Wiesel-Wort

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Der aus dem amerikanischen Englisch stammende Ausdruck weasel(-)word bezeichnet ein Wort mit vager und unscharfer Bedeutung.[1] In den USA wurde der Ausdruck durch Theodore Roosevelt bekannt, der ihn 1916 verwendete, um die Politik von Woodrow Wilson anzugreifen:

“You can have universal training or you can have voluntary training, but when you use the word voluntary to qualify the word universal, you are using a weasel word; it has sucked all the meaning out of universal. The two words flatly contradict each other.”

„Man kann eine umfassende Ausbildung oder eine freiwillige Ausbildung haben, aber wenn man das Wort umfassend mit dem Wort freiwillig einschränkt, dann benutzt man ein Wiesel-Wort; es hat die eigentliche Bedeutung aus dem Wort umfassend herausgesaugt. Die beiden Wörter widersprechen sich schlichtweg.“

Theodore Roosevelt: Zitat und Übersetzung in[1]

Laut Friedrich August von Hayek würden Wiesel-Wörter als Attribut verwendet, wenn man den beigestellten Begriff zwar verwenden müsse, ihm aber alle Nebenbedeutungen nehmen wolle, die die eigenen ideologischen Prämissen in Frage stellten. Als „das Wiesel-Wort par excellence“ bezeichnet er das Wort „sozial“, von dem niemand wisse, was es in Ausdrücken wie „sozialer Marktwirtschaft“ oder „sozialem Gewissen“ eigentlich bedeute.[2] Ganz ähnlich sind auch „Gleichheit“ und „Freiheit“ oft verwendete weasel words: Wer oder was genau ist gleich wem oder was genau, und in Bezug worauf? Wer genau ist frei wovon genau, und frei wozu genau?

„Wir verdanken den Amerikanern eine große Bereicherung der Sprache durch den bezeichnenden Ausdruck weasel-word. So wie das kleine Raubtier, das auch wir Wiesel nennen, angeblich aus einem Ei allen Inhalt heraussaugen kann, ohne daß man dies nachher der leeren Schale anmerkt, so sind die Wiesel-Wörter jene, die, wenn man sie einem Wort hinzufügt, dieses Wort jedes Inhalts und jeder Bedeutung berauben. Ich glaube, das Wiesel-Wort par excellence ist das Wort sozial. Was es eigentlich heißt, weiß niemand. Wahr ist nur, daß eine soziale Marktwirtschaft keine Marktwirtschaft, ein sozialer Rechtsstaat kein Rechtsstaat, ein soziales Gewissen kein Gewissen, soziale Gerechtigkeit keine Gerechtigkeit – und ich fürchte auch, soziale Demokratie keine Demokratie ist.“

Friedrich August von Hayek: Wissenschaft und Sozialismus. In: Gesammelte Schriften in deutscher Sprache. Abt. A, Aufsätze; Band 7. Mohr Siebeck, 2004, ISBN 3-16-148062-7, S. 61 f.

Die Bezeichnung „Wiesel-Wort“ rührt daher, dass dem Wiesel nachgesagt wird, aus einem Ei allen Inhalt heraussaugen zu können, ohne dass man dies nachher der leeren Schale anmerkt. So sind die Wiesel-Wörter jene, die, wenn man sie einem Wort hinzufügt, dieses Wort jeden Inhalts und jeder Bedeutung berauben.[3]

Siehe auch

Während ein als Worthülse bezeichnetes Wort schon selbst inhaltsleer ist, bewirkt das Wiesel-Wort, dass neben ihm stehende Wörter und Sätze inhaltsleer werden.

Einzelnachweise

  1. a b Christoph Gutknecht: Lauter böhmische Dörfer: Wie die Wörter zu ihrer Bedeutung kamen. 7. durchgesehene Auflage C. H. Beck, München 2003, ISBN 3-406-45989-7, S. 84–86 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. Friedrich August von Hayek: Gesammelte Schriften in deutscher Sprache. Band 7: Die verhängnisvolle Anmaßung. Die Irrtümer des Sozialismus. Mohr Siebeck, Tübingen 2012, ISBN 978-3-16-149949-4, S. 132 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. „Wir verdanken den Amerikanern eine große Bereicherung der Sprache durch den bezeichnenden Ausdruck weasel-word. So wie das kleine Raubtier, das auch wir Wiesel nennen, angeblich aus einem Ei allen Inhalt heraussaugen kann, ohne daß man dies nachher der leeren Schale anmerkt, so sind die Wiesel-Wörter jene, die, wenn man sie einem Wort hinzufügt, dieses Wort jedes Inhalts und jeder Bedeutung berauben. Ich glaube, das Wiesel-Wort par excellence ist das Wort sozial. Was es eigentlich heißt, weiß niemand. Wahr ist nur, daß eine soziale Marktwirtschaft keine Marktwirtschaft, ein sozialer Rechtsstaat kein Rechtsstaat, ein soziales Gewissen kein Gewissen, soziale Gerechtigkeit keine Gerechtigkeit – und ich fürchte auch, soziale Demokratie keine Demokratie ist.“ – Friedrich August von Hayek: Wissenschaft und Sozialismus. In: Gesammelte Schriften in deutscher Sprache: Abt. A, Aufsätze; Band 7. Mohr Siebeck, Tübingen 2004, ISBN 3-16-148062-7, S. 61 f.