Haren (westfälisches Adelsgeschlecht)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist die aktuelle Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 21. Januar 2021 um 16:27 Uhr durch imported>Fantaglobe11(2052766) (linkfix).
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Wappen der Herren von Haren

Von Haren ist der Name eines westfälischen Adelsgeschlechts.

Geschichte

Der älteste bekannte Träger des Namens von Haren ist der um 1040 geborene Raban von Haren (auch „von Haaran“ geschrieben) aus dem Gelderland.[1] Abkömmlinge Rabans übten über mehrere Generationen das Amt des Kämmerers der Abtei Herford aus.

Nach 1173 bekam die Familie von Haren die Burg Haren von dem Grafen Simion von Tecklenburg zu Lehen, dem sie zuvor von Bischof Hermann II. von Münster geschenkt worden war. Der Chronik der Stadt Haren zufolge nutzten die Ritter von Haren die Burg Haren als Schlupfwinkel für ihre Raubzüge gegen die emsländischen Güter des Bischofs.[2] Reinhard Bojer hingegen bewertet die Familie von Haren als treue Lehnsmänner der Grafen von Tecklenburg und bewertet die Behauptung der Anhänger des Bischofs im Mittelalter, die Burg Haren sei ein „Räubernest“, als „Vorwand“. Vielmehr seien die Ritter von Haren „gute Beschützer der Emsschiffer“ gewesen.[3]

Mit der Fertigstellung der Landegger Burg wurde die Burg Haren militärisch und politisch bedeutungslos. 1304 verkaufte Nikolaus von Haren dem Bischof von Münster die Burg. Sein gleichnamiger Neffe gab 1340 alle Güter der Familie im Emsland auf.

Ihren Sitz verlegte die Familie zunächst in den Raum Osnabrück. Im 14. und 15. Jahrhundert war das Geschlecht von Haren Besitzer der Burg Hünnefeld. Es erwarb das Burglehn vor Grönenberg, später Gut Rabingen genannt, bei Laer (heute Stadt Melle). Mit den Laerschen Gütern wurde Herbord von Haren 1579 belehnt. 1584 belehnte Heinrich von Sachsen-Lauenburg, Fürstbischof von Osnabrück und Paderborn, Herbord von Haren mit dem Gut Heitmann der Bauerschaft Laer.[4]

Wasserburg Hopen in Lohne (Oldenburg)

Von 1591 bis 1793 war die Burg Hopen in Lohne (Oldenburg) ein weiterer Stammsitz des Geschlechts von Haren, welches sich damals von Haren zu Laer und Hopen nannte.[5] Der letzte männliche Vertreter der Linie zu Hopen war Clemens August von Haren (gestorben 1792). Das Wappen der Familie von Haren (drei rote Spindeln auf weißem Hintergrund), das bereits Raban alias Rolf von Haren (etwa 1210 bis nach 1277) trug, der mit der Burg Haren belehnt wurde[6], ist heute noch oberhalb des Eingangs in die Burg Hopen zu erkennen.

Namen

Die Herkunft des Namens „von Haren“ ist ungeklärt. Sowohl den Ort „Haren (Ems)“ als auch den Namen des Geschlechts gab es bereits, als sich die Familie von Haren in Haren niederließ. Ebenso hieß die Bauerschaft, in der Gut Kuhof (Gemeinde Ostercappeln) liegt, nachweislich bereits seit 1068 „Haren“ (heute: „Haaren“), also lange bevor der 1402 verstorbene Rabodo von Haren auf Gut Kuhof einheiratete.[7]

Wappen

Drei Spindeln über dem Portal des Rathauses Jork

Abkömmlinge des Raban von Haren

Das Wappen zeigt in Silber drei (2:1) rote Spindeln. Auf dem Helm mit rot-silbernen Decken eine rote Spindel zwischen einem rechts silbernen und links roten offenen Flug.[8]

