Aminoacetonitril

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist die aktuelle Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 26. Mai 2021 um 20:27 Uhr durch imported>WikispiderBot(3723631) (⚙️ Bot: Quelltextbereinigung, prüfe und aktualisiere Vorlagen-Einbindungen).
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Strukturformel
Struktur von Aminoacetonitril
Allgemeines
Name Aminoacetonitril
Andere Namen
  • 2-Aminoacetonitril
  • AAN
  • Cyanomethylamin
  • Glycinnitril
Summenformel C2H4N2
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 540-61-4
EG-Nummer 208-751-8
ECHA-InfoCard 100.007.957
PubChem 10901
ChemSpider 10439
Eigenschaften
Molare Masse 56,07 g·mol−1
Aggregatzustand

flüssig

Siedepunkt

ca. 150 °C[1] (Zersetzung)

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung [2]
Gefahrensymbol Gefahrensymbol

Achtung

H- und P-Sätze H: 302​‐​312​‐​332​‐​351
P: 280 [2]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Aminoacetonitril ist eine chemische Verbindung aus der Gruppe der Nitrile. Es ist ein chemischer Verwandter und möglicher direkter Vorläufer der Aminosäure Glycin.

Vorkommen

Aminoacetonitril fanden Forscher des Bonner Max-Planck-Instituts für Radioastronomie in Zusammenarbeit mit Astronomen aus Australien und den USA in einer dichten, heißen Gaswolke innerhalb des Sternentstehungsgebiets Sagittarius B2. Dieses von den Astronomen auch „Heimat der großen Moleküle“ genannte Objekt besitzt nur einen Durchmesser von 0,3 Lichtjahren und wird von einem tief im Inneren verborgenen jungen Stern aufgeheizt. In diesem fanden sich die meisten der bisher im Weltraum nachgewiesenen organischen Moleküle – darunter so komplexe Verbindungen wie Ethylalkohol, Formaldehyd, Ameisensäure, Essigsäure, Glycolaldehyd und Ethylenglycol.[3][4][5]

Gewinnung und Darstellung

Aminoacetonitril kann durch Strecker-Synthese von Formaldehyd mit Blausäure und Ammoniak hergestellt werden.

Eigenschaften

Chemische Eigenschaften

Durch Verseifung der Nitrilgruppe unter Abspaltung von Ammoniak kann Glycin erzeugt werden:

Synthesis of glycine.svg

Toxizität

Aminoacetonitril wirkt toxisch und schädigt das Bindegewebe, vermutlich durch die Bildung von Cyanid durch Zersetzung.[6] Letzteres hemmt das Enzym Cytochrom-c-Oxidase, welches auch im Bindegewebe enthalten ist.

Derivate

  • Dimethylaminoacetonitril C4H8N2, CAS-Nummer: 926-64-7
  • Aminoacetonitril-hydrochlorid C2H4N2HCl, CAS-Nummer: 6011-14-9
  • Aminoacetonitril-bisulfat C2H6N2O4S, CAS-Nummer: 151-63-3
  • N-(tert-Butoxycarbonyl)-2-aminoacetonitril C7H12N2O2, CAS-Nummer: 85363-04-8
  • N-(Carbobenzoxy)-aminoacetonitril C10H10N2O2, CAS-Nummer: 3589-41-1

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Gruppenbeitragsmethode nach Joback, K. G.; Reid, R. C.; Chem. Engng. Commun. 57 (1987) S. 233–243.
  2. a b Datenblatt Aminoacetonitrile bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 20. März 2011 (PDF).
  3. Aminoacetonitril im Weltall nachgewiesen (Portal für Organische Chemie).
  4. Bericht über Entdeckung (englisch).
  5. Formierung von Aminoacetonitril (PDF; 271 kB).
  6. Inhibition of Cytochrome Oxidase by Aminoacetonitrile Clemmons, J.J.; Jackson, E. B.; Institute of Pathology, Western Reserve University, Cleveland.