Kaiserliches Sternkundeamt

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Das kaiserliche Sternkundeamt in Peking

Das kaiserliche Sternkundeamt oder Kaiserliche Astronomische Institut chinesisch 

欽天監

, Pinyin

Qintianjian

, W.-G.

Qin1tian1jian1

war eine Abteilung des außerordentlich wichtigen Ministeriums der Riten (Kultusministerium; chinesisch 

禮部

, Pinyin

Li3bu4

) im kaiserlichen Regierungsapparat unter der letzten Dynastie.

Das Observatorium (Sternwarte) wurde von der Yuan-Dynastie im 13. Jahrhundert errichtet und zunächst von arabischen Muslimen betrieben. Ab dem 17. Jahrhundert wurde es immer von einem muslimischen Astronom geleitet. Das Observatorium bestand aus einigen astronomischen Instrumenten, die auf einer erhöhten Plattform montiert waren, östlich der Verbotenen Stadt in Peking. Viel war dem Observatorium angegliedert, während dessen Bedeutung in der Zeit der Ming-Dynastie zurückging, vor allen Dingen, weil es nicht sehr genau in seinen Beobachtungen war.

Der Verfall wurde erst aufgehalten, als jesuitische Astronomen aus Europa kamen und als Leiter der Sternwarte von den späten Ming-Kaisern und auch von den neuen Qing-Dynastie- Kaisern engagiert wurden.

Als die Jesuiten im 17. Jahrhundert übernahmen, war die einzige wirkliche Aufgabe der Sternwarte die Berechnung und die jährliche Veröffentlichung des chinesischen Kalenders. Dies war eine Aufgabe, die dem kaiserlichen Hof oblag, da die Kalender von großer Bedeutung waren. Auch in der politischen Beziehung zu Tributstaten war es wichtig, dass die angrenzenden Nachbarländer den chinesischen Kalender benutzten. Es war Ausdruck für die Oberhoheit des chinesischen Kaiserreichs. Viel Ansehen war damit verknüpft, wenn die Kalenderberechnungen von z. B. Sonnen- und Mondfinsternissen korrekt waren.

Replika von Pater Ferdinand Verbiests „Sternenglobus“ von 1673, in Gebrauch beim Kaiserlichen Sternkundeamt in Peking

Als die katholischen Missionare nach Peking kamen, hatte die Qualität der Berechnungen stark nachgelassen. Daher sah der Kaiser ein, dass die westlichen astronomischen Verfahren überlegen waren und dass er ihnen die Aufgabe die Kalenderberechnungen von Grund auf übertragen müsse. Dies führte zu Konflikten und missgünstige chinesische nationalistische Beamte übernahmen in den 1660ern eine Zeitlang die Verwaltung und versuchten eine Missionarshetze anzuzetteln, ließen Pater Adam Schall, den Leiter des Observatoriums, einkerkern und zum Tode verurteilen. (Das Todesurteil wurde aufgehoben, Pater Schall wurde freigelassen, starb aber, ehe er vollständig rehabilitiert wurde.)

Nach diesem Intermezzo wurden die Jesuiten voll rehabilitiert und führten ihre Kalenderarbeiten zur vollen Zufriedenheit des Kaisers durch, solange sie an der Sternwarte tätig waren. 1774 wurde der Jesuittorden aufgelöst und nach einigen Jahren übernahm eine Lazaristen-Kongregation die Arbeiten. Allmählich verfiel die Arbeit wie so vieles andere in der späten Qing-Dynastie. Bis 1912, wo die Qing-Dynastie zusammenbrach, unterstand das Amt für Sternkunde dem Ministerium für öffentliche Unterweisung.

Die Aussichtsplattform der Astronomen ist im modernen Peking erhalten geblieben und ist eine der städtischen Sehenswürdigkeiten. (Siehe Altes Observatorium von Peking)

Jesuiten (S.J.) und Lazaristen (C.M.) und leitende Positionen im kaiserlichen Sternkundeamt während der Qing-Dynastie

Titel:
(für den obersten Leiter:)
  • Zhang Qintianjian shiwu (Direktortitel - Pater Schalls Titel bis Ende des Systems)
  • Zhili lifa (Kalenderadministrator), Titel in Gebrauch nach P. Schall und bis der Titel 1725 eingestellt wurde
  • Jianzheng (Direktor), bürokratische Aufwertung von Titeln durch zhili lifa 1725
(niedere Ebenen:)
  • Jianfu (Vizedirektor, geschaffen 1718 und aufgewertet 1753), es gab bis zu vier, zeitweise fünf jianfu gleichzeitig
  • You jianfu (Rechter Vizedirektor, nach 1753), höherer Rang als jianfu
  • Zhou jianfu (Linker Vizedirektor, nach 1753), etwas höherer Rang als you jianfu

Literatur

  • Stanislav Juznic: Letters from Augustin Hallerstein, an eighteenth century jesuit astronomer in Beijing. (Briefe von Augustin Hallerstein, ein Jesuit des 18. Jhs. in Beijing) In: Journal of Astronomical History and Heritage. 11 (2008) 3, S. 219–225.
  • Hu, Fan 胡梵 aus Xi’an 西安: Der Islam in Shaanxi: Geschichte und Gegenwart. Mit einer Untersuchung zum islamisch-christlichen Dialog in Zeiten der Globalisierung und des Ökumenismus. Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Philosophischen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn vorgelegt von Hu, Fan 胡梵 aus Xi’an 西安, VR China (陜西伊斯蘭教歷史與現狀, ── 及對在全球化及合一運動時代, 伊斯蘭教與基督教對話之探討, 胡梵 著), Bonn 2008, S. 61ff (2.6.4 Vergleich mit der christlichen Missionierung) (online)

Koordinaten: 39° 54′ 21,8″ N, 116° 25′ 40,7″ O