Seekiefer-Rindenextrakt

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist die aktuelle Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 16. März 2021 um 16:33 Uhr durch imported>NadirSH(493891) (+ Wikilink).
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Seekiefer (Pinus pinaster)

Seekiefer-Rindenextrakt ist ein Pflanzenextrakt aus der Rinde der französischen See-Kiefer (Pinus pinaster subsp. atlantica). Es enthält Polyphenole und wird u. a. in Nahrungsergänzungsmitteln und in Kosmetika eingesetzt. Pycnogenol ist ein Markenname für Seekiefer-Rindenextrakt. Eine Meta-Analyse aus dem Jahr 2012 befand, dass die Datenlage zur Behandlung chronischer Erkrankungen mit Seekiefer-Rindenextrakt unzureichend ist.[1]

Zusammensetzung

Seekiefer-Rindenextrakt besteht zu 65 bis 75 % aus Procyanidinen. Procyanidine sind Biopolymere, die aus Catechin- und Epicatechineinheiten bestehen. Diese sind aufgrund ihrer Kettenlänge kaum resorbierbar, werden aber von der menschlichen Darmflora in postbiotische aktive Metabolite umgewandelt.[2] Weitere Bestandteile von Seekiefer-Rindenextrakt sind antioxidative Pflanzensäuren und Bioflavonoide. Sie bilden gemeinsam mit den aktiven Metaboliten die Grundlage für die antientzündliche Wirkung des Seekiefer-Rindenextrakts.

Geschichte

Erste klinische Studien in den 1970er Jahren an Patienten mit venösen Beschwerden zeigten während der Einnahme von Seekiefer-Rindenextrakt messbare Ergebnisse im Bereich der Ödemrückbildung und Schmerzempfindung.[3] Das erste Patent für Pycnogenol wurde im Jahre 1987 erteilt. Derzeit ist der Seekiefer-Rindenextrakt weltweit in mehr als 1.000 Gesundheitsprodukten enthalten.

Vorkommen

Seekiefer-Rindenextrakt wird aus der Rinde von Meereskiefern gewonnen, die ausschließlich im Wald von Les Landes de Gascogne im Südwesten Frankreichs wachsen.

Wirkweisen

Seekiefer-Rindenextrakt ist mit seinen effektiven Wirkprofilen der Procyanidine und Bioflavonoide ein Goldstandard in der natürlichen Prävention und Therapie von degenerativen Erkrankungen.[4] Es stimuliert als starkes Antioxidans die Synthese antioxidativ wirksamer Enzyme wie Katalase, Superoxiddismutase und Glutathion und bindet gleichzeitig freie Radikale. Somit verstärkt es die antioxidative Kraft jeder einzelnen Zelle.[5] Zusätzlich bindet Seekiefer-Rindenextrakt freie Radikale und zerstört deren Oxidationspotenzial.[6] Seekiefer-Rindenextrakt hemmt die Entstehung und Ausbreitung von chronisch-entzündlichen Erkrankungen und schränkt nachweislich die Aktivität von NF-κB ein. Weiterhin reduziert es die Ausschüttung des spezifischen Transkriptionsfaktors und damit die Freisetzung weiterer inflammatorisch wirkender Moleküle wie z. B. Interleukine, Prostaglandine, CRP, TNF-alpha und COX. Vor allem konnte gezeigt werden, dass die Ausschüttung von MMP-9 (Matrix Metalloprotease 9), einem Enzym, welches u. a. die Pathogenese von verschiedensten chronisch-entzündlichen Erkrankungen fördert, deutlich gehemmt werden konnte.[7] Seekiefer-Rindenextrakt wirkt blutdrucksenkend[8] und erhöht die Konzentration des HDL-Cholesterols im Blut,[9] wobei der Einfluss auf das HDL-Cholesterin umstritten ist.[10]

Indikationen

Seekiefer-Rindenextrakt wird vor allem durch seine antioxidativen und antiinflammatorischen Eigenschaften bei vielen Indikationen empfohlen. Die relevantesten Gebiete sind hierbei Kardiologie, Dermatologie und Orthopädie.

