Benutzer:INM/Ritornell
Ein Ritornell (it. ritornello „Wiederkehr“) oder Refrain ist der Teil eines Musikstücks, der im Verlauf mehrfach wiederkehrt und durch längere kontrastierende Zwischenabschnitte unterbrochen wird.
Frühbarock
In den frühen italienischen Opern ist das Ritornell ein kurzer selbständiger Satz, der meist auch in der Partitur so bezeichnet ist und im Verlauf mehrfach wieder aufgegriffen wird. Schon die vier Verse des Prologs der frühesten erhaltenen Oper, L’Orfeo von Claudio Monteverdi, sind von einem solchen „Ritornello“ umgeben.
Ritornellform im Hochbarock
Etwa in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts scheinen derartige wiederkehrende Abschnitte in den Opern Venedigs zur Regel geworden zu sein; sie wurden dann etwa um 1700 auch auf Instrumentalmusik übertragen. Frühe Beispiel finden sich in den fünfstimmigen Concerti von Tomaso Albinoni, dessen gedruckte Werke sich schnell in Europa verbreiteten. Schon Georg Friedrich Händel verwendete diese Form regelmäßig seit 1703;[1] spätestens mit den Konzerten Antonio Vivaldis setzte sich diese „Ritornellform“ in ganz Europa durch.
Fast alle Formen des Hochbarock beruhen auf derart wiederkehrenden Formelementen. Besonders Arien, Sonaten und Solokonzerte wurden nach diesem Formprinzipien gestaltet: Derartige Sätze beginnen typischerweise mit einem Tutti-Abschnitt des gesamten Orchesters, auf den ein – oft dünner besetzter – Soloabschnitt folgt (der meist als „Episode“ bezeichnet wird). Häufig moduliert dieser in eine andere Tonart, wo dann eine deutlich gekürzte und oft auch in anderer Weise abgewandelte Form des Ritornells erklingt. Der Schluss des Satzes bringt das Ritornell dann wieder fast immer in der unveränderten Form des Anfangs.
Manche Musikwissenschaftler erwarten für dieses Ritornell eine dreiteilige Struktur, die in der Tonika des Satzes endet; eine solche Regel wird aber von den Theoretikern des 18. Jahrhunderts nicht erwähnt, und viele Werke dieser Zeit folgen ihr auch nicht.[2] Wenn das Ritornell selbst moduliert, hängen Komponisten wie Albinoni bei seinem letzten Auftreten am Satzschluss noch eine kurze Coda an, um den Satz in jedem Fall in der Grundtonart zu beenden.
Johann Sebastian Bach hat bis 1740 – bis auf Kanons und Motetten – fast alle seine Musik, Chorsätze bis zur Kammermusik in der Ritornellform komponiert, darunter auch den größten Teil seiner Instrumentalen Fugen. In Fugen bilden die einzelnen Durchführungen das Ritornell; die Zwischenspiele führen von diesem weg, …
Klassik
In dem von den Bachsöhnen, der Mannheimer Schule und dann Josef Haydn etwa ab 1750 durchgeführten Stilwechsel änderte sich die Ausgestaltung von Vokal- und Instrumentalmusik grundlegend. Die Sonatensatzfom wurde zur Basis der Kopfsätze von Konzert, Sinfonie und Sonate und beeinflusste deutlich auch alle anderen musikalischen Formen. Sie verdrängte hier die Ritornellform vollständig und so nachhaltig, dass Barockmusik zunächst XXX .[3]
Für „leichtere“ Musik entwickelten die Komponisten der Klassik jedoch das Rondo, das sie vor allem für die Schlusssätze von Konzerten und Sinfonien zum Standard wurde. Ein Rondo ist eine musikalische Form, die ganz auf den Kontrast zwischen einem – hier fast immer wörtlich identischen – Ritornell und den hier so genannten Couplets angelegt ist.
Belege
Literatur
- Dagmar Glüxam: Ritornell. In: Oesterreichisches Musiklexikon. Online-Ausgabe, Wien 2002 ff., ISBN 3-7001-3077-5; Druckausgabe: Band 4, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2005, ISBN 3-7001-3046-5.
- Michael von Troschke: Ritornello / Ritornell. In: Handwörterbuch der musikalischen Terminologie. Bd. 5, hrsg. von Hans Heinrich Eggebrecht und Albrecht Riethmüller, Schriftleitung Markus Bandur, Steiner, Stuttgart 1999 (Digitalisat).