Otto Faist

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Otto Faist (* 11. März 1903 in Karlsruhe; † Februar 1946 in Kowel, Sowjetunion[1]) war ein deutscher Leichtathlet und Fußballtrainer.

Leben und Karriere

Faist war aktiver Leichtathlet des Karlsruher FC Phönix, der sich als Läufer auf den Kurz- und Mittelstrecken einen Namen machte. Nach Aussage seines Sohnes war er der erste deutsche Sportler, der nach dem Ersten Weltkrieg in Paris antrat.[2] In den Jahren 1925 und 1926 wurde er in die Nationalmannschaft berufen. Mit der Phönix-Sprintstaffel wurde er 1926 deutscher Meister.[3] Im selben Jahr begann er ein Studium an der Deutschen Hochschule für Leibesübungen in Berlin beim späteren Reichstrainer Otto Nerz, das er 1929 als Diplom-Sportlehrer abschloss. 1928 war er zuvor mit der Sprintstaffel des Berliner SC Charlottenburg deutscher Vizemeister geworden.

Faists Trainerlaufbahn begann 1930 beim SV Wiesbaden. Ein Jahr später ging er nach Bulgarien, wo der die Nationalmannschaft betreute. Mit sechs Siegen in sechs Spielen führte er das Team zur Balkanmeisterschaft. Nach der Rückkehr ins Deutsche Reich war er 1932/33 zunächst beim Kölner Sportclub 1899 tätig. Anschließend war er bis 1937 teils in Teilzeit hier und bei mehreren anderen Vereinen im Westen aktiv: beim Wattenscheider SV Höntrop, beim Duisburger FV 08 und dem SVA Gütersloh; Arminia Bielefeld führt ihn als Trainer von 1933 bis 1935.[4] Zur Saison 1937/38 verpflichtete ihn Rot-Weiß Oberhausen, wo der „ausgezeichnete Sportlehrer“ die Erwartungen vor allem aufgrund einer Verletzungsserie unter seinen Spielern nicht erfüllen konnte und 1938 entlassen wurde.[5] Er ersetzte anschließend beim FC Schalke 04 Meistertrainer „Bumbes“ Schmidt. Mit den Königsblauen errang er 1939, 1940 und 1942 drei deutsche Meisterschaften; außerdem erreichte er mit der Mannschaft zweimal das Finale des Tschammerpokals.

Faist war ein „überzeugter Anhänger Adolf Hitlers“[6] und trat am 1. Mai 1933 in die NSDAP ein. Im Januar 1942 wurde er zur Wehrmacht einberufen,[7] erhielt aber für die Meisterschafts-Endrunde Sonderurlaub. Die Luftwaffe setzte ihn als Trainer des LSV Mölders Krakau ein, dieser gewann unter ihm 1943 und 1944 den Pokal des Generalgouvernements.[8] Noch in einem Brief aus dem März 1945 schreibt der Frontsoldat Faist vom „Glauben an unseren Endsieg“. Doch auf der Flucht von der Ostfront brachten ihn die Erlebnisse des Elends zur Einsicht, dass das Regime des Dritten Reichs ein verbrecherisches war.[2] Im heutigen Sachsen geriet er in sowjetische Kriegsgefangenschaft und kam zunächst ins Lager Elsterhorst, später dann ins Gefangenenlager Kowel in der Ukrainischen SSR. Hier erlag er im Februar 1946 wohl einer Typhus-Erkrankung und Entkräftung. Der exakte Tag seines Todes ist ebenso unbekannt wie der Ort seiner letzten Ruhestätte. Seine Witwe und seine drei Kinder erhielten die Nachricht von seinem Tode erst im April 1948.

Anmerkungen und Nachweise

  1. nach Militärunterlagen fiel Faist am 1. Februar 1945. Andere Aussagen sprechen von einem Tod in sowjetischer Kriegsgefangenschaft. Stefan Goch/Norbert Silberbach: „Zwischen Blau und Weiß liegt Grau“, S. 338; Essen 2005, ISBN 3-89861-433-6. Nach dem Artikel „Auf Spurensuche“ im Schalker Kreisel vom 28. April 2012 datiert „eine eidesstattliche Erklärung […] seinen Tod auf Februar 1946“. Noch im März 1945 schrieb er einen Brief an seine Frau.
  2. a b Auf Spurensuche, in: Schalker Kreisel, Offizielles Vereinsmagazin, Saison 2011/2012 Nr. 24 vom 28. April 2012, S. 66
  3. Ernst Otto Bräunche, Volker Steck (Hg.), Sport in Karlsruhe: von den Anfängen bis heute; Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 28, 2006, ISBN 3-88190-440-9, S. 258; Onlineversion gesichtet am 4. Dezember 2009
  4. Arminia Bielefeld, Trainer-Archiv
  5. Chronik, Saison 1937/38 (Memento des Originals vom 3. August 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.rwo-online.de auf der RWO-Website
  6. Auf Spurensuche, in: Schalker Kreisel, Offizielles Vereinsmagazin, Saison 2011/2012 Nr. 24 vom 28. April 2012, S. 61
  7. Stefan Goch/Norbert Silberbach: „Zwischen Blau und Weiß liegt Grau“, S. 154; Essen 2005, ISBN 3-89861-433-6
  8. Warschauer Zeitung, 7. November 1943, S. 15.