Adelheid Koch

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist die aktuelle Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 13. April 2021 um 21:55 Uhr durch imported>Pelz(41136) (PD-fix, Kat.-fix).
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)

Adelheid Koch (geboren am 16. November 1896 in Berlin als Lucy Schwalbe[1]; gestorben 1980 in São Paulo) war eine deutschbrasilianische Psychoanalytikerin.

Leben

Koch-Schwalbe wurde in der elterlichen Wohnung am Karlsbad 5 in der Schöneberger Vorstadt geboren. Ihre Eltern waren der Arzt und Schriftleiter der Deutschen Medizinischen Wochenschrift Juda Gabriel Schwalbe, der sich später Julius Schwalbe (1863–1930) nannte und Agnes geb. Mende. Die Familie war jüdischer Konfession.[1] Ihr Vater hatte trotz eher konservativer Haltung das Medizinstudium von Frauen befürwortet, Adelheid Schwalbe studierte während der 1920er Jahre in Berlin Medizin, schloss ihr Studium 1924 ab und promovierte 1927 mit der Arbeit Über die Säuglingssterblichkeit der Unehelichen in Berlin im Jahre 1922/23. 1923 heiratete sie den Rechtsanwalt Ernst Koch (1892–1984)[2], ihre Tochter Esther wurde 1924 und die Tochter Eleonore Koch, spätere Malerin und Bildhauerin, 1926 geboren.

Koch begann 1929 eine Ausbildung am Berliner Psychoanalytischen Institut, Lehranalytiker war Otto Fenichel, Kontrollanalytikerinnen waren Salomea Kempner und Therese Benedek. 1935 hielt sie ihren Aufnahmevortrag über die „Widerstandsanalyse in einer narzißtischen Neurose“. Sie war Mitglied der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung (IPA).[3]

Nach Hitlers Machtübernahme und einem kurzen Aufenthalt in Palästina emigrierte Adelheid Koch 1936 mit ihrer Familie durch Vermittlung von Ernest Jones,[4] damaliger Präsident der IPA, nach Brasilien. Mit Unterstützung durch Durval Marcondes (1899–1981), brasilianischer Psychiater und Gründer der Sociedade Brasileira de Psicanálise (SBP) in Rio de Janeiro,[5] begann sie 1937 in São Paulo Lehranalysen durchzuführen. Als anfangs einzige Lehranalytikerin spielte Adelheid Koch eine einflussreiche Rolle in der psychoanalytischen Bewegung Brasiliens. Sie bildete die Gründergeneration, darunter auch Marcondes, gemäß den Anforderungen der IPA aus. Als 1939 an der Escola Livre de Sociologia e Política ein Lehrstuhl für Psychoanalyse eingerichtet wurde, war Marcondes der erste Inhaber, Adelheid Koch wurde seine Assistentin, später abgelöst durch Virgínia Leone Bicudo.[6] Sie gründete 1944 mit ihren Analysanden die Sociedade Brasileira de Psicanálise de São Paulo (SBPSP), die 1951 als Organisation der IPA anerkannt wurde.[3]

1948 hatte sie in London Seminare von Melanie Klein besucht und orientierte sich theoretisch an deren Ideen (Kleinianische Schule). Sie war bis in die 1960er Jahre als Analytikerin in São Paulo tätig.

Schriften und Beiträge (Auswahl)

  • Über die Säuglingssterblichkeit der Unehelichen in Berlin im Jahre 1922/23. Medizinische Dissertation, Berlin 1927.
  • Neurose dos pais - neurose dos filhos. In: Neurobiologia, Recife, Band 3, Nr. 1, 1939, S. 320–331, Skriptfehler: Das Modul gab einen nil-Wert zurück. Es wird angenommen, dass eine Tabelle zum Export zurückgegeben wird..
  • Considerações psicanalíticas sobre symbolos e contos populares. In: Revista de neurologia e psychiatria de São Paulo, Band 6, Nr. 1, 1940, S. 7–18.
  • Terapêutica psicanalítica da histeria. In: Revista Brasileira de Medicina, Band 44, Nr., 1954, S. 51ff.
  • Omnipotencia y sublimacion. In: Revista de Psicoanálisis, APA, Asociación Psicoanalítica Argentina, Band 13, Nr. 4, 1956, S. 456–460.
  • F. H. Capisano, A. Koch: Influência Histórico Social na Atitude Analítica. In: Revista Brasileira de Psicanálise, Band 6, Nr. 3, 1972, S. 344–356.
  • Adelheid Koch. Uma historia que se confunde com a vida de uma instituição. IDE 3, 1976, S. 7–12.
  • [und andere]: Reprogressão nas doenças. In: Revista Brasileira de Psicanálise, Band 3, 1968, S. 315–322, Skriptfehler: Das Modul gab einen nil-Wert zurück. Es wird angenommen, dass eine Tabelle zum Export zurückgegeben wird..

Literatur

  • Hans Füchtner: Adelheid Lucy Koch, geb. Schwalbe (1896–1980). Lebensabriss und Emigrationsgeschichte. In: Luzifer-Amor. Zeitschrift zur Geschichte der Psychoanalyse 21 (42), 2008, S. 79–87, Skriptfehler: Das Modul gab einen nil-Wert zurück. Es wird angenommen, dass eine Tabelle zum Export zurückgegeben wird..
  • Maria Angela Gomez Moretzsohn: Introduction to the life and work of Adelheid Lucy Koch (1896–1880) [sic]. In:
  • Durval Marcondes: Homenagem postuma à Dra. Adelheid Koch. In: Revista Brasileira de Psicanálise, Band 16, 1982, S. 119.
  • Ulrike May: Psychoanalyse in Berlin: 1920–1936. In: Jahrbuch der Psychoanalyse. Beiträge zur Theorie, Praxis und Geschichte, Band 57, 2008, S. 13–39, Skriptfehler: Das Modul gab einen nil-Wert zurück. Es wird angenommen, dass eine Tabelle zum Export zurückgegeben wird.
  • Leopold Nosek: Koch, Adelheid Lucy. In: A. de Mijolla (Hrsg.): Dictionnaire international de la psychanalyse. Paris 2005, S. 938ff (auch: International Dictionary of Psychoanalysis. Detroit u. a. 2005, S. 918–919).
  • Raul Albino Pacheco Filho: Koch, Adelheid Lucy. In: Regina Helena de Freitas Campos: Dicionário biográfico da psicologia no Brasil. Pioneiros. Rio de Janeiro 2001, S. 193–196.
  • Sociedade Brasileira de Psicanálise de São Paulo (Hrsg.): Álbum de família: Imagens, fontes e idéias da psicanálise em São Paulo. São Paulo 1994.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b StA Berlin III, Geburtsurkunde Nr. 1459/1896
  2. StA Charlottenburg I, Eheurkunde Nr. 952/1923
  3. a b Psychoanalytikerinnen in Lateinamerika: Adelheid Koch. In: psychoanalytikerinnen.de. Abgerufen am 8. Dezember 2017.
  4. Maria Lúcia Castilho Romera, Rita de Cássia Cardoso da Silva Mendes: Restos de dor e marcas de invenção na Psicanálise brasileira: Adelheid Koch e Virgínia Bicudo. (PDF) In: www.fepal.org. Abgerufen am 8. Dezember 2017 (portugiesisch).
  5. scielo.br (Memento des Originals vom 20. Dezember 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.scielo.br
  6. Virgínia Leone Bicudo: Contribuição para a Historia do Desenvolvimento da Psicanálise em São Paulo. In: Arquivos de Neuropsiquiatria, Band 1, 1948, S. 69–72.