Kapuzinerkloster Obernai

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Kapuzinerkloster Obernai
Orden Kapuziner
Gründungsjahr 1626
Aufhebung/Jahr 1791
Neugründung 1666
Patrozinium Antonius von Padua
Lage
Land Frankreich
Region Grand Est
Ort Obernai
Geografische Lage 48° 28′ N, 7° 29′ OKoordinaten: 48° 27′ 45″ N, 7° 28′ 39,8″ O
Kapuzinerkloster Obernai (Frankreich)
Lage in Frankreich

Das Kapuzinerkloster Oberehnheim war ein 1791 aufgehobenes Kloster des Kapuzinerordens in der Stadt Obernai in Frankreich. Die Grundsteinlegung erfolgte 1626. Das Kloster brannte 1636 bei der zweiten Belagerung durch die Schweden nieder und wurde 1666 bis 1669 wieder aufgebaut.

Geschichte

Gründung

1625 wandte sich der Magistrat von Oberehnheim an die Kapuziner von Kientzheim und bot eine Niederlassung des Ordens in der Stadt, die fünfte im Elsass, an. Die ersten Kapuziner bezogen 1627 eine provisorische Unterkunft in der Vorstadt nahe der St. Wendelin-Kapelle. Am 5. Mai 1627 erfolgte die Grundsteinlegung, Errichtung eines Kreuzes und Weihung durch den Abt von Altorf. Anwesend waren der Rektor des Jesuitenkollegs von Molsheim sowie weitere Vertreter des regionalen Klerus. Der erste Klosterkomplex wurde ab 1629 nach dem Musterplan des Kapuzinerklosters Breisach errichtet und am 20. Oktober 1630 geweiht. Bereits 1636 brannte der erste Klosterkomplex bei Belagerung durch die Schweden nieder. Der Standort ist nicht mehr bekannt.[1]

Wiederaufbau des Klosters

Ehemaliges Kapuzinerkloster Obernai: Fassade der Laienkirche (2013)

Die in das nahegelegene Bernardswiller exilierten Kapuziner versuchten ab den 1640er-Jahren zunächst erfolglos in die Stadt zurückzukehren. 1655 wurde ein erneuter Bauplatz bestimmt und ein Kreuz errichtet. Erst am 23. Mai 1666 wurde der Grundstein für den Neubau gelegt. Im Juni 1670 weihte der Weihbischof von Straßburg das Kloster dem Patronat des hl. Antonius von Padua. Nach dem Brau des Kapuzinerordens hatte die Laienkirche ein eigenes Patronat. Nach dem Riss von 1827 schloss sich der Laienkirche nach Westen eine Kapelle an, die dem hl. Fidelis, einem Kapuziner, geweiht war. Diese Kapelle wurde später abgerissen. Unter ihr dürfte sich eine Gruft zur Aufnahme der verstorbenen Brüder befunden haben. 1685 wurde der Garten durch eine Schenkung des Magistrats erweitert. Zwischen 1730 und 1770 wurde ein Flügel mit einem neuen Refektorium angebaut. Während der ersten Monate der Revolution blieb die Stadt royalistisch gesinnt. Am 15. Juli 1791 übernahmen 2000 Mann der Nationalgarde und der Linientruppen aus Straßburg die Stadt.[2] Unmittelbar nach der Übernahme wurden das Kloster aufgehoben, die Feier der Gottesdienste verboten und die verbliebenen Kapuziner nach Straßburg abgeführt, wo sie ab 1791 dreimal interniert wurden.[3] Gerade die Kapuziner wurden beschuldigt, gegen die neue Republik zu wühlen. 1794 exilierten einige Brüder in deutsche Niederlassungen des Ordens. Im Kapuzinerkloster Engen trafen 1794 der letzte Guardian von Obernai P. Adelbert und zwei Mitbrüder.[4] Gegenstände aus Edelmetall wurden vom Direktorium in Barr beschlagnahmt. Die Glocke der Kapuzinerkirche wurde zur Verwertung des Metalls nach Straßburg gesandt.[5] Die Altäre der Laienkirche im Stil des 17. und 18. Jahrhunderts sind durch Fotos noch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts belegt. Ihr Verbleib ist ungewiss.

