Hermann Fölsch

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Hermann C. J. Fölsch
Oficina salitrera Paposo der Firma Fölsch & Martín in La Noria, Chile. Fotografie von 1889.
Dieses erste von insgesamt acht Salpeter­werken wurde 1872 angelegt, 1916 verkauft und 1931 stillgelegt. Die Ruinen des Werks (20° 22′ S, 69° 52′ W) in dem Fölsch einst das Weiße Gold gewann und damit sein Vermögen aufbaute stehen heute unbeachtet in der Wüste.[1][2][3]

Hermann Conrad Johannes Fölsch (* 19. November 1845 in Hamburg; † 1. Dezember 1920 in Moholz bei Niesky) war ein deutscher Kaufmann, Unternehmer und Reeder.

Leben

Hermann C. J. Fölsch reiste 1866 nach Südamerika und gründete gemeinsam mit dem Deutsch-Chilenen Frederico Martin 1872 in Iquique in der Atacamawüste im Norden Chiles ein Unternehmen zur Gewinnung von Salpeter. Fölschs Jugendfreund und späterer Schwager Henry B. Sloman[4] reiste ihm nach und arbeitete zwanzig Jahre als sein Geschäftsführer, bevor er sich selbstständig machte und in Chile sein eigenes Salpeterimperium aufbaute. Die Geschäfte entwickelten sich ungewöhnlich erfolgreich. Chilesalpeter war der wichtigste Rohstoff zur Herstellung von Anilinfarben, Sprengstoffen und Düngemitteln, und so wurde Deutschlands entstehende Agrarindustrie zum bedeutendsten Abnehmer von Chilesalpeter in Europa. Dadurch prosperierte vor allem der Hamburger Hafen: Innerhalb von 40 Jahren steigerte sich die Einfuhr von Salpeter auf das knapp 40fache auf 509.800 Tonnen im Jahr 1905, woran die Firmen von Hermann C. J. Fölsch und Henry Sloman einen sehr großen Anteil hatten.

Um den Handel mit Chilesalpeter in der eigenen Hand zu behalten, gründete Fölsch 1881 eine eigene Reederei.[5] 1914 hatte die Firma vier Segler mit gut 9000 Nettoregistertonnen. Aufgrund der gefährlichen Route um das Kap Hoorn war es ein Geschäft mit hohem Risiko, versprach aber enorme Einnahmen: Die stählerne Viermastbark Passat der Hamburger Reederei Ferdinand Laeisz[6][7] konnte über 4000 Tonnen Chilesalpeter transportieren, das entsprach einem Frachtwert von über einer Million Mark (heute ca. zehn Millionen Euro). Hermann Fölsch investierte seine Gewinne vor allem in Immobilien. Nach und nach kaufte er mehrere Grundstücke und Häuser am Hamburger Rathausmarkt. Daraus ist nach dem Zweiten Weltkrieg direkt gegenüber vom Hamburger Rathaus der „Fölsch-Block[8] entstanden, der sich bis heute im Familienbesitz befindet.

Hermann Fölsch schloss sich der Herrnhuter Brüdergemeine[9][10] an. Als Freund von Johannes Wichern[11] engagierte er sich für gefährdete Jugendliche, spendete große Summen und stiftete 1906 in Hamburg Häuser in der Fehlandtstraße und in der Esplanade zur Einrichtung eines Christlichen Kellnerheims. Daraus entstand später das Hotel Baseler Hof.[12]

Weblinks

Commons: Hermann Fölsch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Robert Krieg, Monika Nolte: Oro blanco. La historia. (spanisch, krieg-nolte.de [abgerufen am 19. Mai 2013]).
  2. Juan Ricardo Couyoumdjian: Chile y Gran Bretaña durante la Primera Guerra Mundial y la postguerra 1914-1921. Editoria Andrés Bello, Santiago de Chile 1986, LCCN lc86-222403, S. 340 (online [abgerufen am 19. Mai 2013]).
  3. Miguel González P.: Dr. Oscar Contreras Tapia. Maestros de la cirugía chilena. In: Revista Chilena de Cirugía. Band 47, Nr. 1, Februar 1995, ISSN 0379-3893, S. 8–12 (spanisch, Leseprobe [abgerufen am 19. Mai 2013]).
  4. Rudolf Martin (Hrsg.): Jahrbuch des Vermögens und Einkommens der Millionäre in den drei Hansastädten (Hamburg, Bremen, Lübeck). Berlin 1912, S. 1.
  5. Jürgen Meyer: Hamburgs Segelschiffe 1795–1945. Chronik der Seefahrt, Verlag Egon Heinemann Norderstedt
  6. Hans Georg Prager: F. Laeisz. Vom Frachtsegler bis zum Bulk Carrier. Koehlers Verlagsgesellschaft mbH, Herford 1974, ISBN 3-7822-0096-9.
  7. Peter Klingbeil: Die Flying P-Liner. Die Segelschiffe der Reederei F. Laeisz. Verlag Die Hanse, Hamburg 1998 und 2000, ISBN 3-434-52562-9.
  8. Historie Fölsch-Block
  9. Dietrich Meyer: Zinzendorf und die Herrnhuter Brüdergemeine. 1700–2000. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2009, ISBN 978-3-525-01390-8.
  10. Gisela Mettele: Weltbürgertum oder Gottesreich. Die Herrnhuter Brüdergemeine als globale Gemeinschaft 1727–1857. (= Bürgertum, Neue Folge. Band 4). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2009, ISBN 978-3-525-36844-2. (zugleich Habilitationsschrift, Technische Universität Chemnitz, 2004)
  11. Stephan Sturm: Sozialstaat und christlich-sozialer Gedanke. Johann Hinrich Wicherns Sozialtheologie und ihre neuere Rezeption in systemtheoretischer Perspektive. Kohlhammer, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-17-016879-4.
  12. Geschichte des Baseler Hofs