Żelisławiec

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Żelisławiec [ʒɛliˈswavʲɛt͡s] (deutsch Sinzlow) ist ein Dorf in der Landgemeinde Stare Czarnowo (Neumark) im Powiat Gryfiński (Greifenhagener Kreis) der polnischen Woiwodschaft Westpommern

Geographische Lage

Das Dorf liegt in Hinterpommern, etwa sieben Kilometer westlich von Stare Czarnowo (Neumark), 14 Kilometer östlich von Gryfino (Greifenhagen) und 17 Kilometer südöstlich von Stettin.

Etwa einen Kilometer nordwestlich des Dorfs liegt der Greifsee (Faule Greif oder Fule Griep) und einen Kilometer nordöstlich der Gliener See.

Geschichte

Pfarrkirche, bis 1945 evangelisch
Kirchdorf Sinzlow ostnordöstlich von Greifenhagen auf einer Landkarte von 1794

Ein älterer Name des Pfarrkirchdorfs ist Czillzelowe (1491).[1] Sinzlow war eines der größeren und kleineren 28 Güter, die bis 1236 Eigentum des Zisterzienser-Klosters Kolbatz geworden waren.[2]

Die Dichte der im Umland des Dorfs in der Vergangenheit aufgefundenen Begräbnisplätze in Gestalt von mit Steinen kreisförmig eingefassten und mit Steinen abgedeckten Urnenhügeln,[3] sogenannter Hünengräber, wie etwa auf der am Anfang des 19. Jahrhunderts Lüttke Greifenhagen genannten Feldmark, hat Historiker schon früh zu der Vermutung veranlasst, dass sich unweit von Sinzlow in prähistorischer Zeit einmal eine größere Wohnsiedlung befunden haben könnte, die an Bedeutung einem Vergleich mit der sagenhaften Stadt Vineta standhält und die vielleicht ein Vorläufer der später entstandenen Stadt Greifenhagen gewesen war.[4] Ein besonders gut erhaltenes Gräberfeld befand sich auf dem sogenannten Mühlenfeld rechts an der Straße von Greifenhagen nach Stargard, die über Sinzlow und Neu Glien führt.[5] In Sinzlow sowie auf dem Sandberg bei dem Dorf sind im 19. Jahrhundert Pfeilspitzen aus Feuerstein und ein Beil aus Diorit gefunden worden.[6]

Um die Mitte des 18. Jahrhunderts hatte das Dorf nur 14 Bauern und zwei Kossäten aufzuweisen, 1755 kamen noch zwei Bauern und 1756 noch zwei Kossäten hinzu.[7] Um 1782 gab es in dem Kirchdorf einen Freischulzen, 16 Bauern, neun Kossäten, einen Prediger, einen Küster, ein Predigerwitwenhaus, ein Predigersiedlungshaus, einen Unterförster, eine Schmiede, einen Krüger und zehn Büdner. Dem Prediger stand das Recht zu, im Gliener See zu fischen, und zwar mit beliebigem Fanggerät, nur nicht mit der Klippe,[7] dem von zwei Personen fortbewegten zweiarmigen Schleppnetz-Sack.[8] Die Sinzlower Wassermühle, eine Lehen- und Erbmühle, hatte die Einwohner von Sinzlow, Kortenhagen und Binow zu Zwangsmahlgästen.[9] Neben der Wassermühle wird 1818 auch und eine Försterei erwähnt.[10]

Am Anfang der 1860er Jahre enthielt das Dorf ein Freischulzengut, sieben Vollbauern, sechs Halbbauern, von denen jeder 170–180 Morgen Land bewirtschaftete, und acht Kossätenhöfe mit je etwa 20 Morgen Land, zwölf Büdner, ein Mühlengrundstück mit Wassermühle, eine Schmiede, einen Krug und gegen 20 Eigentumsgrundstücke.[1]

Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs war Sinzlow Teil des Landkreises Greifenhagen im Regierungsbezirk Stettin der preußischen Provinz Pommern des Deutschen Reichs.

Zum Kriegsende wurde Sinzlow 1945 von der Roten Armee besetzt und anschließend – wie ganz Hinterpommern – von der Sowjetunion gemäß dem Potsdamer Abkommen der Verwaltung der Volksrepublik Polen unterstellt. Sinzlow erhielt den polnischen Namen Żelisławiec.

Demographie

Bevölkerungsentwicklung bis 1946
Jahr Einwohnerzahl Anmerkungen
1782 58 Feuerstellen[7]
1818 385 [10][11]
1822 385 [12]
1852 621 [13]
1865 773 am 1. Januar[1]
1867 741 am 3. Dezember[14]
1871 707 am 1. Dezember, davon 700 Evangelische, eine katholische Person und sechs Juden[14]
1910 496 am 1. Dezember[15]
1925 511 [16]
1933 748 [16]
1939 778 [16]

Dorfkirche

Die Pfarrei erhielt bei der Separation 80 Morgen und 104 Ruten Land, das 1834 an den Gutsbesitzer zu Witstock vererbpachtet wurde. Das Gemäuer der Kirche scheint älter zu sein, Dachstuhl, Innenarchitektur und Turm stammen jedoch aus dem Jahr 1743. Die älteste in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vorhandene Glocke war 1616 gegossen worden.[1]

Kirchspiel

Das bis 1945 evangelische Kirchspiel gehörte zur Synode Neumark. In die Mutterkirche zu Sinzlow eingepfarrt waren die Tochterkirche zu Kortenhagen, der Gutsbezirk Glien, die Sinzlowsche Mühle, das alte Forsthaus, die Försterei Buchenhain und der Pflanzgarten.