Legenden

Ein nicht nachvollziehbarer Text Johann Gottfried Schweighäusers behauptet, das Kloster samt Kirche seien 1656 abgetragen worden, da die Brüder dem Bösen erlegen seien, das sich in der Gestalt einer Schlange in der rechten Säule des Altars einnistete.[6]

Aufgaben und Tätigkeiten des Klosters

Die Kapuzinerpriester übernahmen die Seelsorge der Stadt. Vor den Audienzen des Magistrates hielten sie eine Messe, was ihnen ein Einkommen von 34 Gulden jährlich einbrachte. Die seelsorgerische Betreuung der Kranken und Sterbenden war nach dem Usus der Zeit fast ausschließlich den Kapuzinern anvertraut. Kapuziner nahmen sich in Gefängnissen in besonderer Weise Inhaftierter und Verurteilter an und begleiteten die zum Tode verurteilten auf ihrem letzten Gang.[7] Der Kapuzinerorden erwarb sich große Verdienste bei der Versorgung der Pestkranken in den Epidemien des 16. und frühen 17. Jahrhunderts. Seelsorge und Krankenpflege gingen ineinander über.

Lage

Das Klostergelände lag innerhalb der Stadtmauern im Osten der Stadt.

Spätere Nutzung

1794 wurde in den geräumten Klostergebäuden ein Militärhospital eingerichtet. Durch einen Kauf des Kanonikers François-Louis Rumpler überstand der Klosterkomplex die folgenden Jahre. Zwischen 1827 und 1883 wurde eine Schule im Gebäude eingerichtet. Vorübergehend wurden Räume für die Herstellung von Zigarren und Feldflaschen genutzt. Anfang der 1960er Jahre wurden die Seitenkapelle, der Psallierchor, das Presbyterium und der Konventstrakt abgerissen. Die ehemalige Laienkirche wurde in den Folgejahren als Festsaal der benachbarten Schule genutzt.[8] Die nach der 2006 erfolgten Schließung der Schule derzeit ungenutzte Klosterkirche befindet sich heute in der 12, Rue des Capucins. Derzeit laufen Bestrebungen das Areal, unter Berücksichtigung der historischen Bebauung, einer neuen Nutzung zuzuführen.

Literatur

  • Blumstein: L’Ancien Couvent des capucins d’Obernai, simples notes adressées à MM. les membres du Conseil municipal de la ville d’Obernai par la fabrique paroissiale sur l’avis d’un ancien avocat du barreau d’Alsace. Imprimérie de Huder, Straßburg?, 1871
  • Archangelus Sieffert: Zur Geschichte des Kapuzinerklosters Oberehnheim. In: Archiv für elsässische Kirchengeschichte, 16, 1943, S. 273–300
  • Xavier Ohresser: Le Couvent des capucins d’Obernai. In: Obernai, Société d’histoire et d’archéologie de Dambach-la-Ville. Barr, S. 339–341

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Joseph Meinrad Gyss: Histoire de la ville d’Obernai et environs, Salomon, 1866, S. 172ff.
  2. Adam Walther Strobel: Vaterländische Geschichte des Elsasses. Schmidt und Grucker, 1846, S. 521 f.
  3. Archiv für elsässische kirchengeschichte, Band 7. Herder 1933, S. 331
  4. Archiv für elsässische kirchengeschichte, Band 7, Herder 1933, S. 388
  5. Joseph Meinrad Gyss: Histoire de la ville d’Obernai et environs. Salomon, 1866, S. 370 ff.
  6. Timotheus Wilhelm Röhrich: Mittheilungen aus der Geschichte der evangelischen Kirche des Elsasses. Treuttel und Würtz, 1833, Anmerkung 1 auf S. 223
  7. Benda Mayer: Helvetia Franciscana, Band 12, Heft 6, 1977, S. 149.
  8. Joseph Meinrad Gyss: Histoire de la ville d’Obernai et environs, Salomon, 1866, S. 370ff.