Hochhaus Bugginger Straße 50

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist die aktuelle Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 27. Dezember 2020 um 15:04 Uhr durch imported>Didionline(73374) (HC: +Kategorie:Hochhaus in Baden-Württemberg; +Kategorie:Hochhaus in Europa; ±Kategorie:Bauwerk in Freiburg im BreisgauKategorie:Wohngebäude in Freiburg im Breisgau).
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Die Straßenbahnhaltestelle Bugginger Straße mit dem Hochhaus

Das Hochhaus Bugginger Straße 50 in Freiburg im Breisgau ist das erste energetisch sanierte Passivhochhaus der Welt.[1][2] Bei dem 45 Meter hohen Gebäude handelt es sich um 16-stöckiges Hochhaus mit einer Wohnfläche von rund 7.000 m², welches im Jahr 1968 im Stadtteil Weingarten errichtet und in den Jahren 2009 und 2010 saniert wurde. Es gehört heute der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Freiburger Stadtbau (FSB).[3]

Sanierungskonzept

Im Stadtteil Weingarten befanden sich in den 2000er Jahren mehrere sanierungsbedürftige Gebäude im Besitz der FSB. Zunächst gab es Überlegungen, das Hochhaus in der Bugginger Straße 50 abzureißen. Doch die FSB entschied sich unter der Leitung des Architekten Roland Rombach dazu, das Gebäude im Zuge einer Sanierung für 13,44 Millionen Euro zu einem Passivhaus umzubauen.[4] Dazu wurde das Hochhaus zunächst entkernt, um danach die Grundrisse der einzelnen Wohnungen neu aufzuteilen. Aus vormals 96 Wohnungen entstanden so 139 Wohneinheiten, mit einer weitgehend luftdichten Gebäudehülle. Um dies zu erreichen, integrierte man unter anderem die vorhandenen Balkone in die Wohnfläche und brachte an der Fassade neue Balkone an. Einige Bewohner kritisierten den Neuzuschnitt, da bei gleicher Miete nun weniger Fläche zur Verfügung stand.[5] Die Fassade erhielt ein 20 cm, das Dach ein 40 cm dickes Wärmedämmverbundsystem, die Fenster eine dreifache Verglasung. Oberhalb der Fenster kam ein Aerogel zur Dämmung der Rolladenkästen zum Einsatz. Auf dem Flachdach installierte man eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von bis zu 25 kW. Daneben wurden Ventilatoren platziert, die verbrauchte Luft über einen Wärmetauscher aus den Wohnungen absaugen und Frischluft hineinblasen. Ein nahegelegenes Blockheizkraftwerk versorgt das Gebäude über Fernwärme mit Warmwasser.[6] Der Wärmebedarf des Hochhauses sank durch diese Maßnahmen von durchschnittlich 68 kWh/m² und Jahr auf 15; der Ausstoß von Kohlendioxid um 57 Tonnen. Das Projekt wurde vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) begleitet: In 29 Wohnungen aus drei Geschossen nahmen sie zwei Jahre lang eine Vielzahl an Messwerten auf, um die Entwicklung des Energieverbrauchs nach der Sanierung zu untersuchen.

Auswirkungen

Die Bewohner mussten vor der Sanierung ihre Wohnung verlassen. Es zeigte sich, dass die Mehrzahl von ihnen nicht wieder einzog, sondern neue Mieter die Wohnungen nachfragten.[7] Sie erhielten nach dem Umbau eine Einweisung von einem Energieberater. Außerdem versprach ihnen die FSB, in den kommenden zehn Jahren auf eine Mieterhöhung zu verzichten. Ein Quartiersmanagement begleitete die neuen Bewohner nach ihrem Einzug.[8]

Auszeichnungen

Das Projekt gehört zu einem Sanierungskonzept des Stadtteils Weingarten-West, das im Zuge eines Wettbewerbes „Energetische Sanierung von Großwohnsiedlungen“ des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung die Kategorie „Silber“ gewann.[9] Der Rat für Nachhaltige Entwicklung bezeichnet das Sanierungskonzept als „Leuchtturmprojekt“, um das Zusammenleben von jungen und älteren Menschen zu fördern.[10]

Literatur

  • Bundeszentrale für politische Bildung (Hrsg.): Informationen zur politischen Bildung: Energie und Umwelt. 1. Auflage. Heft 319. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2013, S. 14.
  • Erik Bichard: The Coming of Age of the Green Community: My Neighbourhood, My Planet. 1. Auflage. Routledge, 2013, ISBN 978-1-136-27067-3, S. 26.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Claudia Füßler: Einfach dichtgemacht. In: Die Zeit, 18. März 2012, abgerufen am 10. September 2013.
  2. Erstes Passiv-Hochhaus der Welt eröffnet, Webseite DETAIL – Zeitschrift für Architektur + Baudetail, abgerufen am 9. Oktober 2013.
  3. Bugginger Straße 50, Weingarten (Memento vom 11. Dezember 2014 im Internet Archive), Webseite der Freiberger Stadtbau, abgerufen am 9. September 2013.
  4. Pressemeldung der Stadt Freiburg vom 13. Januar 2010 zum Projekt, (PDF; 70 kB), Webseite der Freiberger Stadtbau, abgerufen am 9. September 2013.
  5. Beate Beule: Nicht alle sind begeistert. In: Badische Zeitung, 28. September 2009, abgerufen am 10. Oktober 2013.
  6. Presseinformation des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme vom 13. Januar 2010 zum Projekt, (PDF; 167 kB), abgerufen am 9. September 2013.
  7. Simone Lutz: Passivhochhaus: Tücken eines Pilotprojektes. In: Badische Zeitung, 15. Juli 2009, abgerufen am 10. Oktober 2013.
  8. Quartiersarbeit Weingarten West, Webseite der Quartiersarbeit Weingarten-West, abgerufen am 9. Oktober 2013.
  9. Weltweit erstes Passivhochhaus setzt auf faserverstärkte Fenster, Webseite von baulinks.de, abgerufen am 10. Oktober 2013.
  10. Generationendialog in der Praxis, (PDF; 1,5 MB), Oktober 2009, Webseite des Nachhaltigkeitsrates, abgerufen am 10. Oktober 2013.

Koordinaten: 47° 59′ 50,3″ N, 7° 48′ 22,5″ O