Jüdischer Friedhof (Ronnenberg)

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Jüdischer Friedhof in Ronnenberg

Der Jüdische Friedhof Ronnenberg ist ein jüdischer Friedhof in der niedersächsischen Stadt Ronnenberg in der Region Hannover. Er ist ein geschütztes Kulturdenkmal.

Auf dem 146 m² großen Friedhof an der Straße Am Weingarten/Ecke Velsterstraße befinden sich neun Grabsteine auf 13 Gräbern. Außerdem hat er drei symbolische Gräber mit drei Grabsteinen, die auf Veranlassung von zwei jüdischen Bürgern der ehemaligen Gemeinde Ronnenberg mit Genehmigung des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen errichtet worden sind.[1]

Geschichte

Seit 1758 sind Juden in Ronnenberg schriftlich nachgewiesen.[2] Sie gehörten zur Synagogengemeinde Gehrden[3] und haben vermutlich auf dem jüdischen Friedhof in Gehrden ihre Toten beerdigt. Um 1830 erwarb der jüdische Kaufmann Feissel Seligmann aus Ronnenberg von der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde in Ronnenberg einen Zipfel des Pfarrgartens für einen jüdischen Friedhof. Als erster Verstorbener wurde am 9. Januar 1846 (11. Tewet 5606) sein Vater Samuel Seligmann beigesetzt.[1] Die letzte Beerdigung erfolgte für Regina Seligmann, gestorben am 28. Mai 1933.[4] Im Naziterror wurde zwischen 1937 und 1939 die gesamte jüdische Gemeinschaft Ronnenbergs vertrieben.[5] 1952 ging der Friedhof in den Besitz der Jewish Trust Corporation (JTC) über, 1960 wurde er dem Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen übergeben. Im Jahr 1966 wurde er geschändet. 1958 wurde das Gelände von der evangelischen Jugend gepflegt, 1977 übernahm Erwin Franz aus Gehrden die Pflege. 1999 hat die Stadt Ronnenberg mit dem jüdischen Landesverband vereinbart, den Friedhof zu pflegen.[1]

2001 errichtete der 1938 aus Ronnenberg vertriebene US-Amerikaner Fritz G. Cohen (heute Chicago) ein symbolisches Grab mit einem Grabstein für seine Großmutter, Lina Cohen aus Ronnenberg, die 1943 im KZ Theresienstadt ums Leben gekommen ist. 2019 entstanden auf Veranlassung des 1937 vertriebenen Ronnenberger Juden Heinz Seligmann (Rio de Janeiro) zwei weitere symbolische Gräber mit Grabsteinen für seinen Vater Siegmund Seligmann und seinen Bruder Kurt Julius Seligmann.[1]

Die Stadt Ronnenberg hat 2013 gegenüber dem jüdischen Friedhof ein Holocaust-Mahnmal für die ermordeten und vertriebenen Jüdinnen und Juden aus Ronnenberg erstellen lassen[6]. Für 25 Jüdinnen und Juden, darunter Lina und Fritz Cohen sowie Heinz und Siegmund Seligmann, wurden Stolpersteine in Ronnenberg verlegt.[7]

Literatur

  • Förderverein Erinnerungsarbeit Ronnenberg (Hrsg.): Stolpersteine in Ronnenberg, Ronnenberg 2019.
  • Peter Hertel: Die Juden von Ronnenberg - Teil 1: 1700–1933 (Friedhof mit Rätseln, S. 65–70), Hrsg.: Stadt Ronnenberg, Schriften zur Stadtentwicklung, Bd. 4, Ronnenberg 2012.
  • Peter Hertel und Christiane Buddenberg-Hertel: Die Juden von Ronnenberg. Eine Stadt bekennt sich zu ihrer Vergangenheit, Hrsg.: Region Hannover, Hahnsche Buchhandlung, Hannover 2016, ISBN 978-3-7752-4903-4.
  • Friedel Homeyer: Der Jüdische Friedhof in Ronnenberg. In: Gestern und Heute. Juden im Landkreis Hannover. Hannover 1984, S. 246–248.
  • Nancy Kratochwill-Gertich / Antje C. Naujoks: Gehrden. In: Herbert Obenaus (Hrsg. in Zusammenarbeit mit David Bankier und Daniel Fraenkel): Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen. Band 1 und 2 (1668 S.), Göttingen 2005, ISBN 3-89244-753-5, S. 595–602 (Jüdischer Friedhof Ronnenberg: S. 599, S. 602).
  • Dokumentation durch Friedel Homeyer im Auftrag des Landkreises Hannover (1982)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d Förderverein Erinnerungsarbeit Ronnenberg (Hrsg.): Der jüdische Friedhof - The Jewish cemetry, in: Stolpersteine in Ronnenberg, Ronnenberg 2019, S. 42 f.
  2. Nancy Kratochwill-Gertich / Antje C. Naujoks: Gehrden. In: Herbert Obenaus in Zusammenarbeit mit David Bankier und Daniel Fraenkel (Hrsg.): Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen. Band 1. Wallstein, Göttingen 2005, S. 596.
  3. Klaus-Dieter Alicke: Gehrden. In: Lexikon der jüdischen Gemeinden im deutschen Sprachraum. Band 1. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2008, ISBN 978-3-579-08077-2, S. 1402.
  4. Peter Hertel: Die Juden von Ronnenberg - Teil 1: 1700-1933. In: Stadt Ronnenberg (Hrsg.): Schriften zur Stadtentwicklung. Band 4. Ronnenberg 2012, S. 68.
  5. Peter Hertel und Christiane Buddenberg-Hertel: Die Juden von Ronnenberg. Eine Stadt bekennt sich zu ihrer Vergangenheit. Hrsg.: Region Hannover. Hahnsche Buchhandlung, Hannover 2016, ISBN 978-3-7752-4903-4, S. 54–132.
  6. Förderverein Erinnerungsarbeit Ronnenberg (Hrsg.): Stadt Ronnenberg erinnert - Ronnenberg Ciy remembers, in: Stolpersteine in Ronnenberg, Ronnenberg 2019, S. 44 f.
  7. Förderverein Erinnerungsarbeit Ronnenberg (Hrsg.): 25 Stolpersteine - 25 Stumbling Stones, in: Stolpersteine in Ronnenberg, Ronnenberg 2019, S. 8–9 und 22–35

Koordinaten: 52° 18′ 59,9″ N, 9° 39′ 18″ O