Leon Gabalas

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Leon Gabalas (mittelgriechisch Λέων Γαβαλᾶς; † um 1240) war ein byzantinischer Magnat, der nach der Zerschlagung des Byzantinischen Reiches im Vierten Kreuzzug als Kaisar über Rhodos herrschte.

Leben

Leon Gabalas gehörte einer alten Aristokratenfamilie an, die sich bis ins frühe 10. Jahrhundert zurückverfolgen lässt, als eine Anna Gabala mit Stephanos Lakapenos, dem Sohn und Mitkaiser Romanos’ I., verheiratet wurde.[1] Die Familie war in der Folgezeit wenig bedeutend, brachte aber im 11. und 12. Jahrhundert auch eine Reihe höherer ziviler und kirchlicher Amtsträger hervor.

Zwischen Juli 1203 und April 1204 nutzte Gabalas das durch die Belagerung und Eroberung Konstantinopels durch die Kreuzfahrer erzeugte Machtvakuum im Byzantinischen Reich, um Rhodos und die benachbarten Kykladen unter seine Kontrolle zu bringen.[2] Unklar ist, auf welche Weise er die Herrschaft über Rhodos erlangte, ebenso, seit wann er den Titel Kaisar trug und durch welchen Kaiser ihm dieser Titel verliehen wurde. Allerdings behauptet Nikephoros Blemmydes, dass Leon diesen Titel rechtmäßig ererbt habe, was auf einen bereits von Byzanz de facto unabhängigen Vorgänger hindeuten könnte.[3]

Ende 1225 oder Anfang 1226 war Leon Gabalas gezwungen, die formelle Oberhoheit des Kaiserreichs Nikaia als bedeutendster byzantinischer Nachfolgestaat in Kleinasien anzuerkennen. Er unterwarf sich Johannes III., der ihm seine einflussreiche Stellung auf Rhodos beließ. Spätestens ab diesem Zeitpunkt führte Gabalas den Titel Kaisar auch offiziell rechtmäßig. Er ließ eigene, anikonische Kupfermünzen mit der Aufschrift

ΚΑΙϹΑΡ Ο ΓΑΒΑΛΑϹ

(„der Kaisar Gabalas“) auf dem Avers und

Ο ΔΟΥΛΟϹ ΤΟΥ ΒΑϹΙΛΕ[ΩϹ]

(„Diener des Kaisers“) auf dem Revers schlagen.[4]

Aus dem Bericht des Georgios Akropolites wird deutlich, dass Leon Gabalas auch weiterhin eine eigenständige Politik betrieb. Dies wollte Kaiser Johannes III. auf Dauer nicht dulden, weshalb er Ende 1233 eine Strafexpedition unter dem Kommando des Megas Domestikos Andronikos Palaiologos nach Rhodos schickte, an der auch Blemmydes teilnahm. Die Insel wurde geplündert, doch konnte sich Gabalas in der Hauptstadt an der Macht halten. Im August 1234 ging er ein Lehensverhältnis mit der Republik Venedig ein. Gabalas erkannte den Dogen Jacopo Tiepolo als Oberherrn an und schloss mit ihm ein Militärbündnis für den Fall eines neuerlichen Angriffs Nikaias auf ihre Territorien, insbesondere auf das von Venedig annektierte Kreta.[5] Schon im folgenden Jahr wechselte Gabalas erneut die Seiten, als er Johannes III. Waffenhilfe bei der Belagerung von Konstantinopel leistete; mehreren westlichen Quellen zufolge soll er sogar gegen die venezianische Flotte gekämpft haben.[6]

Leon Gabalas starb wahrscheinlich um 1240, war aber spätestens 1248 tot, als sein Bruder und Nachfolger Johannes Gabalas nikäische Truppen gegen einen Angriff der Genuesen zu Hilfe rufen musste. Als Rhodos 1250 eine reguläre Provinz des Kaiserreichs Nikaia wurde, war die Herrschaft der Gabalas-Familie auch formal zu Ende.

