Der rote Ballon

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Film
Deutscher Titel Der rote Ballon
Originaltitel Le ballon rouge
Produktionsland Frankreich
Originalsprache Französisch
Erscheinungsjahr 1956
Länge 34 Minuten
Altersfreigabe FSK 6
Stab
Regie Albert Lamorisse
Drehbuch Albert Lamorisse
Produktion Albert Lamorisse
Musik Maurice Leroux
Kamera Edmond Séchan
Schnitt Pierre Gillette
Besetzung
  • Pascal Lamorisse: Pascal

Der rote Ballon ist ein französischer Kurzfilm von Albert Lamorisse aus dem Jahr 1956. Der mehrfach ausgezeichnete Kinderfilm erzählt die Geschichte eines Jungen, der einen großen roten Ballon findet, der ihm dann nicht mehr von der Seite weicht. Dabei verzichtet der Film fast vollständig auf Dialoge. 1957 wurde Der rote Ballon mit einem Oscar für das beste Originaldrehbuch ausgezeichnet.

Handlung

Der kleine Junge Pascal entdeckt eines Morgens einen großen roten Luftballon, der an einer Treppe im Pariser Viertel Ménilmontant an einem Laternenpfahl festgebunden ist. Er bindet den Ballon los und nimmt ihn mit zur Schule. Später auf dem Nachhauseweg versucht er den Ballon vor dem Regen zu schützen. Zuhause angekommen, verbietet ihm die Mutter, den Ballon in seinem Zimmer aufzubewahren, und verbannt den Ballon vor das Fenster. Doch seltsamerweise schwebt der Ballon nicht davon, sondern verharrt vor dem Fenster und lässt sich schließlich von Pascal wieder einfangen.

Von nun an ist der Ballon für Pascal ein treuer Begleiter und Spielkamerad, der ihm am nächsten Morgen bereitwillig zur Schule folgt. Als der Junge den Bus besteigt, folgt der Ballon dem Jungen, als er in der Schulklasse ist, schwebt der Ballon vor dem Fenster, als ob er auf Pascal wartet. Da dieses für Unruhe in der Klasse sorgt, wird Pascal von dem Schuldirektor eingesperrt. Als der Direktor aber auf dem Weg zu einem Treffen ist, folgt ihm der Ballon, was dem Direktor sehr peinlich ist, so dass er entnervt Pascal nach Hause entlässt. Der ungewöhnliche Ballon hat aber auch schon den Neid der anderen Kinder geweckt, die Pascal auf dem Nachhauseweg auflauern. Pascal lässt den Ballon einfach wegfliegen, wissend, dass er zu ihm zurückkehren wird.

Am Sonntag geht Pascal mit seiner Mutter in die Kirche, wo der heimlich folgende Luftballon für Aufregung sorgt. Pascal muss den Gottesdienst mit dem Ballon zusammen verlassen. Er zieht durch die Straßen und hält an einer Bäckerei. Dort gelingt es einigen Kindern, den Ballon zu fangen. Johlend laufen sie mit dem Ballon davon. Pascal sucht verzweifelt den Ballon. Er findet ihn schließlich und kann ihn befreien. In einer Verfolgungsjagd durch die engen Gassen der Stadt können Pascal und der rote Ballon zunächst entkommen, doch dann sind sie von den anderen Kindern umzingelt. Pascal versucht den Ballon freizulassen, doch der Ballon wird von einer Steinschleuder getroffen. Die Luft entweicht und der Ballon sinkt zu Boden.

Pascal bleibt traurig mit den Überresten des Ballons zurück. Da reißen sich plötzlich in der ganzen Stadt Luftballons los und sammeln sich bei Pascal. Überglücklich bindet der Junge die Ballons zusammen und schwebt mit ihnen zusammen davon.

Rezeption

Schon bei der Erstveröffentlichung am 15. Oktober 1956[1] wurde Der rote Ballon in Frankreich mit 1,3 Millionen Zuschauern[2] zu einem Publikumserfolg. Der Filmkritiker und -theoretiker André Bazin sah Lamorisses Werk beispielhaft für einen Film, der durch die Konzentration auf die Mise-en-scène „essentielles Kino“ darstellt, und durch den Verzicht auf aufwändige Filmschnitte seine Geschichte realistischer erzählen kann.[3]

Auch in den Vereinigten Staaten wurde Der rote Ballon zu einem großen Erfolg, so beschrieb der Filmkritiker Bosley Crowther den Film als eine „vollkommen bezaubernde kleine Geschichte“.[4] Ende März 1957 wurde Der rote Ballon mit einem Oscar für das beste Originaldrehbuch ausgezeichnet; bis heute hat kein anderer Kurzfilm einen Oscar außerhalb der Kategorie „bester Kurzfilm“ erhalten.

Heute zählt Der rote Ballon zu den Klassikern des Kinderfilms. Anlässlich der Wiederaufführung des Films Ende 2007 sah die österreichische Presse den Film noch immer als „hinreißend“ und „universal verständlich“. Die Dialoge seien „folgerichtig irrelevant (und praktisch inexistent), die Allgemeingültigkeit seiner Fabel wird vom üppigen Lokalkolorit in Manier des poetischen Realismus balanciert – und verrät in der schlussendlichen Zweischneidigkeit ein tiefgreifendes Verständnis für die Utopien und die Unwiederbringlichkeit der Kindheit.“[5] Auch das Lexikon des internationalen Films sieht in dem „poetischen“ Kurzfilm ein „Juwel des Kinderfilms, das bis heute nichts von seinem Zauber verloren hat“.[6]

Der rote Ballon diente als Vorlage für den 2007 veröffentlichten Film Le Voyage du ballon rouge von Hou Hsiao-Hsien. Die Musiker Tua und Vasee veröffentlichten 2011 ein Video in Anlehnung an den Film. Das Lied stammt aus dem Album Evigila, das im Dezember 2010 veröffentlicht wurde.

Auszeichnungen

Literatur

  • Der rote Luftballon. Deutsch von Johannes Piron. Diederichs, Düsseldorf 1975, ISBN 3-424-00079-5
  • „Le Ballon Rouge“ et „Crin-Blanc“. Hg. Renate Bernhard. Reihe: Huebers fremdsprachliche Texte, 100. Max Hueber Verlag, Ismaning 1958; zuletzt 1998 ISBN 3-19-000100-6[7]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. IMDb: Starttermine, aufgerufen am 29. Januar 2008.
  2. Cinefeed.com: „Le Ballon Rouge“, empreint de nostalgie, aufgerufen am 29. Januar 2008.
  3. André Bazin: Montage interdit. In: Les Cahiers du cinéma. No. 65, Dezember 1956, S. 32–41.
  4. The New York Times: The Red Balloon vom 12. März 1957.
  5. Die Presse: „Der rote Ballon“: Eine kugelrunde Sache vom 9. Dezember 2007.
  6. Der rote Ballon. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 2. März 2017.
  7. In Franz. mit dt. Vokabularium, Abb.