Hungerau
Hungerau ist eine Wüstung im Süden der Stadtflur von Bischofswerda im Landkreis Bautzen. Im Jahr 1427 wird das Dorf mit dem Namen Hungeraw erstmals als solches erwähnt. Für 1454 ist die Namensform Hungerow beurkundet. Das Vorwerk unterstand bis 1400 der Grundherrschaft des Rittergutes Putzkau und wechselte dann in den Besitz des Rates Bischofswerda. Heute ist Hungerau in die Stadt Bischofswerda aufgegangen und ist archäologisches Kulturdenkmal auf der Gemarkung Bischofswerda.[1]
Beschreibung
Der im südwestlichen Teil der Altstadt Bischofswerdas gelegene Hungerauhof wurde mit Bürgerhäusern bebaut. Die nebenstehende Karte des Jahres 1793[2] führt noch den Namen Der Hof. Heute erinnert der Straßenname Am Hof an ihn.
Das Flurstück Der Hunger oder Die Hungerau befindet sich am Zusammenstoß der Gemarkungen von Bischofswerda, Putzkau und Weickersdorf. Der Hunger ist heute Wochenendhausgebiet mit teilweiser Kleingartenstruktur und dient der Naherholung.[3] Im Jahre 1785 wurden 321 Parzellen auf dem Viehleden für acht Groschen Jahreszins erblich an die Bürger übergeben. Daher gehört zu einigen Wohnhäusern der Stadt ein sogenanntes Hausfleckl. Das Gelände wird in Verlängerung der Süßmilchstraße vom Viehlendenweg erschlossen. Des Weiteren gehört zum Hunger ein nördlich der ehemaligen Ziegelei Chicago gelegenes, circa 14 Hektar großes, mit Stieleichen, Pappeln und Lärchen bewachsenes Waldstück: das Rehwäldchen. Der ihm nahe gelegene Ochsenteich wurde 1816 trockengelegt und zum Teil mit Erlen besät. Eine Pflanzung mit Fichten folgte in den Jahren 1884 und 1885.[4]
Seit Ende 2011 wird das Gebiet durch eine Ortsumgehung durchschnitten, die die südliche B 98 mit der B 6 verbindet.
Literatur
- Hunger, in: Lausitzer Bergland um Pulsnitz und Bischofswerda (= Werte unserer Heimat. Band 40). 1. Auflage. Akademie Verlag, Berlin 1983, S. 169–170.
- Hermann Knothe: Die Besitzungen des Bisthums Meißen in der Oberlausitz. In: Karl von Weber: Archiv für die sächsische Geschichte. Sechster Band. Verlag von Bernhard Tauchnitz, Leipzig 1868. S. 159–201 (Hungerau wird auf den Seiten 181 und 190–192 erwähnt.) Digitalisat bei Google.
- Frank Fiedler, Hans-Werner Otto: Der „Hunger“ im Süden der Stadt Bischofswerda, einst und jetzt. In: Zwischen Wesenitz und Löbauer Wasser 6, S. 69–80, 2001.
Einzelnachweise
- ↑ Flächennutzungsplan mit integriertem Landschaftsplan: Erläuterungsbericht. Große Kreisstadt Bischofswerda, Gemeinde Rammenau, S. 76 [Stand: 8. Juni 2006: „2.13.2.1 Archäologische Kulturdenkmale: Gemarkung Bischofswerda: Wüstung Hungerau (im 15. Jahrhundert. Allodium bis 1400 Rittergut Putzkau)“]. Im online abrufbaren Flächennutzungsplan-Gesamtplan (PDF; 6,1 MB; Fassung vom 10. März 2009) ist die Lage in der Karte als Denkmal aufgeführt.
- ↑ Grundriss der Stadt Bischofswerda, ca. 1:3 000, Handzeichnung, 1793, Grund-Riß von der im Amte Stolpen liegenden schriftsaeßigen Stadt Bischoffswerda / nach Schritten aufgenommen im Jahr 1793 vom Ing. Sous Lieut. Richter. Gezeichnet vom Ing. Unt. Offic. Spieß. – [Ca. 1:3 000]. – [S.l.], 1793. – 1 Kt.: mehrfarb., 45 × 32 cm, 1793.
- ↑ Flächennutzungsplan mit integriertem Landschaftsplan: Erläuterungsbericht. Große Kreisstadt Bischofswerda, Gemeinde Rammenau, S. 59 [Stand: 8. Juni 2006: „Der ‚Hunger‘ soll als Wochenendhausgebiet bestehen bleiben, seine teilweise Kleingartenstruktur beibehalten bleiben und damit als ein breites intaktes Naherholungsgebiet dienen.“].
- ↑ Hunger. In: Lausitzer Bergland um Pulsnitz und Bischofswerda (= Werte unserer Heimat. Band 40). 1. Auflage. Akademie Verlag, Berlin 1983, S. 169–170.
Weblinks
- Hungerau im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
Koordinaten: 51° 6′ 48″ N, 14° 10′ 59″ O