Gentile da Fabriano

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Anbetung der Könige (Strozzi-Altar), 1423

Gentile da Fabriano (eigentlich Gentile di Nicolò Massio, * um 1370 oder um 1385 in Fabriano; † 1. August 1427 in Rom) war ein italienischer Maler der Spätgotik, von dem Michelangelo sagte, er male ähnlich wie er heiße[1]. Er ist zugleich einer der Hauptvertreter der höfischen Stilrichtung um 1400 in Italien.

Lebenslauf

Gentile da Fabriano war vermutlich Schüler von Allegretto Nuzi. Gegen Ende des Jahrhunderts war er zunächst in seiner Heimatstadt tätig. Im Jahr 1409 wurde er beauftragt, den Dogenpalast in Venedig mit Fresken zu schmücken (Fertigstellung durch Pisanello). Später (zw. 1414–19) arbeitete er in Brescia für Pandolfo III. Malatesta (ca. 1414–20) und freskierte dort seine Kapelle im Broletto, Palazzo Comunale (nicht erhalten), danach ging er nach Florenz, wo er am 21. November 1422 als Bürger der Stadt in die Malergilde

Arte dei Medici e Speziali

aufgenommen wurde und sich große Beachtung von seinen Malerkollegen u. a. Masolino und Fra Angelico sowie Masaccio erwarb. Ab 1425–27 in Siena an einem Madonnenbild (

Madonna dei Notai

, nicht erhalten) tätig, dann in Orvieto (

Quaratesi-Polyptychon

, Mitteltafel heute in der Nationalgalerie London) und schließlich in Rom, wo er sein letztes Werk vollendete (im 17. Jh. zerstört).

Sein bedeutendstes Tafelbild und zugleich ein Schlüsselwerk in der Geschichte der Malerei ist die Anbetung der Heiligen Drei Könige für die Kapelle der reichen Bankiersfamilie Strozzi in der Kirche Santa Trinità in Florenz (heute Uffizien) von 1423. Gentile vereinte hier naive Erzählfreude mit höfischer Eleganz und Detailreichtum; die plastische und realitätsnahe Gestaltung der Figuren ist kennzeichnend für die Wende von der Spätgotik zur Renaissance.

Ebenso charakteristisch sind die Szenen aus dem Leben des Hl. Nikolaus von Bari (Predellatafeln des Quaratesi-Polyptychons, Orvieto, um 1425), das sich in seiner Art an die des Masolino annähert. Um 1426 folgte er der Bitte des Papstes Martin V. und begann einen Zyklus in der Kirche San Giovanni in Laterano in Rom mit Fresken aus dem Leben Johannes des Täufers sowie in den Fensterzwischenräumen mit Prophetenfiguren (gleichfalls von Pisanello vollendet). Das einzige noch von ihm erhaltene Freskobild befindet sich im Dom von Orvieto. Außerhalb Italiens finden sich nur sehr wenige Werke Gentiles.

Sein meist eleganter Stil hatte in der Folgezeit großen Einfluss auf die florentinischen Maler und bildete das Gegenstück zu dem kargen Realismus, den Masaccio pflegte.

Gemäldegalerie Berlin
Motiv: Rettung der Seeleute
Predellatafel des Mittelaltars aus dem Quaratesi-Polyptychon, ca. 1436, ursprünglich in San Niccolo/Florenz.

Gentile da Fabriano war der Erste in der Reihe glänzender Maler Umbriens und der bedeutendste italienische Vertreter der Richtung, die man „Internationale Gotik“ nennt. Zu seinen Schülern zählen so bedeutende Maler wie Pisanello oder Jacopo Bellini.

Werkauswahl

  • Krönung Mariens, Polyptychon aus Valle Romita bei Fabriano (um 1400, Pinacoteca di Brera, Mailand)
  • Maria mit Kind, den Heiligen Katharina und Nikolaus sowie dem Stifter, um 1390–95, Holz, 131×113 cm. (Berlin, Staatliche Museen, Gemäldegalerie)
  • Thronende Madonna mit Kind und Engeln, um 1410, Holz, 96,8 × 59 cm. (Perugia, Galleria Nazionale dell’Umbria)
  • Maria mit Kind, um 1415, Holz, 60 × 45 cm. (Pisa, Museo Nazionale di San Matteo)
  • Anbetung der Könige, signiert und datiert Mai 1423, Holz, Gesamtgröße: 182×227 cm, Teil der Pala Strozzi. (Florenz, Uffizien)
  • Maria mit Kind, 1427, Holz, 110,4 × 66,3 cm. (Velletri, Museo Diocesano)
  • Madonna mit Kind, 1425, Fresko, 225×125 cm. (Orvieto, Dom)

Rezeption

Das Schiff Gentile da Fabriano wurde nach ihm benannt.

Literatur

  • Christina Posselt (Hrsg.), Giorgio Vasari: Das Leben des Masolino, des Masaccio, des Gentile da Fabriano und des Pisanello. Klaus Wagenbach Verlag, Berlin 2011, ISBN 978-3-8031-5052-3.
  • Gentile da Fabriano e l’altro rinascimento, a cura di Laura Laureati, Lorenza Mochi Onori, Mailand:Electa 2006 ISBN 88-370-4553-0
  • Gentile da Fabriano. Studi e ricerche, a cura di Andrea De Marchi, Laura Laureati, Lorenza Mochi Onori, Mailand:Electa 2006 ISBN 88-370-4156-X
  • Friedrich Wilhelm BautzGentile da Fabriano. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 2, Bautz, Hamm 1990, ISBN 3-88309-032-8, Sp. 207.

Weblinks

Commons: Paintings by Gentile da Fabriano – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Christina Posselt (Hrsg.): Giorgio Vasari. Das Leben des Masolino, des Masaccio, des Gentile da Fabriano und des Pisanello. Klaus Wagenbach, Berlin 2011, S. 58.