Öhrsonnenuhr

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist die aktuelle Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 15. Januar 2021 um 19:48 Uhr durch imported>Aka(568) (https, Kleinkram).
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)

Die Öhrsonnenuhr ist eine Variante der Sonnenuhr mit Nodus. An Stelle der häufiger verwendeten kleinen Kugel (oder einer Stabspitze) wirkt eine Lochblende (ein Öhr). Die Blende wirft anstatt eines punktförmigen Schattens einen Lichtfleck als Zeiger auf das Zifferblatt der Sonnenuhr.

Die bekannteste Öhrsonnenuhr ist die Öhrsonnenuhr von Philipp Matthäus Hahn, einem schwäbischen Pfarrer, Konstrukteur und Erfinder. Philipp Matthäus Hahn baute diese Sonnenuhr um 1767, um sie seinen mechanischen Uhren zum Prüfen und Nachjustieren beizugeben.

„Monumentale“ Öhrsonnenuhren wurden zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert als Mittagsweiser in einigen Großkirchen Italiens (Meridiana genannt) und Frankreichs (Méridienne) eingerichtet: Das Öhr ist ein rundes Loch in der Südwand dieser Kirchen. Auf die Mittagslinie auf dem Boden in der relativ dunklen Kirche fällt am Mittag ein Sonnenfleck. Sie zeigen den Moment des Mittags und die übers Jahr veränderliche Mittagssonnenhöhe an. Diese Uhren gelten als wissenschaftliche Instrumente, die sich zu bedienen die katholische Kirche zu dieser Zeit begann.[1][2] '

Mittagsweiser gibt es auch in der Größe einer üblichen Sonnenuhr. Man verwendet dabei mit Vorteil ein rundes Loch als Nodus, weil der entstehende Lichtfleck schärfer ist als ein entsprechender Schattenpunkt. Da nur am Mittag abgelesen wird, entfällt der Nachteil, dass man die Lochblende über den Tag der Sonne nach drehen müsste (ihr immer entgegen), was bei einer schattenwerfenden Kugel nicht nötig ist.

Im weitesten Sinne lässt sich auch eine Mittagskanone (auch Meridiankanone)[3] zu den Öhrsonnenuhren zählen. Diese uhrentechnische Spielerei war in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts sehr beliebt.[4] Das Öhr ist die Öffnung eines Miniatur-Kanonenrohrs, in die ein Brennglas eingesetzt ist. Die Kanone war so ausgerichtet, dass bei Höchststand der Sonne (am Mittag) die im Brennglas gebündelten Sonnenstrahlen eine Pulverladung entzündeten und die Kanone abfeuerten.[5][6][7]

Aus der früheren Neuzeit sind die Bauernringe bekannt, einfache tragbare Ganztages-Sonnenuhren mit auf die Ringinnenfläche geworfenem Lichtfleck.

Einzelnachweise

  1. Weblink fokus.de/wissen „Strahl der Erkenntnis“
  2. Ernst von Bassermann-Jordan, Hans von Bertele: Uhren. Klinkhardt & Biermann, Braunschweig 1969.
  3. Nicht zu verwechseln ist die Mittagskanone mit Kanonen, die zur Mittagszeit abgefeuert werden, um die Zeit anzugeben, so z. B. die Noon Gun in Kapstadt.
  4. Ernst von Bassermann-Jordan, Hans von Bertele: Uhren. Klinkhardt & Biermann, Braunschweig 1969, S. 112.
  5. Fritz von Osterhausen: Callweys Uhrenlexikon. Callwey, München 1999, ISBN 3-7667-1353-1, S. 211 (mit Abbildung).
  6. Reinhard Meis: Die Alte Uhr, Bd. 1. Klinkhardt & Biermann, Braunschweig 1978, ISBN 3-7814-0116-2, S. 56 (mit Abbildung).
  7. Jürgen Abeler: Das Wuppertaler Uhrenmuseum. Walter de Gruyter, Berlin 1971, S. 42 (mit Abbildung).