed Gun (1958). Die Ferrotypie war aber ein Verfahren, bei dem spiegelverkehrte Bilder entstanden.
Siehe auch
Andere frühe Fotografieverfahren:
- Heliografie (1826)
- Kalotypie (auch Talbotypie; um 1835)
- Daguerreotypie (1839)
- Cyanotypie (1842)
- Ambrotypie (Melanotypie; um 1850)
- Kollodium-Nassplatte (um 1850)
- Pannotypie (um 1860)
- Wothlytypie (1864)
Literatur
- Edward M. Estabrooke: The Ferrotype and How to Make It. Gatchell & Hyatt, Cincinnati Ohio 1872.