Verena Dohrn

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Verena Dohrn (geborene Oehlschläger, 25. Juli 1951 in Hannover) ist eine deutsche Historikerin, Slawistin und Publizistin mit Arbeitsschwerpunkten in der Neueren Geschichte und Kultur Ostmittel- und Osteuropas, insbesondere in der jüdischen Geschichte und Kultur.

Leben

Verena Dohrn ist eine Tochter des Pastors Gerhard Oehlschläger und der Elisabeth Wilkening. Sie wuchs in Brelingen bei Hannover auf und besuchte das Gymnasium in Großburgwedel. Sie studierte von 1970 bis 1977 unter anderem bei Hans Mayer Germanistik und Geschichte an der Technischen Universität Hannover und schloss mit Staatsexamen ab; 1983 folgte das Zweite Staatsexamen. Ein Aufbaustudium in der Slawistik einschließlich längerer Forschungsaufenthalte in der Sowjetunion beendete sie 1986 mit einer Promotion über die frühe autobiographische Prosa des sowjetischen Literaturtheoretikers und Schriftstellers Viktor Schklowski bei Hans Günther an der Universität Bielefeld.

Bis 1993 arbeitete sie als freie Autorin für den NDR und Radio Bremen. In dieser Zeit entstanden ihre ersten kulturhistorischen Bücher zu Geschichte und Gegenwart der Juden in den Vielvölkergrenzlandschaften im östlichen Europa: Reise nach Galizien und Baltische Reise. Danach kehrte sie zur wissenschaftlichen Arbeit zurück. 1993 bis 1995 forschte und lehrte sie in der Forschungsstelle Osteuropa an der Universität Bremen und 1997 bis 1999 an der Georg-August-Universität Göttingen, wo sie sich 2002 bei Manfred Hildermeier mit einer Arbeit über jüdische Eliten im Russischen Reich habilitierte und 2009 zur außerplanmäßigen Professorin ernannt wurde. Von 1996 bis 2015 war sie als Lehrbeauftragte an der Leibniz Universität Hannover tätig. Von 2001 bis 2005 leitete sie als freie wissenschaftliche Mitarbeiterin das Editionsprojekt zu den Erinnerungen des russisch-jüdischen Historikers Simon Dubnow am Simon-Dubnow-Institut der Universität Leipzig.

Dohrn initiierte und koordinierte von 2008 bis 2011 das internationale interdisziplinäre Forschungsprojekt Charlottengrad und Scheunenviertel. Osteuropäisch-jüdische Migranten im Berlin der 1920/30er Jahre am Osteuropa-Institut der Freien Universität Berlin bei Gertrud Pickhan. An diesem Projekt waren Michael Brenner (Ludwig-Maximilians-Universität München), Karl Schlögel (Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder)), Matthias Freise (Georg-August-Universität Göttingen) und Oleg Budnizkij (Wirtschaftshochschule Moskau) beteiligt. Von 2012 bis 2015 forschte sie über jüdische Migranten und Wirtschaftsbürger im Russischen Reich, in Deutschland, Europa, den USA und Palästina / Israel (1850–1950) am Historischen Seminar der Leibniz Universität Hannover bei Cornelia Rauh. Daraus entstand die Familien- und Unternehmerbiographie Die Kahans aus Baku.

Verena Dohrn ist seit 1971 mit Henning Dohrn verheiratet. Sie haben zwei Kinder.

Schriften (Auswahl)

  • Die Literaturfabrik: die frühe autobiographische Prosa V. B. Šklovskijs – ein Versuch zur Bewältigung der Krise der Avantgarde. Sagner, München 1987. zugl.: Dissertation, Universität Bielefeld 1986, ISBN 978-3-87690-384-2
  • Reise nach Galizien: Grenzlandschaften des alten Europa. Fischer, Frankfurt am Main 1991, ISBN 978-3-10-015310-4
  • Baltische Reise: Vielvölkerlandschaft des alten Europa. Fischer, Frankfurt am Main 1994, ISBN 978-3-10-015313-5
  • (Hrsg.): Simon Dubnow: Buch des Lebens. Erinnerungen und Gedanken. Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1. Band 2004, 2. Band 2005, 3. Band 2005, ISBN 978-3-525-36953-1
  • Jüdische Eliten im Russischen Reich: Aufklärung und Integration im 19. Jahrhundert. Böhlau, Köln 2008. zugl.: Habilitationsschrift, Universität Göttingen 2002, ISBN 978-3-412-20233-0
  • mit Gertrud Pickhan (Hrsg.): Transit und Transformation: Osteuropäisch-jüdische Migranten in Berlin 1918–1939. Wallstein, Göttingen 2010, ISBN 978-3-8353-0797-1
  • mit Anne-Christin Saß und Britta Korkowsky (Hrsg.) „…die Nacht hat uns verschluckt“. Poesie und Prosa jüdischer Migrant*innen im Berlin der 1920er und 30er Jahre. Eine Anthologie. Wallstein, Göttingen 2018, ISBN 978-3-8353-3133-4
  • Die Kahans aus Baku: Eine Familienbiographie. Wallstein, Göttingen 2018, ISBN 978-3-8353-3342-0

Weblinks