Hanro-Sammlung

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Die Hanro-Sammlung umfasst das Firmenarchiv des ehemaligen Liestaler Textilunternehmens Handschin & Ronus (Hanro). 2015 ging die Sammlung als Geschenk an den Kanton Basel-Landschaft und gehört seither zu den Sammlungen von «Archäologie und Museum Baselland» im Museum.BL.[1] Das Unternehmen war auf die Produktion und Konfektion von hochwertigen Strickwaren (Trikot) im Bereich der Unter- und Oberbekleidung spezialisiert. Die Sammlung besteht aus einem rund 20‘000 Einzelstücke umfassenden Textilarchiv ab 1900 und einem rund 750lfm umfassenden Aktenarchiv seit den Gründungsjahren. Sie wird mit ausgewählten Akten und Objekten der heutigen Marke «Hanro of Switzerland» weiter geführt.

Geschichte

Ehemalige Strickerei His & Cie in Murgenthal, Aufnahme von 1924. Das Unternehmen kam 1963 zu Hanro.
Hanro-Sammlung, Liestal, Switzerland
Hanro-Sammlung, Liestal

Carl Albert Handschin gründete 1884 in Liestal eine erste kleine Strickerei.[2] Ab 1895 wurde das inzwischen erheblich gewachsene Unternehmen als Familienbetrieb der beiden namensgebenden Familien Handschin und Ronus geführt. Über Generationen produzierte «Hanro» Strickstoffe, Kleidung, Nacht- und Unterwäsche, welche weltweit exportiert wurden; eine Marke, die Qualität und modische Eleganz vereinte. Die Firma war mit ihrer bequem dehnbaren, aber formstabilen Trikot-Ware namhafter Bestandteil der Schweizer Textilindustrie. Das Unternehmen war ein wirtschaftlich, sozial und kulturell prägender Faktor der Region Basel und hatte zeitweise bis zu 1000 Angestellte.[3] 1991 folgte der Verkauf an die in Götzis (A) ansässige Huber Holding AG (Huber Tricot), die die Marke im gleichen Segment weiterführt.

Erschliessung der Sammlung

Die Hanro-Sammlung wurde 2011–2014 vom «Verein Textilpiazza»[4] auf dem ehemaligen Fabrikgelände erschlossen und inventarisiert.[5] Über das Kulturgüterportal des Vereins KIM.bl sind Teilbestände des Textilarchivs online einsehbar.[6] Das ehemalige Firmenareal[7] wird umgenutzt und seit einigen Jahren dem aktuellen Textilschaffen über eine private Stiftung wieder zur Verfügung gestellt. Die Hanro-Sammlung wird ebenfalls an ihrem Entstehungsort gepflegt.

Textil- und Aktenarchiv

Das Textilarchiv umfasst die Belegsammlung der Damen-, Kinder- und Herrenbekleidung ab ca. 1900 bis heute. Dies in den Bereichen Unterbekleidung, Oberbekleidung, Homewear und Nachtwäsche mit je unterschiedlichen Laufzeiten und in verschiedenem Umfang. Hinzu kommen neben den klassischen Verwaltungsakten Akten zum Entwurfs- und Produktionsprozess wie Musterbücher, Qualitätsproben, Film- und Fotomaterial und Skizzen.

Profil

Hierarchisch nach Umfang:

  • Werbung: Werbestrategien, Marktanalysen, mehrere zehntausend Werbe-Fotografien auf verschiedenen Trägern (Abzüge in Gross- und Kleinformaten in schwarz-weiss und Farbe, Dias, Stereo-Dias, Negative, Kontaktabzüge etc.) und auf verschiedenen Prozessebenen (Druckvorstufe, Retouchen, skizzenhafte Fotografie, Fotoshooting etc.). Vereinzelt ab den 1930er Jahren, umfänglich ab den 1970er–2010er Jahren.
  • Kernfinanzakten (Budget, Jahresberichte, Debitoren, Kreditoren etc.) seit 1884, serielle Geschäftsdokumente
  • Sozialpolitik: Archivalien zum Sozialwesen vom Vorsorgefonds bis zur Wohlfahrtsstiftung wie Bilanzen und Budgets, Arbeiterverzeichnisse, Personalakten, Jobprofile und die zugehörigen Leistungen sowie Unterlagen zu firmeninternen Ausbildungen.
  • Computerisierung: Lehrmittel, Kursunterlagen, Offerten für Computersysteme, Forschungsprojekte, Konferenzunterlagen etc. zur Implementierung von Informationstechnologie für die Fertigung, den Verkauf und die Buchhaltung.

Lehre und Forschung

Die Hanro-Sammlung ermöglicht Textilforschung verschiedenster Fachrichtungen. Das aus der Forschung gewonnene Wissen ist eine wichtige Basis für Lehre, Berufsbildung und Vermittlung im Museum.

  • SNF-Projekt «Der modellierte Mensch: Kleidung als kulturelle Praxis. Das Beispiel der Hanro AG, 1884 bis 2012», 2014–2017[8]
  • Tagung «Hanro-Sammlung: Textile Sammlungen im musealen und wissenschaftlichen Kontext», 5.–6. März 2015[9]
  • Diverse Lehrveranstaltungen in Zusammenarbeit mit dem Seminar für Kulturwissenschaft und Europäische Ethnologie der Universität Basel, Studienschwerpunkt: «Kulturanthropologie der Kleidung», seit 2013[10]

Ausstellungen und Führungen

  • «Bewahre! Hanro». Im Rahmen der wandelbaren Dauerausstellung „Bewahre! Was Menschen sammeln.“ Museum.BL, bis Mai 2016
  • Führungen durch die Ausstellung und ab November 2015 im neu eingerichteten Sammlungsdepot[11]
  • Künftige Ausstellungen und Depot-Führungen werden die regionale Industriegeschichte an die Öffentlichkeit vermitteln

Literatur

  • Hanroareal GmbH (Hg.): Hanroareal Liestal. Eine Textilfabrik im Wandel. Mit Texten von Barbara Buser, Kerstin Müller u. Tilo Richter, Fotografien v. Simone Berger u. Martin Zeller. Editions Denkstatt, Basel 2015, ISBN 978-3-9524556-2-3.

Weblinks

Einzelnachweise