Reinhard Mende

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Reinhard Mende (* 1930 in Hirschberg, in Schlesien; † 2012 in Leipzig) war ein deutscher freischaffender Bildreporter.

Leben

Mende erwarb am 12. Mai 1951 seine erste Fotokamera, als er noch als Mühlenbauer tätig war. Von 1967 bis 1990 arbeitete er als freischaffender Bildreporter in der DDR und war bis 2007 als solcher tätig. Als einziger Amateur-Fotograf erhielt Mende 1963 die Bronzemedaille der zweiten Fotopresse-Schau der DDR. Daraufhin folgte die Teilnahme an einer Biennale für Fotografie in Polen, sowie ein Angebot für eine Festanstellung von der Parteizeitung Neues Deutschland, welches Mende ablehnte sowohl aufgrund seines Interesses an Reportage-Fotografie als auch der damit verbundenen Verpflichtung, in die SED-Partei einzutreten. Aus letzterem Grund kündigte er seine Tätigkeit im Rat des Kreises der Stadt Altenburg, wo er von 1962 bis 1966 für die Abteilung Kultur arbeitete. Neben jahrzehntelanger Reportage-Tätigkeit im Auftrag der Werbeabteilung Elektrischer Konsumgüter Suhl, Sitz Leipzig, und des Warenzeichenverbands AKA ELECTRIC entstanden im Auftrag des Ministeriums für Kultur der DDR Bildreportagen, zum Beispiel über die Weltfestspiele der Jugend (1973). Ende der 1970er/Anfang der 1980er Jahre begleitete Mende als Set-Fotograf verschiedene Doku-Produktionen des DDR-Fernsehens, einige davon unter der Regie von Dagmar Stuchlik. Seit den 1970ern bis 1989 dokumentierte er die Eröffnungen und Ausstellungen des Lindenau-Museums in Altenburg. Mit dem Grafiker Theo Hesselbarth entstanden zudem zahlreiche Publikationsprojekte.

1989 stellt eine Zäsur in der Tätigkeit des Fotografen dar: Innerhalb kurzer Zeit erwarb Mende (unterstützt durch seine Brüder in der BRD) eine neue Kamera- und Labortechnik. Im Alter von 60 Jahren erlernte er im Selbststudium die Praxis der Farbfotografie, um unter den veränderten Systembedingungen weiterhin beruflich tätig sein zu können. Es folgten zahlreiche Aufträge für Buch-Produktionen über die Geschichte, Kultur und Landschaft des Altenburger Landes, zum Beispiel über das Deutsche Spielkartenmuseum in Altenburg, und CD-Produktionen unter anderem für den Verlag Klaus-Jürgen Kamprad.

Er wurde bekannt durch seine Arbeiten für Werbeabteilungen einiger Volkseigener Betriebe in der DDR, für deren Produkte er bei der Gestaltung von Werbematerialien wie Broschüren oder Prospekte Bildmaterial beitrug. Ebenso war er für diese, später in Kombinaten vereinigten, Betriebe für deren Auftritt z. B. bei der Leipziger Messe mit seinen Fotografien zuständig. Diese Bilder zeigten unter anderem auch Szenen aus der Produktion und dem Arbeitsleben bei seinen Auftraggebern.[1] Des Weiteren machte er Dokumentationen während der Messe bei Besuchen durch den zuständigen Minister oder durch ausländische Delegationen. Zu seinen Auftraggebern in der DDR-Zeit gehörten Firmen wie AKA electric oder Heim electric und die VEB Elektrogerätewerk Suhl, VEB Fahrzeugelektrik Rühle, VEB Haushalts- und Verpackungsglas Coswig bei Dresden und VEB Leuchtenbau Leipzig.

Künstler wie Katrin Mayer oder Olaf Nicolai entwickelten zeitgenössische Arbeiten mit Bildern aus dem Mende Foto-Archiv.

