P-35 (Radargerät)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist die aktuelle Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 28. November 2020 um 22:11 Uhr durch imported>Aka(568) (→‎Entwicklung: Bindestrich).
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Sende-/Empfangskabine der P-35 im Luftverteidigungsmuseum bei Moskau, gut zu erkennen: die vier Hohlleiter zu den Strahlern der unteren Antenne

P-35 war die Kurzbezeichnung eines 2D-Radargerätes für Rundumsuche aus sowjetischer Produktion mit dem russischen Codenamen „Saturn“ (kyrillisch: П–35 «Сатурн»).

Entwicklung

Der Hersteller war das Kombinat „LEMS“ (russisch НПО „Лианозовский электромеханический завод“, Elektromechanisches Werk Lianosowo), die Herstellerbezeichnung 1RL110 sowie die NATO-Bezeichnung „Bar Lock“. Die Bezeichnung der Radarfamilie (Radarklasse) lautete „Drainage“ (kyrillisch: «Дренаж»). Die P-35 wurde etwa 1958 in die Truppe eingeführt[1] und wurde auch in der ehemaligen NVA bei den Funktechnischen Truppen für die Luftraumaufklärung und Jägerleitung verwendet. Die Besatzung dieses Aufklärungsradars bestand aus 6 bis 8 Personen.

Die P-35 wurde aus dem Vorgängermodell P-30 entwickelt. Die Sende-/Empfangskabine wurde auf der Lafette einer 100-mm-Flak montiert. Durch das neue Drehmeldesystem wurde eine Seitenwinkelgenauigkeit von 6 Winkelminuten bei der Drehung erreicht. Die P-35 konnte taktisch verlegt werden. Bei einer trainierten Mannschaft aus 8 Personen betrug die Normzeit für die Herstellung der Verlegebereitschaft 12 Stunden.[2]

Auf die typische V-beam-Stellung der beiden Antennen der P-30 zur Höhenbestimmung wurde bei der P-35 verzichtet. Beide Parabolantennen wurden in eine waagerechte Position gebracht. Die obere Antenne erhielt zwei Hornstrahler, die untere Antenne vier. Alle sechs Frequenzen wurden in je einem unterschiedlichen Höhenwinkel ausgestrahlt. Insgesamt wurden die Höhenwinkel von 0° bis +28° abgedeckt. Die beiden Parabolspiegel konnten mechanisch in der Höhe verstellt werden und so das Antennendiagramm dem Gelände (Deckungswinkel) angepasst werden. Eine grundsätzliche Höhenbestimmung war möglich, indem einzelne Empfänger kurzzeitig abgeschaltet wurden. So konnte derjenige Sender ermittelt werden, der das Zielzeichen auf dem Bildschirm darstellte. In der praktischen Arbeit wurde das jedoch selten durchgeführt, da diese Prozedur einfach zu zeitaufwändig war.

P-35 Radar in Lettland
Technische Daten P-35 „Bar Lock“[3]
Frequenzbereich 2,7 – 3,3 GHz
Pulswiederholzeit
Pulswiederholfrequenz 375 Hz
Sendezeit (PW) 1,5 oder 4,5 µs
Empfangszeit
Totzeit
Pulsleistung 6 mal je 700 kW
Durchschnittsleistung 6 mal je 700 W
angezeigte Entfernung bis 350 km
Entfernungsauflösung
Öffnungswinkel
Trefferzahl > 8
Antennenumlaufzeit 10 oder 20 s

Von der P-35 gab es insgesamt vier Modernisierungen (P-35M, P-35M2, P-35M3, P-35M4), bevor die Modernisierungen zu dem neuen Radargerät P-37 führten. Von den 6 Sendern wurden in das weiterentwickelte Modell nur 5 übernommen. Anstelle des 6. Senders mit der niedrigsten Frequenz wurde in der Sende-/Empfangskabine der P-37 das System „Aktive Antwort“ eingebaut, ein spezielles Sekundärradar, dass zur Führung der neuen MiG-21 benötigt wurde.

Weblinks

Commons: P-35 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise