Benutzer:ImperatorAllosaurus1997/Artikel2
In der Biologie wird mit dem Begriff Polyphylum eine Gruppe von Lebewesen bezeichnet, die aufgrund von Merkmalen zusammengestellt wurden, die nicht auf einen gemeinsamen Vorfahren und damit auf Verwandtschaftsverhältnisse zurückgehen.[1] Stattdessen wurden solche Taxa oftmals aufgrund von äußerlich ähnlichen Merkmalen aufgestellt, die durch konvergente Evolution entstanden sind. Beispiel hierfür ist etwa die Vogelgruppe "Geier". So besteht sie aus 2 Taxa, den Altweltgeiern (Aegypiinae) und den Neuweltgeiern (Cathardiae) und 3 von 4 Arten der Unterfamilie der Gypaetinae. Durch molekulargenetische Analysen wurde erwiesen, dass die Arten der "Geier" nicht unmittelbar miteinander verwandt sind und daher eine polyphyletische Gruppe bilden.[2]
Manchmal werden mit dem Begriff Polyphylum auch Gruppen von Lebewesen beschrieben, deren Arten dasselbe Merkmal ohne eine Verwandtschaft erworben haben: So haben Säugetiere und Vögel beispielsweise das Merkmal Homoiothermie (Warmblütigkeit) nicht von einem gemeinsamen Vorfahren geerbt, sondern entwickelten dieses Merkmal im Laufe ihrer Evolution. Da polyphyletische Gruppen wie paraphyletische Gruppen ungeeignete taxonomische Einheiten bilden, versucht man in der modernen Systematik, diese aufzulösen und nicht weiter zu verwenden.[3] Heutzutage werden polyphyletische Gruppen nicht mehr in der biologischen Systematik, sondern meist nur noch informell verwendet. So wird die Gruppe "Würmer" zwar nicht mehr in der modernen, kladistischen Systematik verwendet, aber beispielsweise bei Wurmerkrankungen noch im wissenschaftlichen Kontext verwendet. Weitere Beispiele für polyphyletische Gruppen sind die Bäume oder die Algen.
Einzelnachweise
- ↑ James S. Farris: Formal Definitions of Paraphyly and Polyphyly. Systematic Zoology, 23, 4, 1974, S. 548-554 (Preview bei JSTOR [abgerufen am 10. Juni 2021]).
- ↑ Phylogeny of eagles, Old World vultures, and other Accipitridae based on nuclear and mitochondrial DNA. In: Molecular Phylogenetics and Evolution. Band 37, Nr. 2, 1. November 2005, ISSN 1055-7903, S. 327–346, doi:10.1016/j.ympev.2005.04.010 (sciencedirect.com [abgerufen am 10. Juni 2021]). (Abstract).
- ↑ J. David Archibald: Aristotle's Ladder, Darwin's Tree: The Evolution of Visual Metaphors for Biological Order. Columbia University Press, 2014, ISBN 978-0-231-16412-2 (google.de [abgerufen am 10. Juni 2021]). (Google Books).