Pfarrer vor der Reformation

  • Valentin Jakeman, † 1491
  • Johannes Raen, seit 1491 im Amt

Pfarrer nach der Reformation

Trivia

Im Umland von Sinzlow (wie auch von Hoff, Binow, Kortenhagen und von Stettin) war im 19. Jahrhundert der Andornartige Löwenschwanz (Leonurus marrubiastrum Linné), eine auch unter dem Namen Filziges Herzgespann bekannte wildwachsende Stromtalpflanze, heimisch,[17] die heute (2021) vielerorts als gefährdet gilt.

Mit dem Ort verbundene Persönlichkeiten

Literatur

  • Hans Moderow: Die Evangelischen Geistlichen Pommerns von der Reformation bis zur Gegenwart, 1. Teil, Stettin, 1903.
  • Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogthums Stettin, von Kamin und Hinterpommern; oder des Verwaltungs-Bezirks der Königl. Regierung zu Stettin. Teil II, Band 3: Kreise Greifenhagen und Piritz. Anklam 1868, S. 337–340 (online).

Einzelnachweise

  1. a b c d Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogthums Stettin, von Kamin und Hinterpommern; oder des Verwaltungs-Bezirks der Königl. Regierung zu Stettin. Zweiten Teils dritter Band: Kreise Greifenhagen und Piritz. Anklam 1868, S. 337–340 (online).
  2. Wilhelm Wiesener: Die Geschichte der christlichen Kirche in Pommern zur Wendenzeit. Wiegandt & Grieben, Berlin 1889, S. 251, und S. 343, Ref. Nr. 35).
  3. Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogthums Stettin, von Kamin und Hinterpommern; oder des Verwaltungs-Bezirks der Königl. Regierung zu Stettin. Teil II, Band 3: Kreise Greifenhagen und Piritz. Anklam 1868, S. 160.
  4. Zweiter Jahresbericht der Pommerschen Gesellschaft für Geschichte und Altertumskunde. Vorgelegt am 15. Juni 1827. Stettin 1828, S. 7–56: Bericht des Stettiner Ausschusses, insbesondere S. 44 unten ff.
  5. Ludwig Giesebrecht: Die Gräber des Greifengechlechts heidnischer Zeit. In: Baltische Studien, 10. Jahrgang, Stettin 1844, S. 76–120, insbesondere S. 91.
  6. Erwerbungen des antiquarischen Museums vom 1. April bis 1. October 1876. In: Baltische Studien, 27. Jahrgang, Stettin 1877, S. 27.
  7. a b c Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführiche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogthums Vor- und Hinter-Pommern. Des zweiten Theils erster Band, welcher die Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Königl. Landescollegien in Stettin gehörigen Hinterpommerschen Kreise enthält. Stettin 1784, S. 117, Ziffer (40).
  8. Meyer's Conversations-Lexicon, Band 10, Hildburghausen 1847, S. 370, linke Spalte.
  9. Ludwig Wilhelm Brüggemann, ebenda, S. 124, Ziffer (18).
  10. a b Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 4: P–S, Halle 1823, S. 325, Ziffer 4785.
  11. Ortschafts-Verzeichniß des Regierungs-Bezirks Stettin nach der neuen Kreis-Eintheilung vom Jahr 1817 nebst alphabetischen Register. Stettin, gedruckt bei Carl Wilhelm Struck, VII. Greifenberger Kreis, Ziffer 29.
  12. Friedrich von Restorff: Topographische Beschreibung der Provinz Pommern mit einer statistischen Uebersicht. Berlin und Stettin 1827, S. 197. Ziffer 18 (online).
  13. Kraatz: Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats. Berlin 1856, S. 579.
  14. a b Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preußischen Staats und ihre Bevölkerung. Teil III: Provinz Pommern, Berlin 1874, S. 36–37, Ziffer 68 (online).
  15. Uli Schubert: Gemeindeverzeichnis - Kreis Greifenhagen
  16. a b c Michael Rademacher: Hinterpommern - Kreis Greifenhagen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: treemagic.org.
  17. Albert Dietrich: Flora des Königreichs Preussen oder Abbildung und Beschreibung der in Preussen wildwachsenden Pflanzen. Band 5, mit 72 kolorierten Abbildungen, Berlin 1837, Ziffer 354.

Koordinaten: 53° 17′ N, 14° 40′ O