Götz Bellmann

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist die aktuelle Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 28. April 2021 um 00:53 Uhr durch imported>APPERbot(556709) (Bot: Leerer Listenpunkt entfernt, siehe phab:T275558).
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Das Treppenauge im neu gebauten Treppenturm in der Manufaktur der Träume, Annaberg-Buchholz.
Die vier Skulpturen des barocken Stadthauses in der Charlottenstraße 100 in Potsdam wurden ebenso wie das Gebäude rekonstruiert.

Götz Bellmann (* 15. November 1957 in Lippstadt) ist ein deutscher Architekt und Designer.

Werdegang

Bellmann ist in Berlin aufgewachsen und besuchte dort die Käthe-Kollwitz-Oberschule. Von 1979 bis 1984 studierte er an der Hochschule für Architektur und Bauwesen in Weimar (heute Bauhaus-Universität Weimar) und erlangte ein Diplom an der Fakultät für Architektur und Städtebau bei Dieter Salzmann und Joachim Stahr. 1984–1990 folgte eine Aspirantur und eine Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Bauakademie Berlin, wo er 1990 promovierte.

Das Gebäudeensemble vom Neuen Hackeschen Markt fasst die nordöstliche Seite vom Hackeschen Markt ein.

1989 erhielt er die Zulassung als Freier Möbeldesigner vom Verband Bildender Künstler, Berlin. Nach dem Fall der Berliner Mauer, Ende 1989, gehörte Götz Bellmann zu den Mitbegründern von Archivolte, der ersten unabhängigen Architekturzeitschrift der DDR, und der Ost-West-Planungsgruppe Hundekopf, die unter anderem Konzepte für die Entwicklung des Spreeraums entwarf, die in der Berliner Galerie Aedes gezeigt wurden.[1]

Seit 1990 arbeitet Bellmann als Freier Architekt in Berlin. 1991 gründete er zusammen mit Walter Böhm das Büro Bellmann & Böhm – Architekten, Berlin, das bis 2007 bestand. Zu den bekanntesten Projekten des Büros zählt der Neue Hackesche Markt (ehemals Neue Hackesche Höfe) auf der Nordostseite vom Hackeschen Markt in Berlin-Mitte[2]. Für die Neugestaltung der Nachkriegsbrache gewann das Architektenduo 1993 den städtebaulichen Wettbewerb. Es entstand ein Hofensemble aus zwölf verschiedenen Gebäuden, das die nordöstliche Platzkante nach dem Vorbild der historischen Struktur neu einfasst. Um eine architektonische Vielfalt für die Einzelhäuser zu erreichen, beteiligten Götz Bellmann und Walter Böhm weitere drei Architekten mit dem Entwurf von drei der neun straßenseitigen Gebäude.

Von 1992 bis zu dessen Tod 1997 kooperierte das Büro mit dem Architekten und Designer Aldo Rossi, Mailand (1931–1997), der zum Mentor für die jungen Architekten wurde. Mit ihm zusammen realisierten sie das Quartier Schützenstraße.[3]

2007 gründete Götz Bellmann das Büro Bellmann-Architekten in Berlin. Schwerpunkt seiner Arbeit ist die behutsame Stadtreparatur und das Zusammenspiel von historischer und neuer Bausubstanz. Sie umfasst die detailgetreue Restaurierung von Baudenkmälern, wie das barocke Stadthaus in der Charlottenstraße 100 in Potsdam, und die Integration neuer Gebäude in ein gewachsenes Umfeld, wie die Manufaktur der Träume in Annaberg-Buchholz, ein Museum für Erzgebirgische Volkskunst, in der die Sammlung von Erika Pohl-Ströher ausgestellt ist. Das Museum besteht aus einem Gebäude aus der Spätrenaissance und einem Neubauteil, der sich in seiner Gestaltung an den historischen Bauten der Umgebung orientiert.