Mit der Kunsthandweberin Hanna Mende lebte und arbeitete Mende ab 1971 in Zürchau.

Einzelausstellungen

  • 2012: Doppelte Ökonomien: Vom Lesen eines Fotoarchivs aus der DDR, 1967–1990. Halle 14, Zentrum für zeitgenössische Kunst, Leipzig.
  • 2012: Doppelte Ökonomien: Vom Lesen eines Fotoarchivs aus der DDR, 1967–1990. centre de la photographie, Genf.
  • 2013: Doppelte Ökonomien: Vom Lesen eines Fotoarchivs aus der DDR, 1967–1990. ETH Zürich.
  • 2013: Doppelte Ökonomien: Vom Lesen eines Fotoarchivs aus der DDR, 1967–1990. Galerie Thomas Fischer, Berlin.

Gruppenausstellungen

  • 2017–2022: Alltag in der DDR, Dauerausstellung, Stiftung Haus der Geschichte, Museum in der Kulturbrauerei, Berlin.
  • 10. Oktober 2020 bis 24. Januar 2021: 1 Million Rosen für Angela Davis, kuratiert von Kathleen Reinhardt, Kunsthalle im Lipsiusbau der Staatlichen Kunstsammlungen, Dresden.

Veröffentlichungen

  • mit Hans-Joachim Kessler: Das Schloss- und Spielkartenmuseum im Altenburger Schloss. Schloss- und Spielkartenmuseum, Altenburg 1982.
  • mit Ruth Gleisberg: Landschaften. Staatliches Lindenau-Museum, Altenburg 1985.
  • mit Hans-Joachim Kessler: Touristenführer Altenburg. Rat der Stadt Altenburg, Altenburg 1986.
  • mit Peter Weise: Rund um die Spielkarte: ein Streifzug durch das Altenburger Spielkartenmuseum. Verlag Tribüne, Berlin 1988, ISBN 3-7303-0016-4.
  • mit Hans Joachim Kessler und Rosmarie Pierer: Altenburg: Gesichter und Geschichten einer Stadt. Verlagshaus Thüringen, Erfurt 1993, ISBN 3-86087-040-8.
  • mit Hans-Joachim Kessler: Altenburger Land: Streifzüge entlang der Blauen Flut, der Pleisse, Sprotte, Schnauder und Wiera. DZA-Verlag für Kultur und Wissen, Altenburg 1996, ISBN 3-9804823-2-4.

Literatur

  • Kerstin Stakemeier: Socialism in a Coma. In: DAMN magazine. Nr. 32, März/April 2012.
  • Mark Fisher: Gespenster und Simulationen der DDR. In: Doppelte Ökonomien: Vom Lesen eines Fotoarchivs aus der DDR, 1967–1990. Spector books, Leipzig 2013.
  • Doreen Mende, Estelle Blaschke, Armin Linke: Doppelte Ökonomien: Vom Lesen eines Fotoarchivs aus der DDR, 1967–1990. Spector books, Leipzig 2013, ISBN 978-3-940064-46-2.
  • Sarah E. James: Radical Archives. In: frieze magazine. November 2014.
  • Sarah E. James: Bilder für eine andere Zukunft. In: frieze magazine. November 2014.
  • Philip Ursprung: Der Wert der Oberfläche. Essays zu Architektur, Kunst und Ökonomie. gta Verlag, Zürich 2017, ISBN 978-3-85676-366-4.
  • Barton Byg: Besprechung von Double Bound Economies: On Reading a Photographic Archive from the GDR, 1967–1990. In: Seminar: A Journal of Germanic Studies. University of Toronto Press, Band 53, Nr. 3, September 2017, S. 301–304.
  • Philip Ursprung: Representación del Trabajo / Representation of Labor. ARQ ediciones, Pontificia Universidad Católica de Chile, Santiago de Chile 2018, ISBN 978-956-9571-56-5.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Sexy DDR in Die Zeit vom 11. Juli 2013, S. 50.