Drei „Dengeleisen“ (Bezeichnung der Gemeinde Jork für die Spindeln)[9] zieren auch das Wappen am Gräfenhof in Jork, der der Gemeinde heute als Rathaus dient. Dieses Haus ist 1649 bis 1651 von Matthäus von Haren errichtet worden. Das Schloss Crollage führt noch heute das Wappen der Familie von Haren, wenn auch in Farbumkehrung (weiße Spindeln auf rotem Hintergrund), da ein Bertold von Haren der erste urkundlich erwähnte Besitzer von Gut Crollage war.[10]

Ein Abkömmling dieser Linie könnte auch Nikolaus von Haren (* 1692 in Bremen) gewesen sein. Er war als schwedischer Gesandter von 1720 bis zu seinem Tod am 10. Okt. 1753 am Reichstag in Regensburg tätig und wurde bei der Dreieinigkeitskirche auf dem Gesandtenfriedhof in Regensburg begraben. Aus der Inschrift der Grabplatte geht hervor, dass er Erbherr war von Jork, Melau und Twielenfleth, Orten im Alten Land bei Stade, die seit 1648 im Besitz der Familie waren. Die Grabplatte ist nicht erhalten, die Inschrift ist dokumentiert.[11]

Adelsgeschlechter „von Haren“ mit anderen Wappen

Familienwappen derer von Haaren im Baltikum

Im „Wappenbuch des Westfälischen Adels“[12] werden drei westfälische Geschlechter mit dem Namen von Haren erwähnt. Das zweite Geschlecht dieses Namens trägt als Wappen zwei rot-gelb gebänderte Jagdhörner, die in Form eines Andreaskreuzes angeordnet sind. Stammsitz dieser Familie war Gut Haaren bei Hamm (Westfalen). Abkömmlinge haben sich an der Ostseeküste niedergelassen.[13]

Einem anderen Geschlecht gehört vermutlich Hayo von Haren an, der 1458 vom Bischof von Münster mit der „Papenborch“, der Keimzelle der heutigen Stadt Papenburg, belehnt wurde und dessen Nachkommen sich „von der Papenburg“ nannten. Auf dessen Siegel war nämlich ein Wappen mit einem Löwen zu sehen.[14]

Das vierte Geschlecht trug ein gevierteiltes Wappen. Das erste und vierte Viertel waren sechsmal pfahlweise schwarz-weiß gestreift, und das zweite und dritte Viertel enthielten einen Helm mit schwarz-weißer Wulst.

Literatur

  • Gerd Dethlefs: Zur Ahnengalerie der Adelsfamilie von Haren zu Hopen. In: Jahrbuch für das Oldenburger Münsterland 2006. Vechta 2005. S. 103–121. ISBN 3-9810290-0-3

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ancestry.com: Raban von Haren
  2. Stadt Haren: Burg Haren abgerufen am 5. Februar 2016
  3. Reinhard Bojer: Emsländische Heimatkunde im Nationalsozialismus. Lingen/Ems 2005. S. 215f.
  4. Ancestry.com: Herbord von Haren
  5. Clemens Pagenstert: Lohner Familien: Hopen. 1927
  6. Ancestry.com: Raban von Haren
  7. Gemeinde Ostercappeln: Gut Kuhof in Haaren
  8. Otto Gruber: Die Wappen des südoldenburgischen Adels. In: Jahrbuch für das Oldenburger Münsterland 1971. Vechta 1970, S. 22
  9. Gemeinde Jork: Geschichte der Region abgerufen am 5. Februar 2016
  10. Markus Plogmann: Gut Crollage (Memento vom 27. April 2016 im Internet Archive)
  11. Albrecht Klose / Klaus-Peter Rueß: Die Grabinschriften auf dem Gesandtenfriedhof in Regensburg. Texte, Übersetzungen, Biographien, Historische Anmerkungen. In: Stadtarchiv Regensburg (Hrsg.): Regensburger Studien. Band 22. Stadtarchiv Regensburg, Regensburg 2015, ISBN 978-3-943222-13-5, S. 51–52.
  12. Max von Spießen (Hrsg.): Wappenbuch des westfälischen Adels. Görlitz 1901. Tafel 157
  13. Max von Spießen (Hrsg.): Wappenbuch des westfälischen Adels. Görlitz 1901. S. 68
  14. Hajo van Lengen: Geschichte des Emsigerlandes. Bd. 2. Aurich 1976. S. 18 f.