Neben seiner Arbeit als Architekt entwirft Götz Bellmann Leuchten, Möbel und andere Accessoires. Zusammen mit seiner Tochter, der Produktdesignerin Frieda Bellmann, entwarf er 2017 eine moderne Variante der Berliner Weihnachtspyramide. Für das Produkt erhielten sie 2018 den German Design Award in der Kategorie Home Textiles and Home Accessories.

Projekte (Auswahl)

  • Quartier Neuer Hackescher Markt, Berlin-Mitte, zwölf Neubauten für Wohnen, Kultur und Gewerbe
  • Reinhardtstraße 29–31, Berlin-Mitte – Neubau von drei Wohn- und Geschäftshäusern und Neubau der Probebühne für das Deutsche Theater zusammen mit KSV Architekten, Berlin:
  • Quartier Schützenstraße, Berlin-Mitte – Neubau von 12 Wohn-, Hotel- und Gewerbehäusern zusammen mit Aldo Rossi, Mailand
  • Wallstreet Park Plaza Hotel – Berlin-Mitte, 4-Sterne Hotel mit 150 Zimmern
  • Lindner Hotel am Neuen Kranzlereck – Berlin-Charlottenburg, 4-Sterne Hotel mit 130 Zimmern
  • Videothek Greifswalder Straße 179, Berlin-Prenzlauer Berg
  • Manufaktur der Träume – Museum für erzgebirgische Volkskunst in Annaberg-Buchholz, Land Sachsen[4]
  • Charlottenstraße 100, Potsdam – Sanierung eines barocken Stadthauses mit Skulpturen

Literatur

  • Britta Nagel: Neues Kranzler Eck Berlin. Stadtwandel Verlag, Berlin 2006, ISBN 978-3-937123-93-6
  • Dieter Weigert: Der Hackesche Markt. Haude & Spener, Berlin 1997, ISBN 978-3-7759-0408-7
  • Berlin Architekten Portraits. Fotografien von Udo Hesse, Ernst Wasmuth Verlag Tübingen – Berlin 2000
  • Christel Kapitziki: Berlin Visionen werden Realität. Jovis Verlag 1996, ISBN 3-931321-80-0
  • Quer durch die Mitte – Die Spandauer Vorstadt. Reihe Berliner Reminiszenzen Nr. 79, Wolfgang Feierabend, Verlag Haude & Spener 1999, ISBN 3-7759-0425-5
  • Arnt Cobbers: Die 100 wichtigsten Berliner Bauwerke, Architekturführer Berlin kompakt. Jaron Verlag, 1998
  • Kristin Freireiss u. a.: Alexanderplatz – Städtebaulicher Wettbewerb. Verlag Ernst & Sohn, 1994

Weblinks

Artikel in Zeitschriften und Zeitungen

Einzelnachweise

  1. Fred Jazinkski: Die Geschichte einer Ausstellung junger Berliner Architekten. In: ARCH+ 103. 1. April 1990, abgerufen am 18. November 2018.
  2. Martina Vetter: Neuer Hackescher Markt Berlin. In: Die Neuen Architekturführer. 2. Auflage. 6 ARCH-6. Stadtwandel Verlag, Berlin 1999, ISBN 978-3-933743-07-7, S. 24.
  3. Falk Jäger: Aldo Rossi trieb es zu bunt. In: Tagesspiegel. 26. Oktober 1998, abgerufen am 18. November 2018.
  4. Joachim Riebel, Klaus Leichsenring u. a.: Traumhaftes aus dem Erzgebirge: Sammlung Erika Pohl-Ströher in der Manufaktur der Träume Annaberg-Buchholz. Hrsg.: von Jörg Bräuer, Katja Etzold, Silke Kral, Städtisches Museum Annaberg-Buchholz. 1. Auflage. Verlag der Kunst Dresden Ingwert Paulsen jr., Dresden 2010, ISBN 978-3-86530-144-4, S. 178.