Kardiologie: Seekiefer-Rindenextrakt aktiviert die endotheliale Stickstoffmonoxidsynthetase und trägt somit zur gesteigerten Synthese von NO (Stickstoffmonoxid) bei. Dieses wirkt nachweislich vasodilatatorisch. Weiterhin sorgen die in Seekiefer-Rindenextrakt enthaltenen oligomeren Procyanidine für eine Stärkung der Kapillarwände und regen zudem die Blutzirkulation an. In Studien konnte auch eine Senkung der Thrombozytenaktivität bestätigt werden. Daher wird Seekiefer-Rindenextrakt präventiv als auch als Adjuvans in der Therapie von Herz-Kreislauf-Erkrankungen empfohlen.[11]

Dermatologie: Durch UV-Strahlen, Stress und Umweltschäden setzt der Körper freie Radikale frei, vor denen Seekiefer-Rindenextrakt schützen kann. Dabei bindet es z. B. Kollagen sowie Elastin und verhindert so eine Oxidation dieser Hauptproteine. Weiterhin stimuliert es die Bereitstellung von neuem Kollagen sowie Hyaluronsäure in der Haut. Zusätzlich konnte gezeigt werden, dass Seekiefer-Rindenextrakt die Blut-Mikrozirkulation in der Haut verbessert und somit eine gesteigerte Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen mit erhöhter Zufuhr von Feuchtigkeit und dem Abtransport von Stoffwechselprodukten sichert.[12]

Orthopädie: Vor allem die antiinflammatorische Eigenschaft von Seekiefer-Rindenextrakt wird sich in der Orthopädie zu Nutze gemacht.[13] Daneben wirkt es bei Osteoarthritis kurzfristig schmerzstillend.[14] Seekiefer-Rindenextrakt senkt die Entzündungsmarker für Gelenkprobleme und fördert die Beweglichkeit und Flexibilität der Gelenke. Weiterhin führt die kollagenstimulierende Wirkung zu elastischeren und beweglicheren Gelenken.[15]

