Jüdische Gemeinde Münzesheim

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist die aktuelle Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 13. Dezember 2020 um 18:10 Uhr durch imported>Reinhardhauke(739778) (→‎Literatur).
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)

Die Jüdische Gemeinde in Münzesheim, einem Ortsteil der Gemeinde Kraichtal im baden-württembergischen Landkreis Karlsruhe, entstand im 16. Jahrhundert und existierte bis 1937.

Geschichte

Im Jahr 1530 werden erstmals Juden im Ort genannt. Auch nach dem Dreißigjährigen Krieg werden wieder ab 1656 Juden überliefert.

Die jüdische Gemeinde in Münzesheim bestand 1801 aus 19 Familien mit rund 90 Personen. Sie besaß eine Synagoge (Unterdorfstraße 31, nach 1938 abgebrochen), eine Schule (vorübergehend eine jüdische Konfessionsschule, dann eine Religionsschule) und ein rituelles Bad. Die Toten der Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof in Oberöwisheim beigesetzt. Die jüdische Gemeinde in Münzesheim hatte (zumindest seit 1879 gemeinsam mit Menzingen) einen Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Seit 1827 gehörte die Gemeinde zum Bezirksrabbinat Bretten. Durch Aus- und Abwanderung nahm die Zahl der Gemeindemitglieder bis Anfang des 20. Jahrhunderts stark ab.

Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es einige jüdische Geschäfte am Ort. Bis nach 1933 bestand das Kaufhaus Sally Türkheimer in der Unterdorfstraße 15.

Nationalsozialistische Verfolgung

1933 lebten noch 17 jüdische Personen in Münzesheim. Auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts und der Repressalien sind mehrere von ihnen von Münzesheim verzogen oder ausgewandert. Die jüdische Gemeinde wurde am 8. November 1937 aufgelöst

Das Gedenkbuch des Bundesarchivs verzeichnet acht in Münzesheim geborene jüdische Bürger, die dem Völkermord des nationalsozialistischen Regimes zum Opfer fielen.[1]

Gemeindeentwicklung

Jahr Gemeindemitglieder in % der Gesamteinwohnerschaft
1801 90
1825 75 6,9 % von 1085 Einwohnern
um 1839 98
1875 67 5,8 % von 1153 Einwohnern
1887 39
1900 43 3,9 % von 1102 Einwohnern
1910 27 2,6 % von 1055 Einwohnern
um 1925 23 1,9 % von 1194 Einwohnern
1933 17

Literatur

  • Klaus-Dieter Alicke: Lexikon der jüdischen Gemeinden im deutschen Sprachraum. Band 2: Großbock – Ochtendung. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2008, ISBN 978-3-579-08078-9 (Online-Version).
  • Joachim Hahn und Jürgen Krüger: Synagogen in Baden-Württemberg. Band 2: Joachim Hahn: Orte und Einrichtungen. Theiss, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-8062-1843-5 (Gedenkbuch der Synagogen in Deutschland. Band 4), S. 263–264.

Weblinks

Einzelnachweise