West Point (Monrovia)

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West Point
West Point (Monrovia) (Liberia)
Koordinaten 6° 20′ N, 10° 48′ WKoordinaten: 6° 20′ N, 10° 48′ W
Basisdaten
Staat Liberia

Region

Montserrado
Höhe 7 m
Einwohner 75.000 (2008)
Links im Bild die Halbinsel West Point in Monrovia. Im Vordergrund der United Nations Drive, der mit einer Brücke über den Mesurado River in den Stadtteil Clara Town auf Bushrod Island führt. (Juli 2013)
Links im Bild die Halbinsel West Point in Monrovia.
Im Vordergrund der United Nations Drive, der mit einer Brücke über den Mesurado River in den Stadtteil Clara Town auf Bushrod Island führt.
(Juli 2013)

West Point ist ein Stadtbezirk und Slum in der liberianischen Hauptstadt Monrovia. Die Einwohnerzahl betrug am Stichtag der letzten Volkszählung (2008) etwa 75.000 Einwohner.[1]

Bushrod Island, Monrovia, Liberia.JPG

Der Ort befindet sich an der Mündung des Mesurado River in den Atlantik auf einer etwa einen Kilometer langen Halbinsel und entstand auf einer Barre, gebildet aus einer bis zu sieben Meter hohen Sanddüne, die zunächst von den Kru als Landeplatz für ihre Fischerboote genutzt wurde. Durch den 1943 begonnenen Bau einer Hafenmole wurde das Strömungsverhalten in der Bucht beeinflusst, seit etwa zehn Jahren werden an der Küstenlinie deutliche Veränderungen wahrgenommen, die auf einen Landverlust hindeuten.

Seit den 1970er Jahren wurde die rasch zunehmende Bevölkerung Monrovias als Prozess der Urbanisierung mit einer Wohnungsnot konfrontiert. Ärmere Bevölkerungsschichten wurden innerhalb der Stadt nach West Point, den zentral gelegenen Bereich der Hauptstadt, nahe dem Hauptmarkt und in Sichtweite des Hafens Freeport Monrovia, abgedrängt. Schlechte hygienische Verhältnisse in diesem Shantytown begünstigen den raschen Ausbruch von Infektionskrankheiten. Ein in den 1980er Jahren bewilligtes Projekt zum Aufbau von Klärwerken, Strom-, Trinkwasser- und Kanalisationsnetzen kam durch den Zusammenbruch des Landes im Bürgerkrieg nicht zur Ausführung – es existieren jedoch Stromanschlüsse, die Gassen werden in der Nacht beleuchtet, von Stromausfällen abgesehen. Während des Bürgerkrieges wurde West Point als sicheres Gebiet betrachtet, daher strömten Flüchtlinge aus dem Hinterland in diesen Stadtteil.[2][3] Der auch als Slum bezeichnete Stadtteil besteht überwiegend aus Wellblechhütten, zwischen denen schmale, manchmal nur meterbreite Pfade verlaufen. Eine einzige Straße verläuft durch den Stadtteil nach Norden, an der auch eine öffentliche Schule, die M.V. Massaquoi School liegt.[4][5] Der Sandstrand zwischen Atlantik und dem Fluss Mesurado im Norden der Halbinsel wird seit 2014 – wie das Ufer generell – als Kloake genutzt; in der Umgebung gibt es nur eine einzige reguläre Toilette. Bei Monsunregen stehen weite Teile der Hütten unter Wasser. Nach wie vor ist der Fischfang im Atlantik eine wesentliche Einkommensquelle der Bewohner.[2]

Im August 2014 wurde West Point wegen der Ebola-Epidemie nach mehreren Todesfällen und einer gewaltsamen 'Befreiung' von 17 mit dem Ebolavirus infizierten Patienten aus einer in der Schule eingerichteten Isolierstation im Stadtteil abgeriegelt und am 19. August unter Quarantäne gestellt, um eine Ausbreitung der Viruserkrankung zu verhindern. Die Angreifer hatten bei der Plünderung der Krankenstation u. a. Bettlaken und Matratzen mitgenommen, die mit Körperflüssigkeiten der Erkrankten beschmutzt waren. Der Informationsminister von Liberia, Lewis Brown, hatte deswegen eine Ausbreitung der Seuche auf weitere Stadtteile befürchtet.[6] Die Abriegelung führte zu wütenden Protesten der Bewohner, die Lebensmittelpreise hatten sich im Armenviertel über Nacht verdoppelt. Teile der Slumbewohner verleugneten die tödliche Ebolaerkrankung als Kampagne der Regierung unter Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf, die damit an Hilfsgelder gelangen wolle. Schwer bewaffnete Soldaten und Polizisten wurden in den folgenden Tagen eingesetzt, mehrere Personen verletzt. Eine Barriere mit Stacheldrahtzaun wurde errichtet, Fischerboote und andere von der Coast Guard vom Verlassen des Stadtteils über das Meer abgehalten. Wegen hoher Lebensmittelpreise wurde eine Verteilung von Reis, Öl und anderen Nahrungsmitteln begonnen.[4][7]

Einzelnachweise

  1. Endergebnisse der Volkszählung von 2008 NPHC 2008 Report Final. (PDF; 676 kB) In: Liberian Institut of Statistics and Geo-Information-Systems (LISGIS). Abgerufen am 11. Oktober 2010 (englisch).
  2. a b Jörn Klare, Macintosh Johnson: Ortserkundungen – West Point, Monrovia Deutschlandfunk, Radiofeature mit Texten, 12. August 2014, abgerufen am 23. August 2014.
  3. Morris T. Koffa: West Point, Liberia: An environmental menace. (Nicht mehr online verfügbar.) The liberian Dialogue, 24. Februar 2007, archiviert vom Original am 7. August 2008; abgerufen am 2. Februar 2011 (englisch): „West Point, like many other communities in Liberia, has its share of the major environmental problems worsened by the 14 years of a senseless war. During the heap of the civil war, West Point attracted more people because of its self-proclamation as being a safe haven. Its environmental problems are mounting profoundly, including the imminent threat of water erosion. This menace gradually washes away and severely undermines West Point’s foundation. This means the uninhabitable slum is at the brink of a major environmental catastrophe.“  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.theliberiandialogue.org
  4. a b Niles Williamson: Clashes in Monrovia, Liberia as West African Ebola epidemic grows (englisch) World Socialist Web Site, 22. August 2014, abgerufen am 23. August 2014.
  5. Anmerkung: Die Open-Street-Map-Karte (OSM) etwa kann mit der grünen Lupe oben rechts im Artikel geöffnet werden. Dort kann mit „+“ in den Stadtteil West Point hinein gezoomt werden.
  6. Ebola-Kranke aus Isolierstation in Monrovia weiter verschwunden In: Deutsches Ärzteblatt. 18. August 2014, abgerufen am 23. August 2014.
  7. Ebola in Liberia: Quarantäne unter Waffengewalt In: Die Tageszeitung. 21. August 2014, abgerufen am 23. August 2014.