Quellen

Literatur

  • Michael Angold: A Byzantine Government in Exile. Government and Society under the Laskarids of Nicaea, 1204–1261. Oxford University Press, London 1975, ISBN 0-19-821854-0, S. 114.
  • Jean-Claude Cheynet: Pouvoir et contestations à Byzance (963–1210) (= Publications de la Sorbonne. Série Byzantina Sorbonensia. Bd. 9). Reimpression. Publications de la Sorbonne Centre de Recherches d'Histoire et de Civilisation Byzantines, Paris 1996, ISBN 2-85944-168-5, S. 150–151 Nr. 214.
  • Michael F. Hendy: Catalogue of the Byzantine coins in the Dumbarton Oaks Collection and in the Whittemore Collection. Vol. 4: Alexius I to Michael VIII, 1081–1261, Part 2: The Emperors of Nicaea and Their Contemporaries (1204–1261). Dumbarton Oaks Research Library and Collection, Washington D.C. 1999, ISBN 0-88402-233-1, S. 648–651.
  • Alexander P. Kazhdan (Hrsg.): The Oxford Dictionary of Byzantium. Oxford University Press, New York NY 1991, ISBN 0-19-504652-8, S. 811.
  • Anthony T. Luttrell: The Latins and Life on the Smaller Aegean Islands: 1204–1453. In: Benjamin Arbel, Bernard Hamilton, David Jacoby (Hrsg.): Latins and Greeks in the Eastern Mediterranean After 1204. Bd. 1: Byzantine Civilization 1204–1453. Frank Cass, London 1989, ISBN 0-7146-3372-0, S. 146–157.
  • Ruth Juliana Macrides: A Translation and Historical Commentary of George Akropolites’ History. Phil. Diss. King’s College London 1978, S. 283–286.
  • Ruth Macrides: George Akropolites: The History – Introduction, Translation and Commentary. Oxford University Press, Oxford 2007, ISBN 978-0-19-921067-1.
  • Alexis G. C. Savvides: Byzantium in the Near East: Its Relations with the Seljuk Sultanate of Rum in Asia Minor, the Armenians of Cilicia and the Mongols, A.D. c. 1192–1237 (= Βυζαντινά Κείμενα και Μελέται. T. 17, ISSN 1106-6180). Κέντρο Βυζαντινών Ερευνών – ΑΠΘ, Θεσσαλονίκη 1981, S. 61.
  • Alexis G. C. Savvides: Internal Strife and Unrest in Later Byzantium, XIth–XIIIth Centuries (A.D. 1025–1261). The Case of Urban and Provincial Insurrections (Causes and Effects). In:
    Σύμμεικτα ΚΒΕ/ΕΙΕ.
    Bd. 7, 1987, ISSN 1105-1639, S. 237–273, hier: S. 273.
  • Αλέξης Γ. Κ. Σαββίδης: Βυζαντινά στασιαστικά και αυτονομιστικά κινήματα στα Δωδεκάνησα και τη Μικρά Ασία, 1189–1240 μ.Χ.: Συμβολή στη μελέτη της υστεροβυζαντινής προσωπογραφίας και τοπογραφίας την εποχή των Αγγέλων, των Λασκαρίδων της Νίκαιας και των Μεγαλοκομνηνών του Πόντου. Δόμος, Αθήνα
    1987, S. 301–341.
  • Alexios G. Savvides, Benjamin Hendrickx (Hrsg.): Encyclopaedic Prosopographical Lexicon of Byzantine History and Civilization. Bd. 3: Faber Felix – Juwayni, Al-. Brepols Publishers, Turnhout 2012, ISBN 978-2-503-53243-1, S. 34–35.
  • Kenneth Meyer Setton: The Papacy and the Levant, 1204–1571. Bd. 1: The Thirteenth and Fourteenth Centuries. American Philosophical Society, Philadelphia PA 1976, ISBN 0-87169-114-0.

Anmerkungen

  1. Vgl. Cheynet, Pouvoir, S. 150 f.
  2. Vgl. Cheynet, Pouvoir, S. 151.
  3. Vgl. Hendy, Catalogue, S. 648 f.; Macrides, Translation, S. 285 nimmt an, dass Leon Gabalas den Titel nicht erst von Johannes III. erhalten hat, sondern dieser ihm (oder seinem namentlich nicht bekannten Vater) zu einem früheren Zeitpunkt, möglicherweise von einem Kaiser der Dynastie der Angeloi oder einem lateinischen Kaiser, zugestanden worden war.
  4. Vgl. Hendy, Catalogue, S. 649 f.
  5. Vgl. Setton, Papacy, S. 52.
  6. Vgl. Macrides, Akropolites, S. 188, die aber von einer Verwechslung mit dem gleichnamigen Megas Drungarios Gabalas ausgeht.