Silvanus (Gegenkaiser)

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Silvanus († 7. September 355) war im Jahr 355 28 Tage lang römischer Gegenkaiser.

Leben

Claudius (?)[1] Silvanus wurde in Gallien als Sohn des Bonitus geboren, eines Offiziers fränkischer Abstammung, der unter Konstantin gedient hatte. Silvanus diente im Militär zunächst unter dem Usurpator Magnentius, dann unter Constantius II., zu dem er kurz vor der Schlacht von Mursa (351) übergewechselt war. Silvanus stieg schließlich (noch recht jung) bis zum Heermeister auf. Constantius II. betraute ihn um 352/353 mit der Aufgabe, nach Gallien einfallende germanische Stämme wieder hinter die Rheingrenze zurückzudrängen.

Offenbar hatte sich Silvanus am Kaiserhof jedoch mehrere Feinde gemacht. Durch eine Intrige gelang es Höflingen, Constantius II. davon zu überzeugen, dass Silvanus eine Übernahme der kaiserlichen Macht plane. Der Kaiser beorderte Silvanus zurück, doch der zu Unrecht verdächtigte Silvanus ließ sich – wohl aus Furcht vor einer Vergeltungsaktion Constantius’ – nun tatsächlich am 11. August 355 in Colonia Agrippina (Köln) zum Kaiser ausrufen. Möglicherweise ist Silvanus zu dieser Aktion auch, in der Spätantike nicht sehr ungewöhnlich, von seinen eigenen Soldaten gedrängt worden. Angeblich soll er auch an Flucht zu den Franken gedacht haben, wovon ihm ein Vertrauter jedoch abriet.[2]

Constantius, der sich in Mediolanum (Mailand) aufhielt, hatte ironischerweise zuvor eine Untersuchung beauftragt, die Silvanus, für den sich auch mehrere fränkische Offiziere am Hof einsetzten, entlastet hatte.[3] Durch die offene Usurpation des Silvanus herausgefordert, ergriff Constantius nun jedoch Maßnahmen. Er befahl Silvanus, zu ihm zu kommen, und ernannte Ursicinus zu seinem Nachfolger als Heermeister. In dem Schreiben, das Ursicinus an Silvanus aushändigen sollte, wurde allerdings nicht erwähnt, dass Constantius bereits von der Usurpation wusste, so dass Silvanus sich zunächst in Sicherheit wiegte. Ursicinus betrieb einstweilen Silvanus’ Ermordung, der daraufhin nur 28 Tage nach seiner Erhebung von bestochenen Soldaten erschlagen wurde. Silvanus suchte vergeblich Schutz in einem Versammlungsraum der christlichen Gemeinde, dem ersten schriftlich erwähnten christlichen Kultraum in Köln.

In Reaktion auf die Usurpation des Silvanus ernannte Constantius seinen Cousin Julian am 6. November 355 zum Caesar und entsandte ihn zur Aufrechterhaltung der kaiserlichen Präsenz nach Gallien.

Über die Usurpation des Silvanus berichtet ausführlich Ammianus Marcellinus, der als Zeitzeuge und Begleiter des Ursicinus einen Teil der Ereignisse in Köln erlebte. Eine kurze Lebensbeschreibung findet sich z. B. auch bei Aurelius Victor.

Anmerkungen

  1. CIL 10, 06945; D(ominus) N(oster) Imp(erator) Cl(a)udi(us) / Silvanus Aug(ustus). Der Beleg von einem Meilenstein in Kampanien ist unsicher und stellt wohl eine Verschreibung von CLAVDIVS IVLIANVS zu CLVDIVS SILVANVS dar; auch ist äußerst unwahrscheinlich, dass der kurzlebige gallische Usurpator jemals in Italien anerkannt wurde, zumal Constantius sich in Mailand aufhielt. Vgl. Alexander Demandt: Die Spätantike. 2. Aufl. München 2007, S. 109, Anmerkung 55.
  2. Vgl. Ammianus Marcellinus 15,5,15f.
  3. Ammianus Marcellinus 15,5,6ff.

Literatur

  • Bruno Bleckmann: Silvanus und seine Anhänger in Italien: Zur Deutung zweier kampanischen Inschriften für den Usurpator Silvanus (CIL X 6945 und 6946). In: Athenaeum. Bd. 88, Nr. 2, 2000, ISSN 0004-6566, S. 477–484.
  • Alexander Demandt: Die Spätantike. Römische Geschichte von Diocletian bis Justinian 284–565 n. Chr. (= Handbuch der Altertumswissenschaft. Abt. 3, Tl. 6). 2., vollständig bearbeitete und erweiterte Auflage. C. H. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-55993-8.
  • David Hunt: The Outsider Inside: Ammianus on the rebellion of Silvanus. In: Jan Willem Drijvers, David Hunt (Hrsg.): The late Roman world and its historian. Interpreting Ammianus Marcellinus. Routledge, London u. a. 1999, ISBN 0-415-20271-X, S. 51–63.
  • Otto Seeck: Silvanus 4). In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band III A,1, Stuttgart 1927, Sp. 125 f.
  • Uwe Süssenbach: Das Ende des Silvanus in Köln. In: Jahrbuch des Kölnischen Geschichtsvereins Bd. 55, 1984, S. 1–38, doi:10.7788/jbkgv.1984.55.1.1.
  • Konrad Vössing: Silvanus. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. (RGA). Band 28: Seddin – Skirungssal. 2., völlig neu bearbeitete und stark erweiterte Auflage. de Gruyter, Berlin u. a. 2005, ISBN 3-11-018207-6, S. 451, (Literatur).

Weblinks