Einzelnachweise

  1. A. Schoonees, J. Visser, A. Musekiwa, J. Volmink: Pycnogenol® (extract of French maritime pine bark) for the treatment of chronic disorders. In: The Cochrane database of systematic reviews. Nummer 4, April 2012, S. CD008294, doi:10.1002/14651858.CD008294.pub4, PMID 22513958.
  2. P. Rohdewald: A review of the French maritime pine bark extract (Pycnogenol®), a herbal medication with a diverse clinical pharmacology. In: Int. Journal of Clinical Pharmacology and Therapeutics. Band 40, Nr. 04, 1. April 2002, S. 158–168, PMID 11996210.
  3. Passwater, Richard A., Siebrecht, Stefan, Ponte Press Verlags-GmbH: Das Phänomen Pycnogenol ein vielseitiges pflanzliches Nahrungsergänzungsmittel: die Bedeutung von Pycnogenol für die Gesundheit. [1. Auflage]. Bochum, ISBN 978-3-920328-78-2.
  4. Passwater, Richard A., Siebrecht, Stefan, Ponte Press Verlags-GmbH: Das Phänomen Pycnogenol ein vielseitiges pflanzliches Nahrungsergänzungsmittel: die Bedeutung von Pycnogenol für die Gesundheit. [1. Auflage]. Bochum, ISBN 978-3-920328-78-2.
  5. Audwin B. Nelson, Benjamin H. S. Lau, Nagatoshi Ide, Yongqi Rong: Pycnogenol Inhibits Macrophage Oxidative Burst, Lipoprotein Oxidation, and Hydroxyl Radical-Induced DNA Damage. In: Drug Development and Industrial Pharmacy. Band 24, Nr. 2, Januar 1998, ISSN 0363-9045, S. 139–144, doi:10.3109/03639049809085598.
  6. F. Enseleit, I. Sudano, D. Periat, S. Winnik, M. Wolfrum: Effects of Pycnogenol on endothelial function in patients with stable coronary artery disease: a double-blind, randomized, placebo-controlled, cross-over study. In: European Heart Journal. Band 33, Nr. 13, 11. Januar 2012, ISSN 0195-668X, S. 1589–1597, doi:10.1093/eurheartj/ehr482.
  7. Angelika Schäfer, Zuzana Chovanová, Jana Muchová, Katarína Sumegová, Anna Liptáková: Inhibition ofCOX-1and COX-2activity byplasma ofhuman volunteers after ingestion ofFrench maritime pine bark extract (Pycnogenol). In: Biomedicine & Pharmacotherapy. Band 60, Nr. 1, Januar 2006, ISSN 0753-3322, S. 5–9, doi:10.1016/j.biopha.2005.08.006.
  8. Z. Zhang, X. Tong, Y. L. Wei, L. Zhao, J. Y. Xu, L. Q. Qin: Effect of Pycnogenol Supplementation on Blood Pressure: A Systematic Review and Meta-analysis. In: Iranian journal of public health. Band 47, Nummer 6, Juni 2018, S. 779–787, PMID 30087862, PMC 6077626 (freier Volltext).
  9. A. Hadi, M. Pourmasoumi, H. Mohammadi, A. Javaheri, M. H. Rouhani: The impact of pycnogenol supplementation on plasma lipids in humans: A systematic review and meta-analysis of clinical trials. In: Phytotherapy Research. [elektronische Veröffentlichung vor dem Druck] November 2018, doi:10.1002/ptr.6234, PMID 30456865.
  10. A. Sahebkar: A systematic review and meta-analysis of the effects of pycnogenol on plasma lipids. In: Journal of cardiovascular pharmacology and therapeutics. Band 19, Nummer 3, Mai 2014, S. 244–255, doi:10.1177/1074248413511691, PMID 24346156.
  11. F. Enseleit, I. Sudano, D. Periat, S. Winnik, M. Wolfrum: Effects of Pycnogenol on endothelial function in patients with stable coronary artery disease: a double-blind, randomized, placebo-controlled, cross-over study. In: European Heart Journal. Band 33, Nr. 13, 11. Januar 2012, ISSN 0195-668X, S. 1589–1597, doi:10.1093/eurheartj/ehr482.
  12. Passwater, Richard A., Siebrecht, Stefan, Ponte Press Verlags-GmbH: Das Phänomen Pycnogenol ein vielseitiges pflanzliches Nahrungsergänzungsmittel: die Bedeutung von Pycnogenol für die Gesundheit. [1. Auflage]. Bochum 2017, ISBN 978-3-920328-78-2.
  13. P. J. Rohdewald: Review on Sustained Relief of Osteoarthritis Symptoms with a Proprietary Extract from Pine Bark, Pycnogenol. In: Journal of medicinal food. Band 21, Nummer 1, Januar 2018, S. 1–4, doi:10.1089/jmf.2017.0015, PMID 28836883, PMC 5775113 (freier Volltext).
  14. X. Liu, G. C. Machado, J. P. Eyles, V. Ravi, D. J. Hunter: Dietary supplements for treating osteoarthritis: a systematic review and meta-analysis. In: British journal of sports medicine. Band 52, Nummer 3, Februar 2018, S. 167–175, doi:10.1136/bjsports-2016-097333, PMID 29018060.
  15. L Packer, G Rimbach, F Virgili: Antioxidant activity and biologic properties of a procyanidin-rich extract from pine (pinus maritima) bark, pycnogenol. In: Free Radical Biology and Medicine. Band 27, Nr. 5-6, September 1999, ISSN 0891-5849, S. 704–724, doi:10.1016/s0891-5849(99)00090-8.